Apotheker unterstützt Kiewer Klinik seit 30 Jahren

„Ich werde immer einen Weg finden“

Stuttgart - 28.02.2022, 17:45 Uhr

Für Thomas Harms, Apotheker aus Weil am Rhein, waren der Reaktorunfall in Tschernobyl sowie die Verstrahlung von Menschen und Umwelt der Ausgangspunkt für sein humanitäres Lebenswerk in der Ukraine. (Foto: KiHev)

Für Thomas Harms, Apotheker aus Weil am Rhein, waren der Reaktorunfall in Tschernobyl sowie die Verstrahlung von Menschen und Umwelt der Ausgangspunkt für sein humanitäres Lebenswerk in der Ukraine. (Foto: KiHev)


„Man darf nie jammern, sondern muss versuchen, sich stets einzubringen“

Thomas Harms spricht deutsch, englisch, französisch, spanisch und auch russisch. Das sei besonders in den Anfangsjahren wichtig gewesen, weil er so manchen Dolmetschern nicht über den Weg traute. Nach seinem Pharmaziestudium schlug er in den 1970er-Jahren zunächst eine wissenschaftliche Laufbahn an der Universität Heidelberg ein. Doch die damals noch damit einhergehende Verbeamtung wirkte auf ihn abschreckend, sodass er sich 1980 mit seiner Apotheke am Rathaus in Weil am Rhein selbstständig machte. Standespolitisch war er nie aktiv, rückblickend ist er enttäuscht von den zahlreichen vertanen Chancen seines Berufsstandes. Umso mehr hat er sich in all den Jahrzehnten darum bemüht, immer wieder selbst etwas auf die Beine zu stellen. „Man darf nie jammern, sondern muss versuchen, sich stets einzubringen“, sagt Harms, der für die Fraktion FDP/Freie Bürger im Weiler Stadtrat sitzt, sich im Förderverein städtische Sing- und Musikschule engagiert und seiner gegründeten Kinderhilfe KiHeV vorsteht. „Wenn jeder etwas tut, ist das gut“, meint der Mann, der sich hauptsächlich immer wieder alleine auf den Weg zu „seiner“ Kiewer Strahlenklinik gemacht hat. Kümmerten sich zu Beginn noch 15 Personen um alle Angelegenheiten der Hilfsorganisation, ist es heute vor allem Harms selbst, der agiert und verwaltet. Doch für Kasse, Protokoll und Homepage habe er Leute.

Unterstützungsangebote vor allem in Krisenzeiten

Im vergangenen Jahr spendete die Kinderhilfe KiHeV rund 30.000 Euro, nebst unzähliger Sachgüter. Wie viel es in diesem Jahr werden, kann Harms natürlich nicht beziffern. Unklar bleibt für ihn auch, inwiefern das Krankenhaus und sein Personal durch den Krieg verschont bleiben. „Egal, diese Klinik braucht Unterstützung. Ich mache weiter.“ Aktuell kämen immer wieder Einzelpersonen und Unternehmen auf ihn zu und fragten, wie sie ihn oder die Ukraine allgemein unterstützen könnten. Harms zeigt sich hin- und hergerissen: Einerseits will er die Hilfsangebote nicht ablehnen. Anderseits findet er es befremdlich, dass sich die Menschen immer nur dann für Leid und Not zu interessieren beginnen, wenn die Nachrichtensendungen darüber berichten.

Apotheker Harms fürchtet, dass der Ukraine-Krieg auch hierzulande zunehmend präsenter wird. Hunderttausende sind Medienberichten zufolge auf der Flucht in Richtung Polen, und erste Menschen schon in Deutschland angekommen. „Wer weiß, was das bedeutet und welche Hilfe wir dann hier unmittelbar vor unserer eigenen Haustür leisten müssen.“ Auch dafür stehe er bereit und gleichzeitig kümmere er sich weiter um die Klinik in Kiew, zu der er so bald wie möglich selbst wieder reisen möchte. Wie und wann genau, kann er nicht vorhersagen, dafür aber versichern: „Ich werde immer einen Weg finden.“

Wer den Verein KiHeV unterstützen will:

Kinderhilfe Kiew e.V.
c/o Apotheke am Rathaus
Rathausplatz 3
D- 79576 Weil am Rhein

Tel. 07621 / 97 41 10
Fax 07621 / 97 41 115

Spendenkonten
KiHev
Sparkasse Markgräflerland:
IBAN: DE 22 683 518 65 000 81 31112
BIC: SOLADES1MGL

KiHev
Volksbank Lörrach:
IBAN: 79 683 900 00 0000 380 555
BIC: VOLODE66XXX



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@daz.online


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