Borreliose-Prophylaxe

Doch besser einmalig Doxycyclin nach Zeckenstich?

Stuttgart - 10.01.2022, 07:00 Uhr

Nach einem Zeckenstich: Sollte jeder Gestochene sofort ein Antibiotikum zur Borreliose-Prophylaxe erhalten? (s / Foto: malykalexa777 / AdobeStock)

Nach einem Zeckenstich: Sollte jeder Gestochene sofort ein Antibiotikum zur Borreliose-Prophylaxe erhalten? (s / Foto: malykalexa777 / AdobeStock)


Was raten die Leitlinien?

Vergleicht man die Empfehlungen zur Borreliose-Prophylaxe nach Zeckenstich, zeichnet sich kein global einheitliches Bild.

Die deutsche S2k-Leitlinie „Kutane Lyme-Borreliose“ von 2016 (abgelaufen Ende März 2021) rät von einer Antibiotikaprophylaxe zur Vorbeugung von Borreliose nach einem Zeckenstich ab: „Eine lokale oder systemische prophylaktische antibiotische Behandlung nach Zeckenstich wird nicht empfohlen“. Auch das Untersuchen der entfernten Zecke auf Borrelien empfiehlt sie nicht. Ihr Rat: Bedeckende Kleidung tragen, die Haut nach Aufenthalt im Freien mit möglichem Zeckenkontakt auf Zecken absuchen und – mit Einschränkung – das Nutzen zeckenabweisender Repellentien. Zudem sollte man im Falle eines Zeckenstiches die Zecke schnellstmöglich entfernen und die Stichstelle bis zu sechs Wochen beobachten.

Die IDSA (Infectious Diseases Society of America) empfiehlt hingegen – neben Repellenzien wie DEET und dem sofortigen Entfernen der Zecke – allen Kindern und Erwachsenen mit Hochrisikozeckenstichen (der Biss stammt von einer identifizierten Ixodes spp., hochendemisches Zeckengebiet, Biss dauerte mindestens 36 Stunden), eine Antibiotikaprophylaxe innerhalb von 72 Stunden nach Entfernung der Zecke. Sie rät zu einmalig zu oralem Doxycyclin (200 mg für Erwachsene, 4,4 mg/ kg KG für Kinder bis maximal 200 mg).

2014 veröffentlichte die ILADS (International Lyme and Associated Diseases Society) ihre Empfehlungen, wie bei Zeckenstichen vorzugehen ist: Sie rät seither von einer einmaligen 200-mg-Doxycyclin-Prophylaxe ab. Es sei nicht nur unwahrscheinlich, dass es hochwirksam sei, sondern die fehlgeschlagene Therapie führte in der Humanstudie zu einem seronegativen Krankheitszustand. Stattdessen sollten – auf Grundlage von Tierstudien – nach bekanntem Biss mit schwarzbeinigen Zecken die Betroffenen 20 Tage Doxycyclin erhalten.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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