Chronisches Schmerzsyndrom vermeiden!

Endometriose: Histologische Sicherung für Progesteron-only-Pillen nicht erforderlich

Stuttgart - 10.05.2021, 12:15 Uhr

„Endometriose – Gewebe auf Abwegen unter Kontrolle bringen“, so lautete der Titel des Vortrags von Prof. Sylvia Mechsner auf der INTERPHARM online 2021. (Foto: Schelbert)

„Endometriose – Gewebe auf Abwegen unter Kontrolle bringen“, so lautete der Titel des Vortrags von Prof. Sylvia Mechsner auf der INTERPHARM online 2021. (Foto: Schelbert)


Am vergangenen Freitag klärte Professorin Sylvia Mechsner, Leiterin des Endometriosezentrums der Berliner Charité, die Zuschauer:innen der INTERPHARM online über das „Chamäleon unter den gynäkologischen Erkrankungen“ auf – Endometriose. Sie erklärte, dass die Erkrankung einerseits oft wirklich schwer zu diagnostizieren und unterschiedlich progressiv ist. Andererseits machte sie deutlich, wie betroffenen Frauen früh geholfen werden kann, um letztendlich eine Chronifizierung der Schmerzen zu vermeiden.

Endometriose – Gewebe auf Abwegen unter Kontrolle bringen“, so lautete der Titel des Vortrags auf der INTERPHARM online von Professor Sylvia Mechsner, die an der Klinik für Gynäkologie mit Zentrum für onkologische Chirurgie der Charité Universitätsmedizin Berlin tätig ist. Seit 2014 ist sie dort Leiterin des Endometriosezentrums und seit 2019 W2-Professorin für Endometrioseforschung an der Charité. Weltweit sind Mechsner zufolge 176 Millionen Frauen von Endometriose betroffen. Das sei geschätzt, weil es für die gesicherte Diagnose einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) bedürfe. 

Mit eindrucksvollen Bildern gab Mechsner in ihrem Vortrag dem häufig verkannten Frauenleiden ein „Gesicht“. So könne man bei der Bauchspiegelung schwarze Punkte erkennen, selten beispielsweise auch am Zwerchfell, was zu zyklischen Schulterschmerzen führen könne.

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Alle Vorträge der INTERPHARM online wurden aufgezeichnet und können noch sechs Wochen abgerufen werden. Mehr Infos und Tickets gibt es hier.

Wie es zur Endometriose oder Adenomyose (Befall des Uterus) kommt, dazu gibt es diverse Theorien, abschließend geklärt ist die Ätiologie aber noch nicht. Wahrscheinlich sei eine genetisch bedingte uterine Hyperperistaltik der Gebärmutter schuld, die zu Mikrotraumen in der Übergangsschicht Endometrium/Myometrium mit Aktivierung von Stammzellen führt. Diese Zellen können auf „Abwege“ gelangen und sich beispielsweise in der Muskelwand der Gebärmutter (Adenomyose) oder im Bauchraum (Endometriose) ansiedeln. Bei den dort entstehenden Läsionen handle es sich sozusagen um „Miniatur-Uteri“, so Mechsner. Betroffene Frauen würden sehr früh über sehr starke Regelschmerzen klagen. Dennoch hätten sie teils zehn Jahre lang Beschwerden bis zur Diagnosestellung. Je eher die Beschwerden beginnen, desto schwerer soll die Endometriose sein. Doch nicht jede Endometriose ist gleichermaßen progressiv. 

Es bestehe aber eindeutig ein Zusammenhang zur Zahl der Menstruationen und damit eine Östrogenabhängigkeit, erklärte Mechsner. Würden Frauen – wie heute üblich – erst spät schwanger werden, hätte der Uterus 20 Jahre Zeit, aktiv zu sein. Der Muskel könne sich in dieser Zeit quasi selbst zerstören.

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Grundsätzlich sei die Endometriose schwer zu diagnostizieren, oft aber auch im Ultraschall erkennbar. Zu den Leitsymptomen der Endometriose zählen neben Regelschmerzen auch zyklische oder azyklische chronische Unterbauchschmerzen, die Endometriose ist eine Schmerzerkrankung. Schmerzen können auch beim Geschlechtsverkehr, beim Stuhlgang oder beim Wasserlassen auftreten. Außerdem kann ein Kinderwunsch unerfüllt bleiben.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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