„Die Kombination aus ovarieller Suppression und Aromatase-Hemmern (Exemestan, Anastrozol sowie Letrozol) führt nachweislich zur stärksten Reduktion der Knochendichte und kann bei prämenopausalen Frauen bis zu 11% pro Jahr betragen [5]. Aber auch Tamoxifen allein, der Goldstandard der Therapie bei prämenopausalen Brustkrebs-Patientinnen, erhöhte die Inzidenz von Osteoporose und Frakturen, verglichen mit einem gesunden Kontrollkollektiv [1, 2, 5]. […] Aus vielen Untersuchungen ist bekannt, dass bei postmenopausalen Patientinnen unter Aromatase-Hemmer-Therapie eine erhöhte Frakturinzidenz resultiert, verglichen mit einer Tamoxifen-Behandlung [1].“
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Anastrozol-Produktion für Tamoxifen verschoben
Der Fall Tamoxifen aus Sicht einer Patientin und Journalistin
Zu Besuch in der Sonderproduktion von Hexal
Die Lieferengpassproblematik ist also bekanntermaßen kompliziert. Der Journalistin Stelzer kommt es dabei auch normal vor, „dass die Hersteller und die Kassen sich streiten, sie haben ja gegensätzliche Interessen“. Sie sieht die Politik in der Pflicht, zu vermitteln, doch beim Bundesgesundheitsministerium (BMG) wollte über den Tamoxifen-Engpass niemand persönlich mit ihr sprechen.
Stelzer war aber zu Besuch bei der Hexal-Sonderproduktion in Barleben bei Magdeburg. Dort hat sie durch eine Scheibe auf Männer geblickt, die blaue Astronautenanzüge und Gummistiefel tragen. „Über gelbe geringelte Schläuche, die zur Decke führen, sind sie an ein Druckluftsystem angeschlossen.“ Zwei Monate lang würden die blauen Männer Tamoxifen produzieren statt der Tabletten, die eigentlich im Plan standen, schreibt sie – 20 Millionen Tabletten. Und dann sagt ihr Grit Müller, die Chefin von 1.150 Mitarbeitern in Barleben, „es bereite ihr Sorgen, dass sie jetzt das andere Medikament nicht produzieren können“: Anastrozol.
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Egal welcher Aromatasehemmer
Anastrozol zählt zu den Aromatase-Hemmern. Sie sind eine Alternative zu Tamoxifen für Brustkrebspatientinnen, wenn keine Kontraindikationen vorliegen. In der Prämenopause muss dann jedoch die Ovarfunktion ausgeschaltet werden. Außerdem bringen sie Nebenwirkungen mit sich:
Es zeigt sich also – auch wenn man bisweilen meist verhindern kann, dass aus einem Lieferengpass ein Versorgungsmangel wird –, dass entsprechende Gegenmaßnahmen nicht einfach sind, und kostensparend wohl ebenfalls nicht. Ein Referent des BMG teilte der „Zeit“ jedoch schriftlich mit, „die Regelungen, die es gebe, um Lieferengpässe bei Arzneimitteln abzuwenden oder abzumildern, hätten sich in der Praxis ‚grundsätzlich bewährt‘. Und er verweist auf den Koalitionsvertrag. Darin ist die Rede davon, die Herstellung der Wirk- und Hilfsstoffe nach Deutschland oder in die EU zurückzuverlagern.“ Die „Zeit“-Autorin fragt sich im Laufe ihrer Recherche allerdings auch: „Was kostet das Sparen eigentlich?“ Wenn der Tamoxifen-Mangel dazu führe, dass mehr Frauen Rückfälle erlitten, dann werde das für die Krankenkassen und für den Staat unvergleichlich viel teurer, denkt sie, „als wenn man statt jährlich 9 Millionen Euro, sagen wir, 12 Millionen für Tamoxifen ausgeben würde“.
1 Kommentar
Kranke Kassen...
von Rolf Lachenmaier am 12.04.2022 um 10:42 Uhr
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