BAH-Positionspapier

Arzneimittelhersteller zerpflücken Nationales Gesundheitsportal

Berlin - 21.01.2021, 07:00 Uhr

Das BMG als Betreiber des Nationalen Gesundheitsportals steht weiterhin in der Kritik. (Screenshot: gesund.bund.de)

Das BMG als Betreiber des Nationalen Gesundheitsportals steht weiterhin in der Kritik. (Screenshot: gesund.bund.de)


Portal wird dem Qualitätsanspruch nicht gerecht

Anspruch von Betreiber und Redaktion des Nationalen Gesundheitsportals ist es, wissenschaftlich gesicherte Gesundheitsinformationen von durchgängig hoher Qualität anzubieten. „Nach Einschätzung des BAH gibt es eine Vielzahl von Aussagen, die diesem – auch vom Nutzer zu Recht erwarteten – hohen Anspruch nicht gerecht werden“, führen sie weiter aus. Mängel sehen sie unter anderem bei der Aktualität der Information. „Wie kann das Portal den hohen Qualitätsanspruch einlösen, sich an den Erkenntnissen der aktuellen Forschung zu orientieren, wenn die Aktualisierungsfrequenz auf bis zu drei Jahre festgelegt ist?“ So könnten etwa Angaben zu neuen Arzneimitteln, diagnostischen Verfahren und digitalen Gesundheitsanwendungen „kaum zeitnah Berücksichtigung finden“.

Verweis auf Beratung in der Apotheke fehlt

Darüber hinaus missfällt dem BAH, dass bei vielen Krankheitsbildern lediglich beispielhaft Behandlungsmöglichkeiten genannt werden – „insbesondere bei solchen, die im Rahmen der Selbstmedikation eigenverantwortlich bzw. ergänzt durch eine entsprechende Beratung in der Apotheke behandelt werden können“. Andere Mittel, die ebenfalls für die entsprechende Indikation eine Zulassung besitzen, lassen die Autoren des Portals unter den Tisch fallen. „Dies führt zu einer nicht begründeten Auswahl und Einschränkung der Therapieoptionen und kann in der Folge zu einer Verunsicherung bei Anwendern nicht genannter Optionen führen.“

Noch weitergehend und aus Sicht des BAH nicht akzeptabel ist es, dass behördlich zugelassene Arzneimittel im Gesundheitsportal teilweise als entbehrlich dargestellt würden und ihre Wirksamkeit grundsätzlich angezweifelt werde. „Schließlich wird die Bedeutung einer verantwortungsvollen Selbstmedikation, die dem Wunsch breiter Teile der Bevölkerung entspricht und auch aus sozioökonomischen Gründen unverzichtbar ist, immer wieder in Frage gestellt“, monieren die Hersteller. Auch die Therapieleitlinien wissenschaftlicher Fachgesellschaften werdendem Positionspapier zufolge teilweise nicht mit einbezogen, Empfehlungen von Patientenvertretungen bleiben unberücksichtigt. „Weiterhin fehlt systematisch ein Verweis auf die Bedeutung der Apotheke vor Ort und der dortigen Beratung zu Arzneimitteln.“



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Google

von Jürgen Lamme am 22.01.2021 um 8:46 Uhr

Die Zusammenarbeit mit Google ist nur folgerichtig. Wo soll denn die digitale Kompetenz herkommen, wenn Karrieren in deutschen Behörden nicht durch Kompetenz sondern durch Ersitzen erfolgen. Und an den Spitzen wird dieses Land durch Menschen ohne Berufsausbildung, bestenfalls mit abgebrochenem Theologiestudium, geführt. Erstaunlich ist, dass man trotz dieser geballten Inkompetenz glaubt, der Staat könne irgendetwas besser als die Privatwirtschaft.

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hoher Standard

von J.M.L. am 21.01.2021 um 9:35 Uhr

Während die Standards im Gesundheitswesen und der pharmazeutischen Industrie sehr hoch sind, fehlen solche Standards in der Politik völlig, sind denn Lobbyisten mit Bankkaufsmannslehre und blindem Aktionismus wirklich die beste Option für unsere Republik? Pardon Bananenrepublik?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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