Überfüllte Kliniken und Praxen, fehlende Arzneimittel

So will Lauterbach die Versorgung von Kindern sicherstellen

Berlin - 15.12.2022, 17:50 Uhr

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nimmt kurz vor Weihnachten die Kinder in den Blick. (Foto: IMAGO / Political-Moments)

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nimmt kurz vor Weihnachten die Kinder in den Blick. (Foto: IMAGO / Political-Moments)


In der kommenden Woche will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach einen Gesetzentwurf gegen Lieferengpässe vorlegen. Es gehe um kurzfristige Schritte, die man im Verbund mit dem BfArM einleite, erklärte er. Ein Schwerpunkt soll auf Kinderarzneimitteln liegen. Und auch sonst hat Lauterbach einige Pläne, um die medizinische Versorgung der Jüngsten zu verbessern. Die Union fordert indessen angesichts fehlender Kinderarzneimittel einen „Beschaffungsgipfel“.

Die Gesundheitsversorgung von Kindern liegt derzeit im Argen: Kinderkliniken und niedergelassene Kinder- und Jugendärzte kommen angesichts der extremen Welle von Atemwegserkrankungen kaum hinterher. Und dann fehlen auch noch häufig die passenden Medikamente für die jungen Patientinnen und Patienten. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will nun auf verschiedenen Ebenen gegensteuern. Kinder hätten in der Pandemie viel aufgeben müssen, erklärte er am heutigen Donnerstag. Jetzt müssten sie die Versorgung bekommen, die nötig sei. Dafür hat der Minister drei Maßnahmen geplant.

Zum einen sollen die niedergelassenen Kinder- und Jugendärzte sich ihrer Vergütung sicher sein. Sie sollen feste Preise erhalten und die Budgets sollen ausgesetzt werden. Zudem will Lauterbach dafür sorgen, dass der Beruf der Kinderärztin bzw. des Kinderarztes wieder attraktiver wird. Dafür sollen die Budgets in diesem Bereich künftig ganz wegfallen. So sollen sich die Ärzte und Ärztinnen auf die notwendige medizinische Leistung konzentrieren können, ohne bürokratische Budgets im Auge behalten müssen. Und: Kinderkliniken sollen Honorarkräfte anstellen können, die über das Pflegebudget, also die Kassen, abgerechnet werden können. Wenn das alles nicht reichen sollte, so Lauterbach, könne man auch so weit gehen, planbare Eingriffe für Erwachsene auszusetzen, um die Versorgung der Kinder sicherzustellen.

Lieferengpässe überwinden

Was die derzeit fehlenden Arzneimittel für die jungen Patienten und Patientinnen betrifft, soll das neue Gesetz gegen Lieferengpässe helfen. Ein solches hatte er schon Ende November angekündigt. Es wird natürlich auch andere schwer lieferbare Medikamente betreffen, etwa Antibiotika und einige Krebsarzneimittel. Aber einen Schwerpunkt will Lauterbach offenbar bei den Kinderarzneimitteln setzen. Kommende Woche will er den Gesetzentwurf vorlegen. Darin werde es um kurzfristige Maßnahmen gehen, die die Engpässe überwinden sollen. Dabei setzt der Minister auch auf die Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Er würdigte die Arbeit der Behörde, die schon jetzt helfe, Versorgungsengpässe zu vermeiden. 

Genauer werden wollte Lauterbach jedoch nicht. Nur seine Zielrichtung machte er klar: „Es muss uns gelingen, die Lieferengpässe zu überwinden. Wir sind auch in diesem Bereich mit der Ökonomisierung zu weit gegangen.“ Es könne nicht sein, dass der Preis die alleinige Rolle spiele und die Verfügbarkeit eine zu geringe.

Beschaffungsmaßnahmen gefordert

Indessen hat der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge (CDU), mit Blick auf die fehlenden Kinderarzneimittel gefordert, dass es noch vor Jahresende „einen Beschaffungsgipfel von Bund und Ländern“ geben müsse, in dem Sofortmaßnahmen für diesen Winter koordiniert werden. Gegenüber dem Nachrichtenportal t-online erklärte Sorge, Minister Lauterbach müsse sich „schnellstens“ mit Ländern, Herstellern und Großhändlern abstimmen, sich bei Nachbarländern um übergangsweise Lieferungen bemühen und so rasch wie möglich einen Planungs- und Beschaffungsstab einrichten.

Auch der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte verlangt eine von der Politik angeschobene Beschaffungsaktion, um schnell an selten gewordene Präparate für kleine Kinder zu kommen.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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2 Kommentare

Es geschieht uns recht!

von Dr. Radman am 15.12.2022 um 19:29 Uhr

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) arbeite seit Wochen daran, Kinderärzte und Eltern darüber zu informieren, welche nicht lieferbaren Präparate durch andere ersetzt werden könnten. So Lauterbach!
Apotheken kommen beim Ihm gar nicht vor. Dabei sind wir diejenigen, die mit den Eltern rum diskutieren und informieren. Mehr Verachtung für die Apotheken geht nicht. Es geschieht uns recht.

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Karl wie immer

von ratatosk am 15.12.2022 um 18:44 Uhr

War so klar, Arztpraxen bekommen Sicherheit, Lob für eine völlig überforderte Behörde, die auch jetzt noch Probleme hat Lieferprobleme zu erkennen !?. Das übliche Politik-Behördengeschätz. Hat ja 25 Jahre irgendwie hingehauen, ist aber jetzt völlig am Ende. Er steht zwar am Ende eine Kette von Versageri-innen, aber der Herr Ökonom hat leider keinen Schimmer von der Realität. Hersteller strafen, vor Jahren ganz nette Idee, leider haben die Kassen nur auf ihr Boni geschielt, von den Aufsichtsbehörden wurde bei Lieferproblemen nie etwas geahndet. Jetzt ist es zu spät. Nur Karl kann glauben, daß sich die letzten indischen Billiganbieter deutsche Strafen für Billigsprodukte aufzwingen lassen. In vielen Fällen haben sie ja schon aus eigenem Antrieb die Produktion für D beendet - und deutsche Produktion ? ja welche soll das noch sein. Gut, wir haben jetzt theoretisch die tollen QR Codes für Milliarden, die manchmal teuerer sind als die Marge für den Produzenten. So was kann nur Politikern und Ämtlern einfallen. Willkommen im Drittweltstatus in vielen Bereichen, leider fällt es Vielen unglaublich schwer so was wirklich zu realisieren, aber wir haben es uns eindeutig selbst eingebrockt. Paracetamol Supp 125 Al 1,21€ incl. Märchensteuer D. Effizienzreserven ? echt jetzt ? - Wir sind am Ärmel und nichts !! kann uns hier noch retten, da wir völlig blank sind , nein nicht die Bundeswehr wenn diese schießen müßte, sondern produtionstechnisch, da dies Jahre zur Änderung bräuchte. Wie unglaublich schlecht hier Karl und das Bfarm arbeiten zeigt auch die Preiserhöhung für Paracetamosäfte um 7 cent. ! die haben die Dringlichkeit so was von erkannt !! Natürlich wird der Komplex aus Politik und Bfarm sofort wieder was von, sind streng juristisch dafür nicht verantwortlich, etc. etc.

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