Arzneimittel und Therapie

Schmerzen lindern und abwarten

Bei der Hand-Fuß-Mund-Krankheit gibt es wenige Optionen

Im Spätsommer und Herbst ist Hochsaison für die Hand-Fuß-Mund-Krankheit. In den meisten Fällen verläuft sie mild. Bei Symptomen wie Fieber oder Schmerzen auf der Mundschleimhaut infolge der damit verbundenen Läsionen können fiebersenkende und schmerzstillende Mittel empfohlen werden. Besondere Bedeutung kommt der Händehygiene zu.

Erreger dieser laut ICD-10 als ­„Vesikuläre Stomatitis mit Exanthem durch Enteroviren“ klassifizierten ­Erkrankung (manchmal auch als Falsche Maul- und Klauenseuche bezeichnet) sind hauptsächlich Enteroviren (vor allem Enterovirus 71, ­Coxsackie A-6, -10 und -16). Es handelt sich dabei um unbehüllte RNA-Viren, die sehr stabil sind – auch gegenüber Proteasen sowie bei niedrigen pH-Werten (< pH 3). Das begünstigt ihre Übertragung, die fäkal-oral oder von Mensch zu Mensch über das Sekret aufgeplatzter Bläschen bereits infizierter Personen, über Speichel oder Tröpfcheninfektion erfolgen kann. Eine Ansteckung ist auch über kontaminierte Oberflächen möglich. Daher verwundert es nicht, dass sich die Erkrankung in Gemeinschaftseinrichtungen besonders schnell verbreiten kann und am häufigsten bei Kindern unter zehn Jahren auftritt. Während man in Deutschland und anderen europäischen Ländern meist milde Verläufe beobachtet, wurde aus asiatischen Ländern (z. B. China, Japan, Malaysia) auch schon über schwere Epidemien mit teilweise tödlichem Ausgang berichtet.

Vorsicht in der Schwangerschaft

Erwachsene können ebenfalls betroffen sein, häufig verläuft die Hand-Fuß-Mund-Krankheit bei ihnen asymptomatisch. Auch Schwangere bleiben von den Viren nicht verschont, entwickeln jedoch meist auch nur milde Symptome. Sind sie in der Nähe des Geburtstermins erkrankt, kann das Virus auch auf das Neugeborene übertragen werden. Dann ist beim Kind auch ein schwerer Krankheitsverlauf, unter Umständen mit Todesfolge, möglich.

Nach einer Inkubationszeit von durchschnittlich drei bis zehn Tagen beginnt die Erkrankung mit Fieber und Halsschmerzen. Nach ein bis zwei weiteren Tagen bilden sich schmerzhafte Exantheme auf der Mundschleimhaut, die Rückbildung erfolgt innerhalb weniger Tage. Zusätzlich kommt es im perioralen Bereich und auf der Haut von Fußsohlen und Handflächen zu kleinen roten Flecken, die später in perlgraue Bläschen übergehen. Sie können auch an den Knien, Ellenbogen, im Genitalbereich und am Gesäß auftreten.

Diagnostik und Therapie

Zwar ist ein direkter Virus-Nachweis mittels Polymerase-Kettenreaktion möglich, z. B. aus einer Stuhlprobe. Wegen des meist harmlosen Krankheitsverlaufs wird jedoch meist darauf verzichtet. Eine Virus-spezifische Therapie ist nicht verfügbar. Antibiotika sind nur bei bakterieller Superinfektion indiziert. Daher wird die Erkrankung symptomatisch behandelt. Eine Vorstellung beim Kinderarzt sollte dringend angeraten werden, da weitere Erkrankungen ähnliche Symptome aufweisen können (z. B. die durch das Herpes-­Virus-1 ausgelöste Stomatitis aphtosa). Er sollte auch die Entscheidung über die Schul- bzw. Kita-Eignung treffen.

Schmerzen an der Mundschleimhaut können mit dem Lokalanästhetikum Lidocain (Dynexan® Mundgel) gelindert werden. Insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern sollte man vorsichtig dosieren (maximal viermal täglich ein erbsengroßes Stück auf die schmerzenden Stellen auftragen und vorsichtig einmassieren).

Ein Kombinationspräparat, das zusätzlich antiphlogistische und wundheilungsfördernde Auszüge aus Salbeiblättern und Kamillenblüten enthält, ist Parodontal® Mundsalbe. In der Schwangerschaft sollten Lidocain und Kombinationen nur mit Vorsicht eingesetzt werden. Dies gilt auch für eine Kombination aus Rhabarberwurzelextrakt und Salicylsäure (Pyralvex®), die bei Kindern jedoch erst ab zwölf Jahren angewendet werden darf. Mittel der besonderen Therapierichtungen sind zum Beispiel Mundbalsam® von Wala und Apis Belladonna c. Mercurio Globuli von Wala.

Hygiene und Schutz vor Austrocknung

Durch gezielte Präventivmaßnahmen kann die Weiterverbreitung des Virus vermindert werden. Diese müssen ­wegen der hohen Kontagiosität des Erregers jedoch besonders konsequent durchgeführt werden. Dazu zählen:

  • sorgfältiges Händewaschen insbesondere nach dem Toilettengang, dem Windelwechsel,
  • engen Körperkontakt mit Erkrankten vermeiden,
  • kein gemeinsames Benutzen von Geschirr und Besteck,
  • in Gemeinschaftseinrichtungen die Oberflächen mit möglicher hoher Kontaminationsgefahr (z. B. Türgriffe, Armaturen, Toiletten-Spültasten) bzw. Gegenstände (z. B. Spielzeug) desinfizieren.

Hände richtig desinfizieren

„Knock-out für Keime - Grundregeln und Mittel für die Hände- und Flächendesinfektion“, DAZ 2014, Nr. 45, S. 56

Als Service für die Abonnenten der DAZ haben wir ein Poster erstellt, das die einzelnen Schritte der hygienischen Händedesinfektion zeigt, und ein Merkblatt mit den wichtigsten Mitteln zur Hände- und Flächendesinfektion. Beide lagen der DAZ 2014, Nr. 45 bei und können auf DAZ.online unter www.deutsche-apotheker-zeitung.de im Bereich Service → DAZ.plus → Dokumente → Merkblätter heruntergeladen werden.

Die Maßnahme, dass Kinder Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen während der Erkrankung nicht besuchen sollen, erscheint im Hinblick auf die Genesung zwar sinnvoll. Eine „Ausrottung“ des Virus ist damit kaum möglich, da die Krankheit häufig auch symptomlos verläuft bzw. auch noch lange nach der Genesung weiterhin Erreger ausgeschieden werden. Eine Meldepflicht nach dem Infektionsschutzgesetz besteht zwar nicht, dennoch werden Kindereinrichtungen mit vielen Erkrankten eine Meldung an das Gesundheitsamt veranlassen, das dann auch bei Desinfektionsmaßnahmen beratend tätig werden kann.

Wichtig ist, dass vor allem Kleinkindern und Säuglingen trotz der schmerzhaften Bläschen im Mund genügend zu trinken angeboten wird, da leicht die Gefahr der Austrocknung besteht. Empfehlenswert ist die Verabreichung von kühlen, säurefreien Getränken mittels Strohhalm (Kamillentee, Wasser, Milch, keine Säfte). Das Essen sollte ebenfalls kühl und weich sein. Geeignet sind Pudding, Joghurt, Eiscreme, Nudeln, Reis, Milch- oder Gemüsebreie, nicht geeignet dagegen Kekse oder Zwieback, die die betroffenen Stellen reizen und die Schmerzen verstärken können. |

Quelle

Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK), Ratgeber für Ärzte. Hrsg. Robert Koch-Institut Berlin, www.rki.de, letzter Abruf am 28. Oktober 2014

Bruhn C, Frey O, Wagner R. Das Kind in der Apotheke. Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart (2006)

Soldner G, Stellmann HM. Individuelle Pädiatrie, 4. Aufl., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart (2011)

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

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