Gegen Pfeiffer´sches Drüsenfieber, Tumore und ME/CFS

Epstein-Barr-Virus: Moderna tritt mit mRNA-Impfstoff in klinische Phase ein

Stuttgart - 13.01.2022, 09:15 Uhr

Könnte eine mRNA-Impfung den großen Durchbruch bei EBV bringen? (b/Foto: desertsands / AdobeStock)

Könnte eine mRNA-Impfung den großen Durchbruch bei EBV bringen? (b/Foto: desertsands / AdobeStock)


Wird die mRNA-Technologie unsere Impstoffentwicklung revolutionieren? Nicht nur im Bereich Corona wird fleißig geforscht. So meldete Biontech erst kürzlich einen mRNA-Impfstoff gegen Herpes Zoster zu entwickeln. Moderna hat nun bereits mit der klinischen Phase eines mRNA-Impfstoffs gegen das Epstein-Barr-Virus (EBV) begonnen. Noch ist niemandem die Entwicklung eines Impfstoffs gegen EBV gelungen.  

Zu den gefürchteten Folgen von COVID-19 gehört das Chronische Fatigue Syndrom (ME/CFS, synonym Myalgische Encephalomyelitis, ME). Diese besonders schwere Form einer Fatigue* kennt man nicht nur als Folge von COVID-19, sondern auch beispielsweise von der infektiösen Mononukleose (Pfeiffer´sches Drüsenfieber), ausgelöst durch das Epstein-Barr-Virus (EBV). (*Auf dem Internetauftritt des Fatigue Centrums der Charité können Sie den Unterschied zwischen dem häufigen Symptom einer „Fatigue“ und dem seltenen „Chronischen Fatigue Syndrom (CFS)“ nachlesen.)

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EBV gehört zur Familie der Herpesviren (Humanes-Herpes-Virus 4). Fast alle Menschen seien oft unbemerkt infiziert, schreibt das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung auf seiner Seite.  „Indem EBV die Teilung der befallenen Zellen stört, trägt es zur Entstehung von Krebs bei“, heißt es außerdem. 

Laut dem „Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.“ wird das Pfeiffer’sche Drüsenfieber hauptsächlich über den Speichel übertragen und tritt bevorzugt bei jungen Menschen zwischen 15 und 25 Jahren auf (umgangssprachlich auch Kuss-Krankheit oder Studentenfieber). Typische Symptome sind Fieber, Lymphknotenschwellung und Entzündungen im Rachenbereich. Außerdem sollen Betroffene während der zweiten und dritten Woche der Erkrankung am stärksten unter Müdigkeit leiden, wobei das Fieber immer wieder sinken und ansteigen kann. Im Normalfall sei die Infektion nach ca. drei Wochen überstanden. Jedoch können weitere Wochen bis Monate vergehen, bis der Patient seine volle Leistungsfähigkeit wieder erlangt hat – wie bei COVID-19. „In sehr seltenen Fällen geht die Infektion in eine chronische Form über“, heißt es – also ME/CFS. 

Zusätzlich steht die Hypothese im Raum, dass „das Epstein-Barr-Virus andere Krankheiten verstärken kann“. Gründe für einen Impfstoff gegen EBV gibt es also eigentlich genügend.

Prof. Dr. Dr. Henri-Jaques Delecluse vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) Heidelberg erklärte 2020 aber auf der Interpharm, dass – obwohl weltweit mehrere Labore an einem Impfstoff gegen EBV arbeiten – bisher alle Versuche, der Entwicklung gescheitert sind. Priv.-Doz. Dr. Stefan Oswald erklärte 2019 in der DAZ zudem, dass das Problem die Lebenszyklen der Epstein-Barr-Viren seien. In der latenten Phase würden nur sehr wenige Virusproteine gebildet und die Infektion für das Immunsystem dadurch quasi unsichtbar. „Gerade die latente Phase wird aber für die onkogene Wirkung der Epstein-Barr-Viren verantwortlich gemacht“, heißt es. 



Deutsche Apotheker Zeitung / dm
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

ME/CFS ist nicht eine bzw. „diese Fatigue“

von Sonja Kohl am 14.01.2022 um 19:53 Uhr

Liebes @DAZheute Team,

ich freue mich, dass Sie im Zusammenhang mit dem EBV-Impfstoff über ME/CFS als mögl. Folge einer infektiösen Mononucleosis o. Covid-19 sprechen. Bei ME/CFS handelt es sich jedoch um eine eigenständige Krankheit und nicht um das SYMPTOM Fatigue.

Kernsymptom von ME/CFS ist nicht, wie oft angenommen, die Fatigue, sondern die aktivitäts-und sinnesreizgetriggerte Verschlechterung aller Symptome (post-exertionelle  Malaise [PEM]), die eine unverhältnismäßige, lang anhaltende oder sogar eine dauerhafte Zustandsverschlechterung auslösen kann. Auslöser können zwei körperliche Stressoren, wie Bewegung und eine längere aufrechte Position sein, aber auch sensorische Reize (wie Geräusche oder Licht) sowie kognitive und emotionale Stressoren können dies induzieren.

Die PEM tritt oft zeitverzögert nach Aktivität auf (bis zu 48h) und wird vermutlich durch eine Störung des autonomen Nervensystems und des zellulären Energiestoffwechsels ausgelöst. ME/CFS ist als eine eigenständige, komplexe Krankheit definiert und abzugrenzen vom Symptom „Fatigue”, welches bei vielen anderen Grunderkrankungen auftreten kann.

Die Deutsche Gesellschaft für ME/CFS klärt auf ihrer Seite im Bereich „Fallstricke in der Berichterstattung“ auf und gibt nützliche Tipps und liefert wertvolle Informationen. Ich würde mich freuen, wenn Sie dies korrigieren könnten.

Ich bedanke mich im Voraus. https://www.mecfs.de/presse/infos-zu-me-cfs/

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: ME/CFS ist nicht eine bzw. „diese

von Redaktion DAZ am 17.01.2022 um 10:52 Uhr

Liebe Frau Kohl,

vielen Dank für den Hinweis! Wir haben den ersten Absatz präzisiert und nochmals einen weiterführenden Text verlinkt.

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