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Hand-Fuß-Mund-Krankheit: Fiebersaft und Vanilleeis als Medizin
Kita-Kinder und ihre Eltern werden in diesem Jahr nicht geschont: Gefühlt steht alle zwei Wochen ein neuer Keim auf der Tagesordnung, der sich munter beim Spielen und Toben verbreitet und zu Krankentagen zwingt. Auffallend ist, dass die Infektionen früher und geballter als üblich verlaufen. Hat in den vergangenen Wochen noch das RS-Virus für Unruhe gesorgt, führen vielerorts nun Enteroviren die Hitliste an. Die Fallzahlen von Hand-Fuß-Mund-Krankheit steigen seit Jahren. Im Unterschied zu anderen Kinderkrankheiten schützt eine Infektion aber nicht vor wiederholter Ansteckung.
Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK), seltener auch als Hand-Fuß-Mund-Exanthem oder Falsche Maul- und Klauenseuche bezeichnet, tritt gehäuft im Spätsommer und Herbst in Erscheinung und betrifft vor allem Kinder unter zehn Jahren. Haupterreger sind Enteroviren der Gruppe A, darunter Coxsackie A-Viren (A2 - A8, A10, A12, A14, A16), Enterovirus A71 (EV-A71) und neuere Serotypen. Sie können den Magen unbeschadet passieren und sind relativ resistent gegen Umwelteinflüsse.
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Das einzige Reservoir ist der Mensch. Eine Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten (Nasen- und Rachensekreten, Speichel, Sekreten aus Bläschen) oder Stuhl und durch Kontakt mit kontaminierten Oberflächen. Vor allem in den ersten Tagen nach der Ansteckung spielt aber auch die Tröpfcheninfektion eine Rolle. Die Inkubationszeit liegt zwischen drei und zehn Tagen.
Wie äußert sich die Krankheit?
Die Krankheit kündigt sich meist durch Fieber und Appetitlosigkeit an, gegebenenfalls auch durch Halsschmerzen. Nach ein bis zwei Tagen bilden sich häufig kleine rote Flecken im Mundbereich, an den Handflächen und den Fußsohlen, manchmal mit Blasenbildung, aber in aller Regel ohne Juckreiz. Insbesondere bei der Ulzeration der Bläschen sind die Patienten hochkontagiös. Der Hautausschlag kann auch am Gesäß, im Genitalbereich, an den Knien und den Ellenbogen auftreten. Quälend können schmerzhafte Enantheme der Mundschleimhaut sein. Nach fünf bis zwölf Tagen ist aber größtenteils alles überstanden, auch ohne ärztliche Hilfe.
Insbesondere aus dem westpazifischen Raum gibt es regelmäßig Berichte über große Ausbrüche der Hand-Fuß-Mund-Krankheit mit schweren Verläufen. Sehr selten breitet sich das Virus im zentralen Nervensystem aus und verursacht virale Hirnhaut- oder Gehirnentzündungen mit Verwirrtheit und Krampfanfällen bis hin Lähmungserscheinungen, Koma oder Tod. Derartige Fälle gehen oft auf das Konto von EV-A71-Viren. Hierzulande verläuft die Erkrankung in der Regel mild. Bei atypischen Verläufen verlieren einige Patienten etwa vier Wochen nach der Infektion Finger- und Zehennägel, die aber wieder nachwachsen.
Muss das infizierte Kind zu Hause bleiben?
In 80 Prozent der Fälle verläuft die Erkrankung unbemerkt, insbesondere bei Erwachsenen, die nur selten Fieber oder Ausschlag entwickeln. Doch auch asymptomatisch infizierte Personen können infektiös sein und das sogar mehrere Wochen lang, solange die Viren über den Stuhl ausgeschieden werden. Dem Robert Koch-Institut (RKI) erscheint eine generelle Empfehlung zum Ausschluss von erkrankten Kindern aus Kindergärten oder Schulen deshalb nicht zielführend. Aus infektionspräventiver Sicht ist ein Fernbleiben bei akuter Symptomatik aber sinnvoll. Sobald die Bläschen eingetrocknet sind, können die Kinder die Einrichtung meist wieder besuchen. Eine bundesweite Meldepflicht für Hand-Fuß-Mund-Krankheit besteht in Deutschland nicht.
Ist eine Infektion während der Schwangerschaft gefährlich?
Hinweise auf Komplikationen durch eine Infektion während der Schwangerschaft sind sehr selten. In der Regel besteht also kein Grund zur Sorge, außer der Geburtstermin steht kurz bevor. Das Virus könnte auf das Neugeborene übertragen werden, das insbesondere in den ersten beiden Lebenswochen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf hat.
Was kann man tun?
Wie so viele andere Viruserkrankungen kann auch die Hand-Fuß-Mund-Krankheit nur symptomatisch behandelt werden. An oberster Stelle steht die Prävention: Regelmäßiges und sorgfältiges Händewaschen sind entscheidend, ebenso die gründliche Reinigung von kontaminierten Oberflächen. Erkrankte sollten nicht umarmt oder geküsst werden oder Gegenstände teilen. Gerade im Kindergartenalter kann man allerdings wenig auf Einsicht hoffen.
Hat sich das Kind angesteckt, sollte man Analgetika wie Paracetamol oder Ibuprofen in kindgerechter Formulierung im Haus haben. Gegen juckenden Ausschlag helfen Zinkoxid-Schüttelmixtur oder Präparate auf Basis von Polidocanol. Problematisch wird es, wenn Kinder wegen der schmerzenden Bläschen im Mund nicht trinken und essen wollen. Zubereitungen mit Lokalanästhetika können Linderung verschaffen. InfectoGingi® Mundgel, Dynexan® Mundgel und Parodontal Mundsalbe können bereits ab dem Säuglingsalter angewendet werden, Dentinox® Gel N hat laut CAVE-Modul eine Anwendungsbeschränkung nach dem vollendeten dritten Lebensjahr. Kamistad® Gel ist erst ab zwölf Jahren zugelassen. Die Kinder-Variante Kamistad® Baby Gel enthält kein Lidocain. Ältere Kinder könnten auch Lokalanästhetika-haltige Halsschmerztabletten lutschen.
Dem Kind sollten grundsätzlich Getränke ohne Säure, also keine Säfte oder Früchtetees, angeboten werden. Saure, salzige oder scharf gewürzte Lebensmittel sind zu vermeiden. Kühle oder lauwarme Speisen wie Brei, Joghurt oder Suppe werden meist besser toleriert und könnten auch mit einem Strohhalm aufgenommen werden. Ein verbreiteter Tipp ist die „Behandlung“ mit Speiseeis: Es sorgt für Flüssigkeits- und Kalorienaufnahme und der Kühleffekt lindert die Symptomatik.
Korrektur: Dentinox® Gel N hat laut CAVE-Modul eine Anwendungsbeschränkung nach dem vollendeten dritten Lebensjahr. In einer ursprünglichen Fassung hieß es, es sei erst nach dem dritten Lebensjahr zugelassen.
2 Kommentare
Dentinox
von K. Stülcken am 15.11.2021 um 10:26 Uhr
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AW: Dentinox
von DAZ-Redaktion am 15.11.2021 um 16:40 Uhr
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