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Arzneimittellieferengpässe
Ärztepräsident bringt „Arzneimittel-Flohmärkte“ ins Spiel
Deutschland hustet, schnieft und fiebert – und Arzneimittel, vor allem für Kinder, sind knapp. Der Präsident der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt hat nun vorgeschlagen, mit „Flohmärkten für Medikamente in der Nachbarschaft“ Abhilfe zu schaffen. Die ABDA nimmt diese Idee „mit Bestürzung“ auf.
Die Infektionswelle rollt seit einigen Wochen übers Land – noch ist nicht absehbar, ob sie bereits ihren Höhepunkt erreicht hat. Doch vor allem die massiven Lieferprobleme bei Kinder-Fiebersäften sorgen dafür, dass die Öffentlichkeit Alarm schlägt. Dabei sind Arzneimittellieferengpässe schon seit Jahren ein großes Problem. Das weiß im Grunde auch die Politik. Dennoch blieb das Thema immer wieder liegen. Nun hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für diese Woche ein Gesetz gegen Engpässe angekündigt.
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Und am vergangenen Wochenende sprossen plötzlich die Vorschläge, was man alles tun könnte, um die momentane Situation zu verbessern. Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, rief im „Tagesspiegel“ die Bevölkerung dazu auf, einander mit Medikamenten aus der Hausapotheke auszuhelfen. „Jetzt hilft nur Solidarität. Wer gesund ist, muss vorrätige Arznei an Kranke abgeben“, sagte Reinhardt. „Wir brauchen so was wie Flohmärkte für Medikamente in der Nachbarschaft.“ Aus seiner Sicht könnten dabei auch Arzneimittel infrage kommen, deren Haltbarkeitsdatum bereits einige Monate abgelaufen sei. In der Not könne man zahlreiche Medikamente immer noch gefahrlos verwenden.
Reinhardt sagte, es gehe auch darum, wieder zu lernen, „Krisenzeiten pragmatisch und standfest abzuwettern“. Danach könne und müsse man Grundsätzliches angehen, wie die Reform der Arzneimittelproduktion. Die Idee eines weiteren milliardenschweren „Wumms“ zum Aufkauf von Medikamenten weltweit sieht der BÄK-Präsident aber kritisch: „Das hilft nicht. Andere Länder der Welt haben dasselbe Problem. Denen können wir doch die Arzneien nicht wegkaufen.“
ABDA: Gefährlich und keine Lösung für Engpässe
Die ABDA reagierte auf Reinhardts Flohmarkt-Vorschlag mit Bestürzung. „So treibt man Menschen in gefährliche Arzneimitteleinnahmen, löst aber keine Lieferengpässe“, heißt es in einer Pressemitteilung, in der die Standesorganisation das Engagement der Apotheker:innen beim Engpassmanangement würdigt.
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening wies zugleich Mutmaßungen einzelner Politiker zurück, Apotheken würden hamstern. „Wir helfen, die Engpässe zu lösen, wir produzieren sie nicht. Von der Politik ist für diesen Einsatz längst ein spürbarer Dank überfällig!“ Heike Baehrens, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, hatte Apotheker und Arzneimittelgroßhändler am vergangenen Freitag aufgefordert, keine Hamsterkäufe von Medikamenten mehr zu tätigen. Das sei nicht zu verantworten in einer solchen Situation, wo bundesweit im Grunde diese Medikamente verfügbar sein müssen, sagte sie im ARD-Mittagsmagazin und appellierte dafür, wirklich nur einen Vorrat für eine Woche anzulegen.
6 Kommentare
Was nimmt die Dame ?
von ratatosk am 19.12.2022 um 18:32 Uhr
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"Bestürzung"
von Second hand Schmerzpflaster am 19.12.2022 um 13:01 Uhr
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AW: "Bestürzung"
von Norbert Kämpfer am 19.12.2022 um 16:08 Uhr
Reinhardt
von Conny am 19.12.2022 um 12:34 Uhr
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Reinhardts Mülltonne
von Dr.Diefenbach am 19.12.2022 um 12:22 Uhr
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Vorschläge Frau Hännel
von Dr. Radman am 19.12.2022 um 11:27 Uhr
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