B.1.1.529

Die Omikron-Variante: Zahlen, Fakten und Befürchtungen

Düsseldorf - 07.12.2021, 09:15 Uhr

Ein Teil der Gensequenz der Variante Omikron stammt allem Anschein nach sogar aus einem ganz anderen Coronavirus, dem weltweit seit vielleicht Jahrhunderten endemischen Humanen Coronavirus 229E (HCoV-229E). (Foto: dottedyeti / AdobeStock)

Ein Teil der Gensequenz der Variante Omikron stammt allem Anschein nach sogar aus einem ganz anderen Coronavirus, dem weltweit seit vielleicht Jahrhunderten endemischen Humanen Coronavirus 229E (HCoV-229E). (Foto: dottedyeti / AdobeStock)


Neues Coronavirus + altes Coronavirus = Omikron?

Experten vermuten, dass diese Veränderungen dem Virus eine höhere Infektiosität verleihen und es ihm ermöglichen, der Immunabwehr von Genesenen und Geimpften zu entkommen (Immunescape) und diese erneut zu infizieren. In zwei Patienten in Hongkong wurde zudem eine deutlich erhöhte Virenlast, also eine insgesamt deutlich höhere Anzahl an aktiven Viren, als in bislang Infizierten gefunden.

Die Infektionszahlen und die rasche weltweite Verbreitung in der kurzen Zeit seit der Entdeckung deuten darauf hin, dass Omikron tatsächlich das Potenzial hat, Delta zu verdrängen und auch mindestens Genesene erneut zu infizieren. Viele der bislang bestätigten Fälle waren außerdem bereits zweimal geimpft, was die Fähigkeit zum Impfdurchbruch untermauert.

Bislang seien allerdings vor allem milde Verläufe beobachtet worden, heißt es – die Datenlage ist aber immer noch zu gering.

Mehr zum Thema

Neue Corona-Variante noch nicht in Deutschland

Impfungen wohl weniger effektiv gegen neue Variante B.1.1.529

Ein Teil der Gensequenz der Variante Omikron stammt allem Anschein nach sogar aus einem ganz anderen Coronavirus, dem weltweit seit vielleicht Jahrhunderten endemischen Humanen Coronavirus 229E (HCoV-229E). Es löst beim Menschen „normale“ Erkältungen aus und ist auch auf Fledermäuse übertragbar. Forscher des US-Unternehmens Nference entdeckten die Sequenz und publizierten ihre Arbeit.

Forscher vermuten, dass sich die Genome innerhalb eines menschlichen Wirtes rekombiniert haben könnten. Daraus könnte auch eine noch bessere Anpassung des Virus an den Menschen resultieren.

Anzeichen für eine höhere Infektiosität

Bislang ist die Datenlage zu den Eigenschaften von Omikron noch dünn. Die Geschwindigkeit, mit der Omikron allerdings in Südafrika die Epidemie getrieben hat, lässt zumindest Rückschlüsse auf die Fähigkeit des Erregers zu, neuen Wirte zu infizieren. Am 9. November 2021, dem Tag, auf den die älteste omikronpositive Probe datiert, verzeichnete Südafrika 245 neue COVID-19-Fälle, am 23. November 2021 waren es bereits 18.586 neue Fälle. Aktuell, Stand 5. Dezember verzeichnete man 11.125 Fälle. Die Reproduktionszahl lag dabei in der Provinz Gauteng zeitweilig bei 2,3. Omikron hat dabei bereits einen Anteil von 80 Prozent und hat demnach Delta in Südafrika verdrängt.

Auch die Zahl der Reinfektionen, also neu Infizierter, die bereits einmal genesen waren, steigt deutlich an, berichtet eine aktuelle Studie aus Südafrika. Demnach könne das Risiko einer Reinfektion bei Omikron doppelt so hoch liegen wie bei den bisherigen Varianten.

Mehr junge Kinder im Krankenhaus*

Erste Zahlen deuten wohl auch darauf hin, dass Omikron besonders jüngere Kinder deutlich stärker treffen könnte, als das bei den bisherigen Varianten der Fall war. So zitiert die Nachrichtenagentur dpa die Wissenschaftlerin Michelle Groome vom Nationalen Institut für übertragbare Krankheiten NICD in Südafrika mit der Aussage, kleine Kinder unter fünf Jahren machten nach den Älteren nun die zweitgrößte Gruppe der Patienten aus, die mit COVID-19 in ein Krankenhaus eingeliefert wurden.

Neutralisierende Antikörper aus Impfung oder Genesung könnten an Omikron scheitern

Eine kürzlich in Nature erschienene Studie hat noch unabhängig von der Variante Omikron darlegen können, dass ein stark verändertes Spike-Protein, besonders mit veränderter Struktur der Rezeptorbindedomäne, neutralisierenden Antikörpern, die aus einer Genesung oder einer zweifachen Impfung resultieren, entkommen kann.

Neutralisierende Antikörper verhindern normalerweise, dass es überhaupt zu einer Infektion kommen kann. Bei Omikron ist ein solch mehrfach verändertes S-Protein gegeben, was einen Hinweis auf die häufigen beobachteten Reinfektionen geben kann. Übertragen auf die Impfung könnte das bedeuten, dass eine Infektion durch Omikron bei Geimpften – sogenannte Impfdurchbrüche – häufiger werden könnten.

Allerdings induzieren sowohl die Impfung als auch eine überstandene Infektion auch eine T-Zell-Antwort des Immunsystems. Womöglich ist daher bei Genesenen und Geimpften mit schwächeren Krankheitsverläufen zu rechnen – dafür fehlen aber auch noch verlässliche Daten. Eine Anpassung der Impfstoffe an die neue Variante werde allerdings wohl noch Monate dauern, heißt es

Noch keine deutlichen Hinweise auf anderen Krankheitsverlauf

Insgesamt gibt es noch keine Hinweise auf einen schwereren Krankheitsverlauf. Erste Berichte sprachen auch von ganz anderen milderen Symptomen wie einem ausgeprägten Krankheitsgefühl, Müdigkeit und ähnlichem. Die hohe Virenlast, die bei den Patienten in Hongkong gefunden wurde, deutet für andere Forscher aber auf einen möglichen viel schwereren Verlauf hin. Auch das lässt sich noch nicht mit abschließender Sicherheit sagen.



Volker Budinger, Diplom-Biologe, freier Journalist
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Viren-Variantenreichtum, Dauer des Impfschutzes,

von Dr. Dietmar Roth, Rottenburg am 07.12.2021 um 17:27 Uhr

Mein Fazit mit meinem Kenntnisstand zum 06.12.2021. lautet:
In Zukunft können wir uns darauf einstellen ein-bis zweimal im Jahr mit dem jeweils dann aktuellen Coronaimpfstoff
geimpft zu werden.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.