14. Zukunftskongress Öffentliche Apotheke

Viele warme Worte und wenig klare Pläne für die Apotheken

Düsseldorf/Münster - 21.02.2022, 12:15 Uhr

Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, äußerte die Hoffnung, dass die Politik als Lehre aus der Pandemie die Apotheken fördert. Hier auf dem Deutschen Apothekertag in Düsseldorf, 2021. (Foto: c / Alex Schelbert)

Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, äußerte die Hoffnung, dass die Politik als Lehre aus der Pandemie die Apotheken fördert. Hier auf dem Deutschen Apothekertag in Düsseldorf, 2021. (Foto: c / Alex Schelbert)


Wettbewerb um Arbeitskräfte

Zum weiteren Veranstaltungsprogramm gehörten eine Keynote von Bestseller-Autor Frank Schätzing zum Klimawandel und ein Vortrag des Arbeitsmarktforschers Prof. Dr. Stefan Sell über die Folgen des demografischen Wandels (mehr dazu demnächst bei DAZ.online). Sell mahnte, dass insbesondere den Gesundheitsberufen ein massiver Mangel an Arbeitskräften drohe. Dies erfordere grundlegend andere Sichtweisen, vornehmlich mehr Kooperation und das Aufweichen hierarchischer Strukturen.

In der anschließenden berufspolitischen Diskussion forderte Preis, die Politik solle in die Versorgung der Menschen investieren. Dabei seien die Apotheken eine wichtige Stelle. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dirk Heidenblut (SPD) erklärte, die Zahl der Studienplätze müsse erhöht werden und die Berufe müssten attraktiver werden. Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Dr. Paula Piechotta betonte, die junge Generation ticke anders. Mehr Studienplätze seien in gewissem Umfang sinnvoll, würden aber nichts bringen, wenn die Arbeitsbedingungen nicht besser werden. Zu den Pflegeberufen betonte Piechotta, die Pflege müsse multiprofessioneller werden. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Georg Kippels forderte ein neues Grundverständnis für mehr Arbeit im Team und mehr eigenverantwortliche Tätigkeit für Ausbildungsberufe.

Kontroverse um Bürokratie

Preis betonte, die Apotheken müssten wegen des harten Wettbewerbs um künftige Arbeitskräfte ansprechende Gehälter zahlen und bräuchten dafür mehr Geld. Außerdem müsse die Belastung durch die Bürokratie vermindert werden, um die Attraktivität der Apothekenberufe zu erhöhen. Heidenblut zeigte sich offen für den Bürokratieabbau, er könne aber nicht sagen, wie dies gelinge. Kippels erklärte, dass Bürokratie teilweise durch das Bemühen um Patientensicherheit ausgelöst werde. Hier entstehe ein Spannungsfeld. Entlastungen, die sich in der Pandemie bewährt haben, seien aber sinnvoll, betonte Kippels. Preis forderte, die Präqualifizierung abzuschaffen, die bei Arzneimittelzubehör wie Pennadeln zum Versorgungshindernis werde. Piechotta entgegnete, Qualität müsse nachvollziehbar sein. Es werde daher mit den Grünen keine Politik geben, die alle solche Regelungen über Bord werfe. Kippels ergänzte, Patientenvertreter würden mit Blick auf die Qualität vermutlich erklären, es könne gar nicht genug Bürokratie geben. Piechotta und Kippels verwiesen auf angebliche Chancen, die Bürokratie mithilfe der Digitalisierung zu vereinfachen. Daraufhin klagte Preis über zu viel Misstrauen. Es gehe um weniger Staat und mehr Verantwortung für die freien Berufe, die damit zu attraktiven Arbeitsplätzen würden.

Noch länger Warten auf pharmazeutische Dienstleistungen

Auch die neuen pharmazeutischen Dienstleistungen kamen zur Sprache. Preis erklärte, sie seien leider im Schiedsverfahren und ergänzte „vielleicht bis Sommer oder Herbst“, erläuterte aber nicht, woher diese Einschätzung kommt. Wichtig sei, dass diese Leistungen nicht nur Spezialfälle betreffen, sondern die großen Volkskrankheiten. Durch die Betreuung der Patienten könne die Effizienz der Arzneimittel sehr gesteigert werden, wenn die regelmäßige Einnahme gesichert wird. Doch für ein flächendeckendes Angebot seien mehr als die vorgesehenen 150 Millionen Euro pro Jahr nötig, erklärte Preis. Daraufhin zeigte sich Heidenblut offen für eine Nachbesserung. Wenn die Schiedsstelle „nur klein-klein“ entscheide, sei eventuell auch mehr Geld für weitere Leistungen möglich. Piechotta sieht den größten Bedarf bei der Polypharmazie. Doch mehr Geld könne es nur für spürbare Versorgungsverbesserungen geben.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

"Aufsatteln"

von Torben Schreiner am 21.02.2022 um 12:44 Uhr

Heißt es richtig Spar- oder Spargelorgien?

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