- DAZ.online
- News
- Spektrum
- „Wenn es nicht ...
Stachwitz (hih) zur Telematik-Infrastruktur
„Wenn es nicht funktioniert, müssen wir es halt wieder abschalten“
Was passiert, wenn die Horrorvisionen insbesondere mancher Ärztinnen und Ärzte wahr werden sollten und die Digitalisierung des Gesundheitswesens ein geregeltes Arbeiten in den Praxen unmöglich macht? In diesem Fall wäre Philipp Stachwitz vom health innovation hub bereit, die Notbremse und damit den Stecker zu ziehen, sagte er am heutigen Freitag beim BVDVA-Kongress. Zudem ging Stachwitz darauf ein, weshalb die Abrechnung der E-Rezepte zunächst außerhalb der TI geplant ist.
Ursprünglich sollte in der kommenden Woche das E-Rezept bundesweit starten, zunächst auf freiwilliger Basis. Von diesem Plan rückte die Gematik jedoch kurzfristig ab: Stattdessen werden die elektronischen Verordnungen ab 1. Juli in der Fokusregion Berlin-Brandenburg erprobt, bevor sie ab dem vierten Quartal 2021 in ganz Deutschland ausgestellt werden können. Am 1. Januar 2022 wird der Einsatz bei apothekenpflichtigen Arzneimitteln zur Pflicht.
Mehr zum Thema
ABDA-IT-Experte zum E-Rezept-Start
Ab 1. Juli: E-Rezepte zunächst in Fokusregion?
120 Apotheken und 50 Arztpraxen in Berlin und Brandenburg
E-Rezept-Fokusregion nimmt Gestalt an
Interview mit Anke Rüdinger, Vorsitzende des Berliner Apotheker-Vereins
„E-Rezepte gehören in die Apotheke vor Ort“
Ein Stolperstein bei der Einführung könnte die mangelnde Bereitschaft der Ärztinnen und Ärzte hierzulande sein, auf das E-Rezept umzusatteln. Das räumte auch der Arzt Philipp Stachwitz vom health innovation hub heute beim Kongress des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken (BVDVA) ein. Der Think Tank berät Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zur Digitalisierung des Gesundheitswesens.
Vorteile für Praxen „nicht augenfällig“
Es sei derzeit „nicht augenfällig, dass das E-Rezept in den Praxen Vorteile bringt“, sagte Stachwitz bei einer Podiumsdiskussion zum Thema digitale Gesundheitsversorgung und Telematik-Infrastruktur. Die Abläufe rund um das Ausstellen von Muster-16-Rezepten seien standardisiert und liefen gut. Wolle man diese Prozesse verändern, sei es wichtig, dass sich der Mehraufwand in Grenzen halte und Ärzte nicht drei Minuten extra pro Rezept aufwenden müssten. Sollte sich herausstellen, dass ein geregeltes Arbeiten in den Praxen so nicht möglich sei, plädiere er dafür, im Ernstfall die Notbremse zu ziehen. „Wenn es nicht geht, dann müssen wir es halt wieder abschalten“, sagte er. „Dann geht es eben einfach nicht.“
Dennoch sprach er sich dafür aus, diesen Schritt zu wagen. Viele Ärzte haben laut Stachwitz Verständnis dafür, dass es anfangs mühselig werden könne. Sie sähen aber auch die Vorteile, die eine digitale Datenverarbeitung etwa für die Arzneimitteltherapiesicherheit bringen könne. Denn das E-Rezept bilde nur die Basis für weitere Anwendungen wie die elektronische Patientenakte, die letztlich einen echten therapeutischen Nutzen entfalten könne und vor allem in Notfallsituationen von Bedeutung sein werde.
Weshalb findet die Abrechnung außerhalb der TI statt?
„Wir haben in der Vergangenheit ständig darüber geredet, wie es sein müsste, um perfekt zu sein“, erinnerte Stachwitz. Dabei sei jedoch nicht viel rumgekommen. Testläufe seien zu früh abgebrochen worden, und man habe es versäumt, die Fehler zu analysieren und daraus zu lernen. Nun gelte es, endlich loszulaufen. Dem pflichtete auch Lars Gottwald, Leiter des Business Teams bei der Gematik, bei. „Wir müssen den Nutzen erlebbar machen und dürfen nicht alles zerreden.“
Gestuftes Vorgehen in Berlin-Brandenburg
Auch bei der Einführung des E-Rezepts werden dem Gematik-Experten zufolge anfangs Probleme auftauchen, an die niemand gedacht hat. Deshalb wolle die Gematik die elektronischen Verordnungen zunächst in der Fokusregion Berlin-Brandenburg erproben. Geplant ist demnach ein gestuftes Vorgehen. Man werde zunächst mit wenigen Praxen und Apotheken starten und weitere nach und nach einbinden. „Vonseiten der Gematik werden wir eine dreistellige Zahl an Arztpraxen und Apotheken enger begleiten“, kündigte Gottwald an.
Für die Apotheker:innen bisher unverständlich ist, weshalb bei der Planung die Abrechnung der E-Rezepte innerhalb der TI nicht mitgedacht wurde. „Diese Möglichkeit ist mitdiskutiert worden“, betonte Stachwitz. „Da steckt aber viel Politik mit drin.“ Denn im Zuge der Abrechnung werde viel Geld umgewälzt und entsprechend viele unterschiedliche Interessen spielten eine Rolle. Daher habe man sich entschieden, zunächst die Kernabläufe zu digitalisieren und die Abrechnung außen vor zu lassen.
4 Kommentare
AW: Testlauf des Rohkrepierers
von Hessen-Pharmakus am 28.06.2021 um 8:39 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Verstopfung, Fehlgeburt oder Rohrkrepierer vom eRezept?
von Susanne Hempel am 28.06.2021 um 8:28 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
bitte
von Karl Friedrich Müller am 25.06.2021 um 14:08 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Testlauf des Rohrkrepierers
von Scarabäus am 27.06.2021 um 13:46 Uhr
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.