Die Antwort lautet:
blau
Sein Name ist Tonic, Gin Tonic - und er eignet sich nicht, um zu morden, wie Mr. Agutter feststellen musste. So viel soll vorneweg verraten sein: Im heutigen DAZ-Adventsrätsel geht es nicht um die Interaktion von Chinin und Loperamid, sondern um einen Kriminalfall, in dem die Dosis den Täter überführte.
Der Fall um Mr. und Mrs. Agutter wird in dem Buch „Molecules of Murder“ von John Emsley ausführlich erzählt. In diesem werden Vergiftungsfälle auch Sicht der Forensik anschaulich aufgearbeitet. Nun zum Fall:
Im Sommer 1994 brach in Edinburgh Panik aus: Mehrere Personen erlitten eine Vergiftung, nachdem sie Tonic Water in einem Safeway Supermarkt gekauft hatten. Eines der Opfer war Mrs. Agutter. Sie hatte zwei Kinder und einen Mann: Mr. Agutter. Dieser war 49 Jahre alt und Biologiedozent an der Napier University in Edinburgh. Er soll ein hervorragender Schachspieler gewesen sein, der strategisch denken und einige Züge im Voraus planen konnte. Doch Mr. Agutter war deprimiert, ihn plagten unter anderem finanzielle Probleme. Außerdem hatte er eine Affäre mit einer jungen Frau und wünschte sich, mit ihr zusammen zu leben. Eine Scheidung hätte allerdings wenig Einkommen und kein zu Hause für ihn bedeutet – seine Frau loszuwerden, schien da der bessere Ausweg.
Die Tat
An einem Abend im August mischte Mr. Agutter seiner Frau einen Gin Tonic. Zuvor war er in einen Safeway Supermarkt im Süden Edinburghs gefahren, um Tonic Water für den Drink zu besorgen. Ein Student der Napier Universitiy will dort beobachtet haben, wie Mr. Agutter Flaschen in die Regale des Supermarktes stellte.
Als Mrs. Agutter den Gin Tonic kostete, den ihr Mann zubereitet hatte, war er ihr zu bitter. Deshalb trank sie ihn nicht aus. Als sie kurz darauf aufstand, wurde ihr schwindelig und sie brach auf dem Flur zusammen. Ihre Kehle schmerzte und sie hatte Halluzinationen. Mr. Agutter versprach, sofort Hilfe zu rufen, doch rief er nur beim Arzt im Ort an, der nicht zu Hause war. So hinterließ ihm Mr. Agutter eine Nachricht. Glücklicherweise – aber wohl gegen die Pläne von Mr. Agutter – gelangte die Nachricht zu einem ortsansässigen Arzt im Dienst, der sofort einen Krankenwagen rief. Als die Mediziner eintrafen, vermuteten sie eine Vergiftung und sicherten deshalb die Flasche mit Tonic Water und den Gin Tonic, den Mrs. Agutter getrunken hatte.
In dieser letzten Augustwoche 1994 wurden neben Mrs. Agutter noch sieben weitere Personen ins Krankenhaus eingeliefert, die unter den gleichen Vergiftungssymptomen wie Mrs. Agutter litten. Sie alle verband, dass sie Tonic Water aus demselben Safeway Supermarkt getrunken hatten. Panik machte sich breit. Die Bürgerinnen und Bürger wurden aufgerufen, alle gekauften Flaschen mit Tonic Water aus dem besagten Store zurückzugeben. Die Flaschen wurden untersucht und in sechs das Tropan-Alkaloid Atropin identifiziert.
Der Fehler
Mr. Agutter hat nie zugegeben, dass er versuchte, seine Frau zu ermorden. Aber die Behörden kamen ihm auf die Schliche, obwohl sein Plan durchdacht war. So hatte er das bitter schmeckende Atropin in Tonic Water gemischt, wo sein Geschmack nicht auffallen sollte. Auch sah es so aus, als ob seine Frau Opfer eines Psychopathen geworden war, der einen Giftanschlag ausgeübt hatte. Doch Mr. Agutter war ein Fehler unterlaufen, der ihn als Täter überführte.
So stellte der Forensiker Dr. Howard Oakley fest, dass in der Flasche, die Mr. Agutter nutzte, um den Drink für Mrs. Agutter zu mischen, viel mehr Atropin enthalten war als in den Flaschen der anderen Opfer. Insgesamt sollen 300 mg in der Falsche gewesen sein – ein Drittel davon in einem großen Gin Tonic mit 100 mg Atropin wären tödlich. Analysen ergaben, dass Mrs. Agutter circa 150 ml des Gin Tonic getrunken und so rund 50 mg Atropin abbekommen hatte. Die anderen Flaschen enthielten rund 10 bis 75 mg/l Atropin.
Ironisches Ende
Im Februar 1995 wurde Mr. Agutter für schuldig erklärt und erhielt eine Freiheitsstrafe von zwölf Jahren. Sieben davon blieb er tatsächlich hinter Gittern. Nach seiner Entlassung zog er zu seinen Eltern nach England und bekam einen Job in Teilzeitarbeit an der Universität in Manchester, wo er an der Abendschule unterrichtete. Sein Fach: Philosophie und Medizinethik.
Das Ende der Geschichte um Mr. Agutter ist auch das Ende des DAZ-Adventsrätsels im Jahr 2024. Die Redaktion bedankt sich bei allen Leserinnen und Lesern fürs Miträtseln und wünscht Frohe Weihnachten! Zum Schluss folgt nun noch die letzte Frage.
Frage:
Einen besonderen Gin Tonic gab es 2024 auch am Stand des Deutschen Apothekerverlags auf der Expopharm zum Jubiläum des Dr. Lennartz Laborprogramms. Der Gin Tonic wurde in einem Erlenmeyerkolben serviert, und die besondere Zutat war natürlich nicht (!) Atropin, sondern ein Farbstoff namens Indigotin. Welche Farbe hatte dieser Gin Tonic?
blau
Stuttgart - 24.12.2024, 06:43 Uhr
Wie die Atropin-Dosis in einem vergifteten Gin Tonic den Täter überführte, erfahren Sie im heutigen DAZ-Adventsrätsel. (Foto: Pavel / AdobeStock)