Apotheker unterstützt Kiewer Klinik seit 30 Jahren

„Ich werde immer einen Weg finden“

Stuttgart - 28.02.2022, 17:45 Uhr

Für Thomas Harms, Apotheker aus Weil am Rhein, waren der Reaktorunfall in Tschernobyl sowie die Verstrahlung von Menschen und Umwelt der Ausgangspunkt für sein humanitäres Lebenswerk in der Ukraine. (Foto: KiHev)

Für Thomas Harms, Apotheker aus Weil am Rhein, waren der Reaktorunfall in Tschernobyl sowie die Verstrahlung von Menschen und Umwelt der Ausgangspunkt für sein humanitäres Lebenswerk in der Ukraine. (Foto: KiHev)


Inzwischen versorgt die Klinik auch Corona-Patienten und Kriegsopfer

Doch für Harms geht es bei seinem ehrenamtlichen Engagement seit 30 Jahren weniger um die Aufarbeitung der Ursachen als vielmehr um das „Hier und Jetzt“, wie er im Gespräch mit der DAZ immer wieder betont. „Wir behandeln in der Klinik alles.“ Man müsse sich auf jegliche Krankheitsleiden und Verläufe einrichten. Dazu gehörten auch die verschiedensten Leukämieformen. Seit den Unruhen im Osten der Ukraine, die vor acht Jahren begannen, würden zu den physischen auch psychische Beschwerden kommen. Die Zahl kriegstraumatisierter Kinder nehme immer weiter zu und ein Ende sei aufgrund der aktuellen Entwicklungen keineswegs in Sicht.

Um eine bestmögliche Diagnostik und Behandlung zu gewährleisten, bemüht sich der Apotheker in seinem Verein nicht nur um Geldspenden, sondern auch um die Zurverfügungstellung von Arzneimitteln, medizinischen Geräten und Verbrauchsmaterialien. Durchschnittlich dreimal im Jahr reist er selbst nach Kiew und führt Medikamente und Bargeld mit sich. Um unkompliziert ein- und ausreisen zu können, knüpfte er im Laufe der Zeit wichtige Kontakte zu Vertretern von Zoll und anderen Behörden. Vor Ort koordiniert er dann gemeinsam mit dem jeweils leitenden Professor der Klinik die Arbeit.

Seit Beginn der Corona-Pandemie hat er seine Reisetätigkeiten zwangsläufig einschränken müssen. Die russische Militärinvasion würde nun zu noch mehr Ungewissheit führen. Doch Apotheker Harms versucht, unbeeindruckt zu bleiben: Der Klinikbetrieb in West-Kiew laufe. Er stehe fast täglich mit den Verantwortlichen in Kontakt. Inzwischen werden dort auch Corona-Patienten sowie Kriegsopfer behandelt. Der leitende Mediziner lebe mittlerweile selbst in der Einrichtung und habe seine Familie auf dem Land in Sicherheit gebracht. Ein aus Deutschland stammender Ukrainer hatte im Auftrag Harms‘ noch kurz vor Ausbruch des Kriegs eine Hilfslieferung in Kiew übergeben können. Nun sei der Mann auf der Rückreise und befinde sich seit Tagen inmitten der Flüchtlingsströme, aktuell kurz vor Lemberg.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@daz.online


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