- DAZ.online
- News
- Pharmazie
- EMA: So wichtig ist ...
Kein TiO2 in Lebensmitteln ab 2022
EMA: So wichtig ist Titandioxid für Arzneimittel
Ist die Tablettenfarbe wirklich wichtig?
Da Titandioxid hauptsächlich als Lichtschutz und Farbstoff verwendet wird, könnte man sich fragen, ob es nicht doch verzichtbar wäre, wenn man dafür Abstriche bei der Optik eines Arzneimittels macht. Doch die EMA erklärt, dass die Produktfarbe wichtig für die Unterscheidung verschiedener Stärken und auch wichtig für die Akzeptanz durch die Patient:innen sei. Auch der Licht-/UV-Schutz sei wichtig, weil er zu einer längeren Haltbarkeit und weniger Lagerbeschränkungen beitrage, was eine einfachere Handhabung und Lagerung ermögliche.
Es sei historisch bedingt, dass Titandioxid neben seinen anderen Qualitäten vor allem als Farbstoff wahrgenommen wird. Denn Farbstoffe, die in Anhang II der Verordnung (EG) Nr. 1333/2008 aufgeführt sind, dürften in Arzneimitteln ohne weitere Begründung zum Einsatz kommen. Dies habe dazu geführt, dass Titandioxid in den Antragsunterlagen für das Inverkehrbringen in der Regel als Farbstoff bezeichnet wird.
Titandioxid findet sich auch im Europäischen Arzneibuch wieder und gilt als geeigneter Hilfsstoff für Arzneimittel.
Was bringt die Zukunft für Hilfs- und Zusatzstoffe?
Wie die Nachrichtenagentur dpa vergangenen Freitag berichtete, sprach die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch, die sich schon seit längerem für das Titandioxid-Verbot in Lebensmitteln eingesetzt hatte, von einem „Schritt in die richtige Richtung“ angesichts der jüngsten Entscheidung der EU-Mitgliedstaaten. Allerdings sieht sie die Akte Lebensmittelzusatzstoffe damit noch nicht als geschlossen an: Nun solle die EU „die weiteren mehr als 300 in Europa zugelassenen Lebensmittelzusatzstoffe“ überprüfen und reduzieren, sagte Sprecher Andreas Winkler. Im Sinne des vorbeugenden Gesundheitsschutzes müssten alle umstrittenen Zusatzstoffe verboten werden, meint er.
Arzneimittel dürften angesichts der geringeren Vielfalt an Hilfsstoffen von solchen Vorhaben zwar weniger betroffen sein, allerdings bleibt die Frage, wie ganz grundsätzlich Nanomaterialien bei oraler Aufnahme zu bewerten sind. Denn wie die DAZ bereits berichtete, bestehen laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) insbesondere Unsicherheiten beim molekularen Mechanismus potenziell toxischer Wirkungen von Titandioxid. Welchen Einfluss Größe und Beschaffenheit der (Nano-)Partikel haben, sei unklar. Während das BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) seine „Fragen und Antworten“ zu Titandioxid erst im Mai aktualisiert hat, stammen die „Fragen und Antworten zur Nanotechnologie“ noch von 2012. Risiken, die Nanomaterialien laut BfR bergen können, sind besondere (physikalisch-chemische) Eigenschaften, wie große reaktionsfreudige Oberflächen, und das Verhalten im Körper, z.B. eine lange Verweildauer und die Überwindung natürlicher biologischer Barrieren.
Im August dieses Jahres hatte das ARD-Magazin „Plusminus“, um dem Anteil an Titandioxid-Nanopartikeln auf die Spur zu kommen, verschiedene Produkte an ein Labor geschickt. In dem Fernsehbeitrag hieß es, dass am Universitätsspital in Zürich schon lange an Titandioxid geforscht werde. Im Interview sprach Professor Gerhard Rogler, der Direktor der Klinik für Gastroenterologie in Zürich, sodann vor allem von Titandioxid in Form von Nanopartikeln: Dadurch könnten im Darm chronische Entzündungen und in der Folge durchaus auch Krebsvorstufen ausgelöst werden. Rogler erklärte, so „Plusminus“, dass der Farbstoff schon längst hätte verboten werden müssen – nicht nur in Lebensmitteln.
Hinsichtlich der Auswirkungen von Nanopartikeln scheint (nicht nur bei Titandioxid) also noch viel Forschungsbedarf zu bestehen. Wäre am Ende vorherrschend die Nano-Partikel-Größe und weniger der eigentliche Stoff das Problem, sollte sich die EMA in Zukunft wohl grundsätzlich mit Nanopartikeln auseinandersetzen – im aktuellen EMA-Bericht zu Titandioxid wird auf die Nano-Problematik jedenfalls nicht eingegangen.
4 Kommentare
Titandioxid in Medikamenten
von Joachim Maurice Mielert am 18.10.2021 um 8:51 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Wenn man...
von Günter am 14.10.2021 um 10:43 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Farbstoff in Arzneimitteln???
von Günter am 13.10.2021 um 19:05 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Farbstoff in Arzneimitteln
von Bernd Küsgens am 14.10.2021 um 9:46 Uhr
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.