Verband der Cannabis versorgenden Apotheken

„Prävention kann am besten in der Apotheke stattfinden“

Berlin - 09.11.2021, 16:45 Uhr

Kommt bald die kontrollierte Abgabe von Cannabis zu Genusszwecken? Und welche Rolle könnten Apotheken dabei spielen? (Foto: IMAGO / Panthermedia)

Kommt bald die kontrollierte Abgabe von Cannabis zu Genusszwecken? Und welche Rolle könnten Apotheken dabei spielen? (Foto: IMAGO / Panthermedia)


Eine künftige Ampel-Koalition wird aller Voraussicht nach den Weg für eine kontrollierte Abgabe von Cannabis zu Genusszwecken frei machen. Wie das genau funktionieren soll, ist noch nicht klar. Ebenso wenig, ob Apotheken als Abgabestellen dienen sollen. Ein Teil der Apotheken lehnt diese Aufgabe offenbar nicht per se ab. Beim Verband der Cannabis versorgenden Apotheken (VCA) ist man überzeugt, dass Apotheken grundsätzlich in Sachen Beratung und Prävention am besten dafür gerüstet sind. Was aber auf keinen Fall passieren dürfe, ist, dass die Versorgung mit Medizinalhanf unter einer solchen Freigabe leide.

Vor allem Grüne und FDP plädieren schon seit geraumer Zeit für eine kontrollierte Freigabe von Cannabis zu Genusszwecken – in der Rolle der Opposition allerdings bislang ergebnislos. Am detailliertesten ausgearbeitet sind die Pläne der Grünen, die 2018 – und auch schon in der Legislaturperiode zuvor – den Entwurf eines Cannabiskontrollgesetzes im Bundestag vorgelegt haben. Dieser sieht vor, die gesamte Handelskette für Cannabis (Anbau, Großhandel, Import/Export, Einzelhandel) zu regulieren – die Abgabe soll über Cannabisfachgeschäfte erfolgen. Apotheken als Abgabestellen kommen im Entwurf nicht vor und sind laut dem Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen dafür auch nicht vorgesehen.

Anders bei der FDP: Ihre Bundestagsfraktion hatte im vergangenen Jahr den Antrag „Cannabis zu Genusszwecken kontrolliert an Erwachsene abgeben – Gesundheits- und Jugendschutz stärken“ vorgelegt. Darin heißt es unter anderem: „Alle erwachsenen Menschen in Deutschland sollen Cannabis zu Genusszwecken erwerben dürfen, das Cannabis soll dabei in Apotheken und speziell lizensierten Geschäften erworben werden können.“

Die SPD hat während ihrer Koalition mit der Union keinen Vorstoß für die Freigabe unternommen. Im Bundestagswahlprogramm sprach sie sich aber dafür aus, die regulierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene in Modellprojekten von Ländern und Kommunen zu erproben – begleitet durch Maßnahmen der Prävention, Beratung und Behandlung im Jugendbereich.

Einigen sich die drei Parteien wie geplant auf eine Ampelkoalition, wird das Thema Cannabis sich auch im Koalitionsvertrag finden. Ob Apotheken dann eine Rolle spielen oder nicht, ist noch ungewiss. Sicher ist: Es gibt viele Unternehmer:innen, beispielsweise aus der CBD-Branche, die nur zu gerne in das Geschäft einsteigen würden. Doch auch die ABDA hat sich bereits Gedanken gemacht, wie sich die Apothekerschaft für den Fall der Fälle aufstellt. Sie sieht hier einen heilberuflichen Zielkonflikt für die Apotheken – zeigt sich gegenüber der Politik aber grundsätzlich gesprächsbereit

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Auch beim Verband der Cannabis versorgenden Apotheken (VCA) stellt man sich argumentativ auf. Hier sieht man die Angelegenheit zwar ebenfalls zwiespältig – allerdings macht VCA-Geschäftsführerin Christiane Neubaur gegenüber der DAZ deutlich: „Auch Cannabis zu Genusszwecken gehört in die Hände von Fachpersonal.“ Das Cannabiskontrollgesetz der Grünen hält sie daher für „ausgesprochen schwierig“. Denn wer kontrolliere die Cannabisfachgeschäfte? Zudem hält sie es für kritisch, wenn ein Unternehmen allein vom Cannabisverkauf wirtschaftlich abhängig ist – in dieser Position mag das Abraten vom Produkt schwer sein. Bei Apotheken, die ein wesentlich wichtigeres wirtschaftlicheres Standbein haben, sehe das ganz anders aus.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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8 Kommentare

Übergangslösung

von Svenja am 10.11.2021 um 15:15 Uhr

Ich denke, eine Abgabe in Apotheken ist maximal eine Übergangslösung. Wenn sich geschätzte 4 Millionen regelmäßige Konsumenten und weit mehr Gelegenheitskonsumenten versorgen möchten, sind das Vollzeitstellen. Übergang deswegen, weil ein entsprechendes Netzwerk ja erst ausgebaut werden muss. Das geht nicht von jetzt auf gleich.
Meiner Meinung nach wären die wichtigsten Punkte, die es politisch abzuklären gilt: die sofortige Entkriminalisierung und Beendigung der Strafverfahren von Konsumenten (Dealer ausgenommen), der legale Anbau zum Eigenbedarf. Im Anschluss muss der Schwarzmarkt angegangen werden, jedes verkaufte und versteuerte Gramm Cannabis im Fachhandel wird dem Schwarzmarkt genommen, sodaß er eine riesige Einnahmequelle verliert.

P.S.: Ich bin kein Konsument, unterstütze aber den resultierenden Jugend- und Verbraucherschutz durch eine Legalisierung. Ich bin sehr optimistisch und glaube, dass die Zeit reif ist.

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Nein Danke!

von Stefan Haydn am 10.11.2021 um 14:54 Uhr

Man muss sich nur die Kommentare anschauen und hat schon keine Lust so etwas in der Apotheke abgeben zu müssen.

Aus der Blase halte ich mich liebend gerne heraus, für Kranke tue ichs aber gerne.

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Cannabis

von ratatosk am 10.11.2021 um 9:38 Uhr

Natürlich wäre es optimal, wenn sich die Frage gar nicht stellen würde - aber die Realität ist leider anders. Der Kampf gegen die Drogendealer ist schon lange verloren, immer mehr Staaten versinken im Drogenkampf und sind keine Demokratien mehr, denn wenn eine Gang regiert, hilft auch kein Wahlrecht mehr.
Fachgeschäfte in dieser Menge gibt es nicht, schon gar kein Fachpersonal ( wenn man denn nicht jeden Kiffer als Fachpersonal bezeichnen will, was sie in einer Hinsicht natürlich schon sind !) - außer den Apotheken ! ( echte Drogerien, die es aber kaum mehr gibt, natürlich ausgenommen)
Wir sollen keinen Lifestyle abgeben, was zum Teufel ist denn in 95% Sildenafil etc. !!?? , also hier Vorsicht mit der Argumentation.
Der Preis wird abhängig sein, wie hoch der bürokratische Schwachsinn sein, der verordnet wird, daran kann es natürlich scheitern, wie fast alles was in den letzten Jahren von der Politik zusammengebastelt wurde, aber das liegt eben bei Politik und Verwaltung.
Erfolgreich kann es auch nur sein wenn genügend Stellen geschaffen werden, sonst sind einige wenige einfach Ziel für die Mafia

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AW: Cannabis

von Dazu am 10.11.2021 um 23:11 Uhr

Ich glaube ein Kernproblem bei der Sache ist, dass Apotheker und Politiker unter Beratung etwas anderes verstehen als die Kunden. Ich will nicht wissen, dass die Wirkung bspw. retardiert auftreten kann, und ich kein Auto fahren sollte. Das weiß ich. Ich will wissen, welche Sorte so wirkt wie dein Ultra Banana OG vom letzten Mal.
Dazu brauche ich kein ausgebildetes Fachpersonal. Das brauchen sie in Kanada ja auch nicht.

Unsinn

von Dazu am 10.11.2021 um 7:22 Uhr

Wer Genussmittel in Apotheken abgeben will, setzt die Käufer mit Kranken gleich.

- Genuss ist Lifestyle. Da geht es um das Shoppingerlebnis und die Verpackung. Beides können Apotheken nicht liefern.

- Medizinalcannabis muss sterilisiert werden und sicher geliefert und gelagert werden. Das macht es unnötig teuer. Diese Kosten haben schon nur bedingt Mehrwert beim Meidizibalcannabis und absolut überhaupt keinen Wert im Freizeicannabis. Es macht es nur teurer.

- Apotheken machen momentan 100% Aufschlag dafür, dass Sie vom Hersteller vorportionierte Ware weitergeben. Bei Apothekencannabis gibt es null Mehrwert seitens der Apotheken. Bei diesen Preisen würden die wenigsten legal kaufen.

- Apotheken arbeiten mit starren Lieferketten. Eine Sorte des Monats wäre undenkbar. Das Angebot wird immer hinter dem Bedarf liegen.

- Es wird die Apotheken zu Stoßzeiten füllen.

- Ich denke die wenigsten Apotheker werden alle Ihre Sorten probieren um gut beraten zu können. Die einzige Beratung, die Apotheken geben können ist zu Cannabis allgemein. Nicht aber zu den verschiedenen Sorten. Wiederum verstehen die Leute, die die Apothekenlösung propagieren nicht den Beratungsbedarf, den Kunden brauchen. Die meisten wollen wissen wie eine spezielle Sorte wirkt, und wissen besser als der Apotheker, wie Cannabis allgemein auf sie wirkt.

In Apotheken wird es zu teuer, und zu wenig Auswahl geben.

Es wird also spezielle Cannabisapotheken geben. Also Geschäfte, die aus Klientelpolitik an die Apothekerkammer verschenkt werden würden.

Das ist Klientelpolitik, nicht Bürgerpolitik.

Sie würden auch nicht gerne einen Wein in weißer Verpackung kaufen, der einfach mal 20€ statt 10€ kostet, nur weil ein studierter Mensch, der einer Kammer angehört ihn über die Ladentheke schob.

Wer Apotheken mit Genussmitteln vermischt, versteht den Markt und die Kunden nicht!

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Hat nichts in der Apotheke verloren

von Sascher Powalowski am 09.11.2021 um 19:17 Uhr

Wer will schon während man mit seinen Kindern in die Apotheke geht, um z.B. Hustensaft zu kaufen, neben einem die Gespräche über Cannabis zu Genusszwecken miterleben? Was sollen die Kinder dabei aufschnappen?

Sowas gehört in Fachgeschäfte, wo die Kleinen überhaupt erst nicht rein dürfen. Dort wird man auch von Fachpersonal, was vielleicht selbst mal konsumiert hat, beraten und nicht von Apothekern die irgendwas vom Papier ablesen und selbst vom Produkt keine Ahnung haben.

In Fachgeschäften wird Jugendschutz, Beratung und Prävention garantiert, in Apotheken nicht so sehr.

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Bloss nicht bitte nicht

von Stefan am 09.11.2021 um 17:05 Uhr

Hi,

also ich bin strikt und entschieden da gegen. 1. Der Apotheker kann nichts über die Wirkung äußern, somit schlechtere Beratung 2. Kaum möglichkeit Jugendschutz zu machen 3. Preise 4. schlchtere Beratung 5. Ich will nicht neben Kranken etc. mein Zeug holen, sondern unter gleichgesinnten bleiben,

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AW: Bloss nicht bitte nicht

von Uff am 09.11.2021 um 17:46 Uhr

Dummes Geschwätz

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