Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hält das Basisszenario für das wahrscheinlichste. Hier bleibt es etwa beim Gehabten: Neue Virusvarianten erweisen sich weder als gefährlicher noch als harmloser als die derzeit zirkulierenden. Dann sei damit zu rechnen, dass es über die gesamte kältere Jahreszeit zu einem gehäuften Auftreten von Infektionen und Arbeitsausfällen komme. Trotz moderater COVID-19-Belastung der Intensivmedizin könnten diese Ausfälle erneut flächendeckende Maßnahmen des Übertragungsschutzes (Masken und Abstand in Innenräumen), aber auch Maßnahmen der Kontaktreduktion nach regionaler Maßgabe erforderlich machen.
Ein solches Szenario, so heißt es im Papier, könnte sich über einen langen Zeitraum erstrecken. Würden keine Maßnahmen ergriffen, sei mit circa 1.500 Corona-Toten pro Woche zu rechnen. Ziel der BMG-Strategie für den Herbst ist, die medizinischen Kapazitäten nicht zu überlasten und die kritische Infrastruktur personell aufrechterhalten zu können. Zudem gilt es, schwere Krankheitsverläufe und Long-COVID abzumildern und Todesfälle zu vermeiden.
Konkret umfasst die Strategie für den Herbst sieben Punkten:
1. Impfkampagne: Es wird ausreichend Impfstoff beschafft – bereits verfügbarer, aber auch die künftig angepassten von Biontech und Moderna. Ab September soll es eine neue Impfkampagne geben, die darauf abzielt, Impflücken zu schließen und die vierte Impfung zu bewerben.
2. Testkonzept: Bürgertests sollen eingeschränkt werden auf symptomatische Patient:innen und darüber hinaus unabhängig von Symptomen und Kontaktpersonen für ausgewählte Personengruppen möglich sein (z. B. Präventivtestungen in Pflegeheimen und Krankenhäusern, Kleinkinder, Personen mit erhöhter Kontaktexposition, bei einer Kontraindikation zur Impfung, ausbreitende Infektionslage im „Hotspot“, Geflüchtete aus der Ukraine).
Der Zugang zum PCR-Test erfolgt entweder nach positivem Bürgertest oder bei symptomatischen Patient:innen in Arztpraxen.
Zugleich heißt es im Papier: „Eine gut erreichbare Test-Infrastruktur – auch in Apotheken – soll aufrechterhalten bleiben“. Das ist insofern interessant, als der Expert:innenrat eine Integration in die Infrastruktur der Impfzentren angedacht hatte – doch diese Idee findet im BMG-Papier keine Erwähnung.
Allerdings sollen die Preise für Antigen-Schnelltests und für PCR-Tests abgesenkt werden: Die Gesamtkosten sollen um etwa die Hälfte reduziert werden. Zudem soll durch mehr Kontrollen Betrug zurückgedrängt werden.
Da die bislang gültige Coronavirus-Testverordnung Ende Juni ausläuft, soll diese bis dahin novelliert werden.
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