„Whitepaper“ von Scanacs

Der „Fall AvP“ als Anlass für die Direktabrechnung

Süsel - 23.03.2021, 15:15 Uhr

Ist die Direktabrechnung die Anwort auf die AvP-Pleite? (x / Foto: Schelbert)

Ist die Direktabrechnung die Anwort auf die AvP-Pleite? (x / Foto: Schelbert)


Die Apothekenrechenzentren arbeiten seit Jahrzehnten mit demselben Geschäftsmodell. Doch dies könnte sich in den nächsten Jahren ändern. Denn erstens wird das E-Rezept neue technische Rahmenbedingungen schaffen, und zweitens hat die AvP-Insolvenz das Vertrauen in das Konzept erschüttert. Eine Alternative könnte die Direktabrechnung mit der Unterstützung durch einen technischen Dienstleister sein. Dieser Weg wird derzeit besonders von der Firma Scanacs propagiert.

Vor dem Hintergrund der AvP-Insolvenz bringt Scanacs sein geplantes Angebot für eine neu konzipierte Rezeptabrechnung ins Gespräch. Das Unternehmen wendet sich derzeit mit einem „Whitepaper“ unter dem Titel „Der Fall AvP und seine Folgen“ an die Apotheken. Dieses liegt DAZ.online als Vorabveröffentlichung vor. Scanacs bezeichnet sich als „innovatives Start-up“ mit dem Ziel, „eine einfache wie effiziente Kommunikation zwischen Apotheke und Krankenkasse zu ermöglichen“. Das Unternehmen wurde 2016 von Frank Böhme gegründet, der nun einer der beiden Geschäftsführer ist. Böhme war zuvor bei einer Krankenkasse, einem großen Pharmaunternehmen und anschließend bei einem Unternehmen zur Rezeptprüfung tätig.

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Prüfplattform im Einsatz

Derzeit bietet Scanacs eine elektronische Verknüpfung von Apotheken mit Krankenkassen auf einer gemeinsamen Plattform. So können Apotheken den Zuzahlungsstatus der Versicherten elektronisch prüfen. Außerdem können sie über die „Verordnungsprüfung“ die bei der jeweiligen Krankenkasse verwendeten Erstattungshinweise in Echtzeit abfragen. Damit könne sich die Apotheke vor Retaxationen schützen und Zeit sparen, wirbt Scanacs. Nach Angaben des Unternehmens hätten Krankenkassen mit insgesamt mehr als 27 Millionen Versicherten die Plattform aktiviert, und 3.000 Apotheken seien dort registriert.

Von AvP zu einer neuen Option

Das „Whitepaper“ von Scanacs trägt die Entwicklung im „Fall AvP“ übersichtlich zusammen, bietet gut informierten Beobachtern aber keine inhaltlichen Neuigkeiten. Es enthält ein Interview mit dem FDP-Bundestagsabgeordneten Wieland Schinnenburg, eine Darstellung aus der Perspektive der betroffenen Apothekerin Sylvia Trautmann und einen Beitrag einer Krankenkassenmitarbeiterin über die Konsequenzen für die Abrechnungstätigkeit.

Scanacs betont, bei der bisherigen Rezeptabrechnung könne die Apotheke wegen möglicher Retaxationen erst nach zwölf Monaten sicher sein, das Geld behalten zu können. Bei dieser Darstellung gerät in den Hintergrund, dass die Krankenkassen gemäß § 130 Abs. 3 SGB V innerhalb von zehn Tagen nach Rechnungseingang zahlen müssen, um den Apothekenabschlag abziehen zu dürfen. Neben den „Unsicherheiten aufgrund langer Prüfprozesse“ führt Scanacs als weitere Nachteile des bisherigen Abrechnungsverfahrens beispielsweise „intransparente Preis- und Vertragsmodelle“, „lange Vertragsbindung“, „Unsicherheit hinsichtlich weiterer Insolvenzen“ und „ggf. unklare Haftungsrisiken“ an, ohne dabei auf Unterschiede zwischen den Anbietern einzugehen. Um die Risiken zu verringern, könnten Apotheken die Abrechnung auf mehrere Dienstleister verteilen, heißt es dazu weiter. 



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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