Borreliose-Prophylaxe

Doch besser einmalig Doxycyclin nach Zeckenstich?

Stuttgart - 10.01.2022, 07:00 Uhr

Nach einem Zeckenstich: Sollte jeder Gestochene sofort ein Antibiotikum zur Borreliose-Prophylaxe erhalten? (s / Foto: malykalexa777 / AdobeStock)

Nach einem Zeckenstich: Sollte jeder Gestochene sofort ein Antibiotikum zur Borreliose-Prophylaxe erhalten? (s / Foto: malykalexa777 / AdobeStock)


Einmalig 200 mg Doxycyclin reduziert Borreliose-Risiko

Allerdings waren nicht alle Ergebnisse statistisch signifikant, so die bei der zehntägigen Antibiose und der topischen Therapie: „Unsere Subgruppenanalyse ergab, dass Patienten, die eine Einzeldosis Doxycyclin (200 mg) erhielten, ein geringeres Risiko hatten, eine Lyme-Borreliose zu entwickeln, als Patienten, die ein Placebo erhielten, während es keine Belege für die Wirksamkeit einer zehntägigen Behandlung und einer Behandlung mit topischen Antibiotika gibt“. Diese Ergebnisse stützten die Strategie einer einmaligen oralen Doxycyclin-Therapie zur Prävention von Borreliose, so die Wissenschaftler:innen.

Keine routinemäßigen Antibiotikaprophylaxe nach Zeckenstich

Trotz ihrer Empfehlung wissen sie auch um die Nebenwirkung antibiotischer Behandlungen und geben zu bedenken, dass ihrer Schätzung zufolge 50 Patient:innen mit einer Einzeldosis Doxycyclin behandelt werden müssten, um einen Fall einer Borreliose zu verhindern (Number needed to treat). Somit raten die Studienautor:innen nicht zu einer generellen und routinemäßigen Antibiotikaprophylaxe nach Zeckenstich. Es müsse unbedingt ermittelt werden, wer für eine Prophylaxe infrage komme. Laut der Leitlinie der International Lyme and Associated Diseases Society (ILADS) gilt ein Zeckenstich erst dann als risikoreich, wenn die Zecke mehr als 36 Stunden festsaß. Einer Studie, veröffentlicht im Fachjournal „Clinical Infectious Diseases“ („Assessment of Duration of Tick Feeding by the Scutal Index Reduces Need for Antibiotic Prophylaxis After Ixodes scapularis Tick Bites“) zufolge, sitzen jedoch 52,5 Prozent der Zecken weniger als 36 Stunden – das würde bedeuten, dass die Hälfte der Zeckengestochenen schon einmal keine Antibiose benötigten, so die Wissenschaftler:innen hinter der Meta-Analyse.

Stichdauer und Alter der Zecke

Auch gibt es Hinweise, dass Stiche von Nymphenzecken häufiger zu einem Erythma migrans führen als Stiche von adulten Zecken (5,6 Prozent vs. 0 Prozent) und dass die Infektionswahrscheinlichkeit sinkt, wenn die Zecken nur teilweise vollgesogen sind (was mit der Stichdauer korreliert) – nachzulesen in einer 2001 im „New England Journal of Medicine“ veröffentlichten Studie („Prophylaxis with Single-Dose Doxycycline for the Prevention of Lyme Disease after an Ixodes scapularis Tick Bite“). Diese Ergebnisse könnten wertvolle Informationen für Kliniker:innen liefern, bedürfen aber weiterer Bestätigung, finden die Wissenschaftler:innen.

Die Schwächen der Studie

Die Meta-Analyse hat auch Schwächen. So räumen die Wissenschaftler:innen ein, dass vier Studien aus den Vereinigten Staaten und zwei aus Europa stammten. Unterschiede bei den Zeckenarten und Borrelia burgdorferi-Subspezies könnten somit zur Heterogenität beigetragen haben. Zudem definierten sie „Erythema migrans“ als wichtigsten Endpunkt der eingeschlossenen Studien, sodass vielleicht die tatsächliche Inzidenz von Borrelien-Infektionen unterschätzt wurde. Daher sei die Evidenz der Meta-Analyse „begrenzt“ und bedürfe weitere Bestätigung.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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