Heilpflanze des Jahres 2021

Mit Meerrettich gegen Antibiotika-Resistenzen?

Stuttgart - 05.01.2021, 09:15 Uhr

Aus einem Fachartikel des NHV Theophrastus zum Meerrettich geht hervor, dass die zu medizinischen Zwecken genutzten Inhaltsstoffe des Meerrettichs nicht in der Staude, sondern in den bis zu 50 cm langen und etwa 6 cm dicken Wurzeln (Armoraciae radix) stecken. (s / Foto: kolesnikovserg / stock.adobe.com)

Aus einem Fachartikel des NHV Theophrastus zum Meerrettich geht hervor, dass die zu medizinischen Zwecken genutzten Inhaltsstoffe des Meerrettichs nicht in der Staude, sondern in den bis zu 50 cm langen und etwa 6 cm dicken Wurzeln (Armoraciae radix) stecken. (s / Foto: kolesnikovserg / stock.adobe.com)


Unkomplizierte Harnwegsinfektion: Leitlinie zu Mannose, Bärentraubenblättern, Kapuzinerkressekraut und Meerrettichwurzel

In der Interdisziplinären S3 Leitlinie „Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten“ heißt es mit dem Empfehlungsgrad C (Empfehlung offen, „kann“): „Bei häufig rezidivierender Zystitis der Frau kann Mannose empfohlen werden. Alternativ können verschiedene Phytotherapeutika (z.B. Präparate aus Bärentraubenblättern (maximal 1 Monat), Kapuzinerkressekraut, Meerrettichwurzel), erwogen werden.“ Zum Hintergrund erklärt die Leitlinie, dass in einer prospektiven, randomisierten, verblindeten Studie an Patienten mit rezidivierenden Harnwegsinfektionen jeweils 2 Tabletten Verum (jeweils 80 mg Meerrettichwurzelextrakt und 200 mg Kapuzinerkressekraut am Morgen und Abend, Angocin Anti Infekt N®) (n=51) oder gleich aussehende Placebotabletten (n=52) über Monate hinweg verabreicht wurden. „Während der Studie sank die Harnwegsinfektionsrate unter Verum auf 0,43 und unter Placebo auf 0,77.“

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Nicht immer gleich ein Antibiotikum

Zu den pflanzlichen Aquaretika – wie Birkenblätter, Brennesselkraut, chinesische Kräuter, Gartenbohnenhülsen, Goldrutenkraut, Hauhechelwurzel, Orthosiphonblätter, Liebstöckelwurzel mit Rosmarin und Tausendgüldenkraut, Petersilienkraut und -wurzel, Queckenwurzelstock, Schachtelhalmkraut und Wacholderbeeren – liegen laut Leitlinie bisher keine Studien zur Langzeitprävention mit validen Daten vor. 

Laut dem NHV Theophrastus sollen Untersuchungen aus den 1950er Jahren gezeigt haben, dass die ITC aus dem Meerrettich auch die Vermehrung von Influenza-Viren wirkungsvoll hemmen können. An der Universität Gießen seien diese Untersuchungen in den letzten Jahren nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft wiederaufgenommen und ausgeweitet worden.

Wie zur Arzneipflanze des Jahres 2021 (Myrrhinil intest®) ist auch zur Heilpflanze des Jahres 2021, dem Meerrettich, ein passendes OTC-Präparat von der Repha GmbH Biologische Arzneimittel in Apotheken erhältlich (Angocin Anti Infekt N®). Laut Fachinformation (Stand Februar 2020) sind die Tabletten zur Besserung der Beschwerden bei akuten entzündlichen Erkrankungen der Bronchien, Nebenhöhlen und ableitenden Harnwege indiziert. Die Wirkung von Angocin® Anti-Infekt N bei Infektionen der Harnwege und des Respirationstraktes beruht demnach auf antibakteriellen Eigenschaften der Meerrettichwurzel und des Kapuzinerkressenkrautes.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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