Verband der Cannabis versorgenden Apotheken

„Prävention kann am besten in der Apotheke stattfinden“

Berlin - 09.11.2021, 16:45 Uhr

Kommt bald die kontrollierte Abgabe von Cannabis zu Genusszwecken? Und welche Rolle könnten Apotheken dabei spielen? (Foto: IMAGO / Panthermedia)

Kommt bald die kontrollierte Abgabe von Cannabis zu Genusszwecken? Und welche Rolle könnten Apotheken dabei spielen? (Foto: IMAGO / Panthermedia)


Die Vorteile des Vertriebswegs Apotheke

Für die Apotheken spricht aus Neubaurs Sicht zudem, dass hier bereits ein gutes Kontrollsystem besteht. Überdies steht für sie viel auf dem Spiel, sollten sie bestehende Regeln nicht einhalten, etwa Cannabis an Unter-18-Jährige abgeben. Die Betriebserlaubnis will sicher niemand leichtfertig verlieren. Vor allem aber ist Neubaur überzeugt, dass Prävention und Beratung, also der Schutz vor allem auch junger Menschen, am besten in der Apotheke stattfinden kann. Denkbar sei auch, dass sich ältere Kunden für Cannabis interessieren, die aber möglicherweise Vorerkrankungen haben und/oder Arzneimittel einnehmen, die sich nicht mit Cannabis vertragen. „Allein wer zum Beispiel Johanniskraut einnimmt, für den ist die Beratung sicher nötig“, so Neubaur. 

Keine Abstriche beim Medizinalhanf auf Kassenkosten

Wichtig ist der VCA-Geschäftsführerin aber auch, dass mit einer kontrollierten Abgabe von Cannabis zum Freizeitkonsum, die Versorgung mit Medizinalhanf nicht verwässert wird. Es dürfe nicht sein, dass Patientinnen und Patienten, die Cannabis als Medizin benötigen, dieses nicht mehr auf Kassenkosten erhalten. Der Verband kritisiert schon jetzt die oftmals zähen Genehmigungsverfahren für die Kostenübernahme durch die Kassen. Möglicherweise könnten die Krankenkassen künftig noch strikter sein und Patienten und Patientinnen selbst in medizinisch indizierten Fällen auf das auf eigene Kosten zu erwerbende Cannabis verweisen. Zumal Neubaur davon ausgeht, dass Cannabis zu Genusszwecken eine andere Qualität aufweisen wird als medizinisches Cannabis. Denn hier werde es vor allem um einen günstigen Einkauf gehen. Die strengen GMP-Regeln, die für Medizinal-Cannabis vorgeschrieben sind, würden so wahrscheinlich nicht gelten. Auch hier sieht die VCA-Geschäftsführerin den Vertriebsweg über die Apotheke im Vorteil: Apotheken werden aus ihrer Sicht auf sichere Bezugsquellen achten und könnten in Fragen der Qualität und Sicherheit ihre Kompetenz zum Tragen bringen.

DAZ.online hatte bei seinen Leser:innen nachgefragt, ob sie die Apotheke als richtigen Ort sehen, um Cannabis zu Genusszwecken zu verkaufen und wie sie sich im heilberuflichen Zielkonflikt positionieren. Mehr als 4.600 Personen haben teilgenommen. Natürlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass neben vielen Apotheker:innen und Apothekenpersonal auch Mitglieder der Cannabis-Community teilgenommen haben. Die Frage, ob man grundsätzlich für eine Freigabe sei, wurde im Zeitverlauf nämlich deutlich häufiger mit „ja“ beantwortet als ganz zu Beginn. Dagegen blieb die Gewichtung der Antworten auf die anderen beiden Fragen gleich: Für etwas mehr als ein Drittel der Teilnehmer:innen (36,2 Prozent) widerspricht es nicht dem heilberuflichen Auftrag der Apotheken, Cannabis zu Genusszwecken abzugeben. Ein knappes Drittel meint hingegen, dass es hier einen Widerspruch gebe (31,4 Prozent), fast ebenso viele (32,4 Prozent) sagten, sie sähen zwar den Konflikt, aber Apotheken könnten zumindest auf Risiken hinweisen und vor Wechselwirkungen und Kontraindikationen warnen. Damit wären rund zwei Drittel der Befragten grundsätzlich offen für die Cannabisfreigabe.

Auch der VCA hat sich verbandsintern umgehört. Dieses Ergebnis ist sicher ebenfalls nicht repräsentativ, zeigt aber eine Richtung an: Von rund 75 VCA- und BVVA-Mitgliedern sehen sich 77 Prozent bereit für die Abgabe von Cannabis auch zu Genusszwecken. 11 Prozent sind sich noch nicht sicher und 12 Prozent lehnen diese Aufgabe ab.

Die Frage der Legalisierung müssten letztlich Politik und Gesellschaft entscheiden, betont Neubaur. Dabei gebe es die große Chance, es besser zu machen als beim Alkohol. Durch sichere Vertriebswege die Kontrolle zu bewahren, sei von höchster Wichtigkeit, um dem politischen und gesellschaftlichen Ziel, Konsumenten zu schützen, Rechnung zu tragen. Denn sei der Markt erst einmal geöffnet, lasse er sich kaum zurückdrehen. „Wir haben Apotheken, die fit und flexibel genug sind, hierbei fachkundig zu unterstützen“, so Neubaur. Sie hält es vor diesem Hintergrund auch für richtig, dass die ABDA sich in dieser Angelegenheit gesprächsbereit gegenüber der Politik zeigt.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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8 Kommentare

Übergangslösung

von Svenja am 10.11.2021 um 15:15 Uhr

Ich denke, eine Abgabe in Apotheken ist maximal eine Übergangslösung. Wenn sich geschätzte 4 Millionen regelmäßige Konsumenten und weit mehr Gelegenheitskonsumenten versorgen möchten, sind das Vollzeitstellen. Übergang deswegen, weil ein entsprechendes Netzwerk ja erst ausgebaut werden muss. Das geht nicht von jetzt auf gleich.
Meiner Meinung nach wären die wichtigsten Punkte, die es politisch abzuklären gilt: die sofortige Entkriminalisierung und Beendigung der Strafverfahren von Konsumenten (Dealer ausgenommen), der legale Anbau zum Eigenbedarf. Im Anschluss muss der Schwarzmarkt angegangen werden, jedes verkaufte und versteuerte Gramm Cannabis im Fachhandel wird dem Schwarzmarkt genommen, sodaß er eine riesige Einnahmequelle verliert.

P.S.: Ich bin kein Konsument, unterstütze aber den resultierenden Jugend- und Verbraucherschutz durch eine Legalisierung. Ich bin sehr optimistisch und glaube, dass die Zeit reif ist.

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Nein Danke!

von Stefan Haydn am 10.11.2021 um 14:54 Uhr

Man muss sich nur die Kommentare anschauen und hat schon keine Lust so etwas in der Apotheke abgeben zu müssen.

Aus der Blase halte ich mich liebend gerne heraus, für Kranke tue ichs aber gerne.

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Cannabis

von ratatosk am 10.11.2021 um 9:38 Uhr

Natürlich wäre es optimal, wenn sich die Frage gar nicht stellen würde - aber die Realität ist leider anders. Der Kampf gegen die Drogendealer ist schon lange verloren, immer mehr Staaten versinken im Drogenkampf und sind keine Demokratien mehr, denn wenn eine Gang regiert, hilft auch kein Wahlrecht mehr.
Fachgeschäfte in dieser Menge gibt es nicht, schon gar kein Fachpersonal ( wenn man denn nicht jeden Kiffer als Fachpersonal bezeichnen will, was sie in einer Hinsicht natürlich schon sind !) - außer den Apotheken ! ( echte Drogerien, die es aber kaum mehr gibt, natürlich ausgenommen)
Wir sollen keinen Lifestyle abgeben, was zum Teufel ist denn in 95% Sildenafil etc. !!?? , also hier Vorsicht mit der Argumentation.
Der Preis wird abhängig sein, wie hoch der bürokratische Schwachsinn sein, der verordnet wird, daran kann es natürlich scheitern, wie fast alles was in den letzten Jahren von der Politik zusammengebastelt wurde, aber das liegt eben bei Politik und Verwaltung.
Erfolgreich kann es auch nur sein wenn genügend Stellen geschaffen werden, sonst sind einige wenige einfach Ziel für die Mafia

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AW: Cannabis

von Dazu am 10.11.2021 um 23:11 Uhr

Ich glaube ein Kernproblem bei der Sache ist, dass Apotheker und Politiker unter Beratung etwas anderes verstehen als die Kunden. Ich will nicht wissen, dass die Wirkung bspw. retardiert auftreten kann, und ich kein Auto fahren sollte. Das weiß ich. Ich will wissen, welche Sorte so wirkt wie dein Ultra Banana OG vom letzten Mal.
Dazu brauche ich kein ausgebildetes Fachpersonal. Das brauchen sie in Kanada ja auch nicht.

Unsinn

von Dazu am 10.11.2021 um 7:22 Uhr

Wer Genussmittel in Apotheken abgeben will, setzt die Käufer mit Kranken gleich.

- Genuss ist Lifestyle. Da geht es um das Shoppingerlebnis und die Verpackung. Beides können Apotheken nicht liefern.

- Medizinalcannabis muss sterilisiert werden und sicher geliefert und gelagert werden. Das macht es unnötig teuer. Diese Kosten haben schon nur bedingt Mehrwert beim Meidizibalcannabis und absolut überhaupt keinen Wert im Freizeicannabis. Es macht es nur teurer.

- Apotheken machen momentan 100% Aufschlag dafür, dass Sie vom Hersteller vorportionierte Ware weitergeben. Bei Apothekencannabis gibt es null Mehrwert seitens der Apotheken. Bei diesen Preisen würden die wenigsten legal kaufen.

- Apotheken arbeiten mit starren Lieferketten. Eine Sorte des Monats wäre undenkbar. Das Angebot wird immer hinter dem Bedarf liegen.

- Es wird die Apotheken zu Stoßzeiten füllen.

- Ich denke die wenigsten Apotheker werden alle Ihre Sorten probieren um gut beraten zu können. Die einzige Beratung, die Apotheken geben können ist zu Cannabis allgemein. Nicht aber zu den verschiedenen Sorten. Wiederum verstehen die Leute, die die Apothekenlösung propagieren nicht den Beratungsbedarf, den Kunden brauchen. Die meisten wollen wissen wie eine spezielle Sorte wirkt, und wissen besser als der Apotheker, wie Cannabis allgemein auf sie wirkt.

In Apotheken wird es zu teuer, und zu wenig Auswahl geben.

Es wird also spezielle Cannabisapotheken geben. Also Geschäfte, die aus Klientelpolitik an die Apothekerkammer verschenkt werden würden.

Das ist Klientelpolitik, nicht Bürgerpolitik.

Sie würden auch nicht gerne einen Wein in weißer Verpackung kaufen, der einfach mal 20€ statt 10€ kostet, nur weil ein studierter Mensch, der einer Kammer angehört ihn über die Ladentheke schob.

Wer Apotheken mit Genussmitteln vermischt, versteht den Markt und die Kunden nicht!

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Hat nichts in der Apotheke verloren

von Sascher Powalowski am 09.11.2021 um 19:17 Uhr

Wer will schon während man mit seinen Kindern in die Apotheke geht, um z.B. Hustensaft zu kaufen, neben einem die Gespräche über Cannabis zu Genusszwecken miterleben? Was sollen die Kinder dabei aufschnappen?

Sowas gehört in Fachgeschäfte, wo die Kleinen überhaupt erst nicht rein dürfen. Dort wird man auch von Fachpersonal, was vielleicht selbst mal konsumiert hat, beraten und nicht von Apothekern die irgendwas vom Papier ablesen und selbst vom Produkt keine Ahnung haben.

In Fachgeschäften wird Jugendschutz, Beratung und Prävention garantiert, in Apotheken nicht so sehr.

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Bloss nicht bitte nicht

von Stefan am 09.11.2021 um 17:05 Uhr

Hi,

also ich bin strikt und entschieden da gegen. 1. Der Apotheker kann nichts über die Wirkung äußern, somit schlechtere Beratung 2. Kaum möglichkeit Jugendschutz zu machen 3. Preise 4. schlchtere Beratung 5. Ich will nicht neben Kranken etc. mein Zeug holen, sondern unter gleichgesinnten bleiben,

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AW: Bloss nicht bitte nicht

von Uff am 09.11.2021 um 17:46 Uhr

Dummes Geschwätz

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