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Nachgerechnet
Mehrwertsteuersenkung fast so schlimm wie höherer Kassenabschlag
38 Cent pro Packung weniger durch beide Maßnahmen: Was bedeutet das fürs Betriebsergebnis?
Doch der Plan aus dem Ministerium sieht ab Anfang 2023 beide Maßnahmen vor - höheren Kassenabschlag und geringere Mehrwertsteuer. Der Netto-Kassenabschlag würde dann auf 1,87 Euro steigen. Den Apotheken blieben 6,48 Euro pro Rx-Packung. Die Belastung betrüge 38 Cent mal 604 Millionen Einheiten, also 230 Millionen Euro pro Jahr, solange beide Maßnahmen gelten.
Unklare Rechnung zu 170 Millionen Euro Entlastung
Das Ministerium gibt dagegen 170 Millionen Euro Entlastung für die GKV an, wobei der Rechenweg im Dunkeln bleibt. Außerdem ist unklar, ob sich der Betrag auf ein Jahr oder auf die Geltungsdauer des erhöhten Kassenabschlags von zwei Jahren bezieht. Aus Krankenkassenperspektive würde die geplante Erhöhung des Kassenabschlags 23 Cent pro Packung ausmachen. Bei 740 Millionen Rx-Packungen pro Jahr wären das die genannten 170 Millionen Euro – und das sogar pro Jahr. Falls das Ministerium so gerechnet haben sollte, hätte es übersehen, dass nicht alle Rx-Packungen zulasten der GKV abgeben werden. Die schwer nachvollziehbaren 170 Millionen Euro Entlastung für die GKV sind weit geringer als die oben ermittelten 230 Millionen Euro Belastung für die Apotheken allein im Jahr 2023. Das spricht dafür, dass der doppelte Effekt auf die Apotheken übersehen wurde.
12.500 Euro weniger Betriebsergebnis pro Durchschnittsapotheke im Jahr 2023
Die oben ermittelte Belastung von 230 Millionen Euro pro Jahr bei beiden Maßnahmen wäre größer als jede einzelne Entlastung der Apotheken seit Einführung des Kombimodells für die Honorierung im Jahr 2004. Denn es ginge um 38 Cent pro GKV-Rx-Packung. Vielleicht ist das gar nicht beabsichtigt. Doch auch 19 Cent pro GKV-Rx-Packung ohne den Mehrwertsteuereffekt wären viel im Vergleich zu früheren Entlastungen. Die jüngste Erhöhung der Notdienstpauschale betrug nur 5 Cent, allerdings für alle Rx-Packungen.
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Mehrwertsteuer auf Arzneimittel dauerhaft senken
Die ermittelte Belastung würde unmittelbar auf das Betriebsergebnis durchschlagen. Denn ihr steht keine Einsparung an anderer Stelle gegenüber. Im Jahr 2023, in dem beide Maßnahmen für das ganze Jahr gelten würden, würde das Betriebsergebnis einer Durchschnittsapotheke allein dadurch um etwa 12.500 Euro sinken. Zugleich werden viele Belastungen weiter zunehmen, insbesondere werden die Kosten durch die Inflation voraussichtlich stark steigen. Das absehbare Ergebnis sind massiv sinkende Gewinne der Apotheken. Für viele dürfte es der letzte Anlass für die Schließung sein. Dagegen erscheint der Einspareffekt für die Krankenkassen sehr begrenzt.
Kompensation für Mehrwertsteuereffekt gefragt
Neben der grundsätzlichen Argumentation, das Apothekensystem im Interesse der Versorgung zu stärken, gilt es den Doppeleffekt beim Kassenschlag deutlich zu machen. Allein die Senkung der Mehrwertsteuer würde dauerhaft schon fast zu der gleichen Belastung der Apotheken führen wie die nur als Sondermaßnahme für zwei Jahre gedachte Erhöhung des Kassenabschlags für sich allein. Hier gilt es genau nachzurechnen, ob das Ministerium nicht über die eigenen Sparideen hinausgeschossen ist. Statt eines höheren Kassenabschlags ist eine Kompensation für die dauerhafte Belastung durch die Mehrwertsteuersenkung gefragt.
3 Kommentare
Kassenabschlag und Mehrwertsteuer
von pille62 am 17.03.2022 um 11:09 Uhr
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Unglaublich!
von Apothekerin72 am 16.03.2022 um 17:48 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Unglaublich - warum denn ?
von ratatosk am 16.03.2022 um 19:05 Uhr
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