Norddeutsches Apothekenrechenzentrum

NARZ: Bereit für das E-Rezept, aber skeptisch beim Zeitplan

13.09.2021, 10:45 Uhr

Dr. Jörn Graue (li.), Vorstandsvorsitzender des NARZ, erwartet noch lange eine tragende Rolle für das Papierrezept. Matthias Götzlaff wurde als Beisitzer neu in den Vorstand des NARZ gewählt. (s /Foto: tmb / DAZ)

Dr. Jörn Graue (li.), Vorstandsvorsitzender des NARZ, erwartet noch lange eine tragende Rolle für das Papierrezept. Matthias Götzlaff wurde als Beisitzer neu in den Vorstand des NARZ gewählt. (s /Foto: tmb / DAZ)


Graue warnt vor den Folgen von Plattformen und Algorithmen

Mit Blick auf die Folgen der Digitalisierung mahnte Graue, uns blühten chaotische Zeiten, wenn die störungsfreie Umsetzung des ambitionierten Vorgangs nicht gelinge. Da würden auch die verschiedenen Plattformen nicht helfen, die „nur vermeintliches Heil suggerieren“. Die demokratischen Spielregeln würden buchstäblich außer Kraft gesetzt. „Wenn ich mit meinen Profilen selbstlernende Algorithmen füttere, darf ich mich nicht wundern, wenn Maschinen wissen, was ich will, oder mich dazu veranlassen, das zu tun, was sie wollen“, sagte Graue. Doch mit Blick auf das NARZ erklärte er, den Mitarbeitern sei der Ernst der Lage sehr bewusst und sie seien „ausnahmslos höchst motiviert und engagiert“, die Herausforderungen „bravourös zu bewältigen“.

Wachstum und neue Geschäftsfelder für das NARZ

Mark Beushausen und Apotheker Dr. Jan Schneider stellten sich als neue Mitglieder der Geschäftsführung des NARZ vor. Beushausen präsentierte stellvertretend für Hanno Helmker den Bericht der Geschäftsführung. Demnach hat das NARZ nach der Insolvenz des Rechenzentrums AvP mehreren hundert Apotheken in kürzester Zeit Hilfe bei der Aufrechterhaltung ihrer Liquidität geboten und viele Neukunden gewonnen. In der Reaktion auf die AvP-Insolvenz zeige sich, dass das NARZ schon immer vorbildlich gearbeitet habe, etwa mit den künftig vorgeschriebenen offenen Treuhandkonten und seit jeher ohne Abtretung von Forderungen der Apotheker.

Weiter berichtete Beushausen, das NARZ habe im Hamburger Apothekerhaus ein Innovationszentrum geschaffen, in dem neue Produkte, insbesondere zur Verzahnung mit Warenwirtschaftssystemen, entwickelt werden sollen. Gemeinsam mit Partnern habe das NARZ die Hansa Business Solutions (HBS) für neue Abrechnungsaufgaben, beispielsweise mit der PKV, gegründet. Außerdem sei Software zur Abrechnung für Krankenhausapotheken entwickelt worden, um die in diesem Bereich durch die AvP-Insolvenz entstandene Lücke zu schließen. Die NARZ-Gruppe wolle ihre Marktstellung ausbauen. Sie wolle Marktanteile in anderen Bundesländern gewinnen und mit neuen Dienstleistungen und Produkten neue Zielgruppen erschließen.

Erfolgreiches Geschäftsjahr 2020

Das Geschäft sei im Berichtsjahr 2020 planmäßig verlaufen. Der Umsatzanstieg habe die gestiegenen Kosten aufgefangen. Die Eigenkapitalquote betrage 91 Prozent beim NARZ, 95 Prozent bei der GfI und 82 Prozent bei der AVN und liege damit „auf gewohnt exzellentem Niveau“.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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