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STIKO-Empfehlung zur Corona-Impfung
Wer wird zuerst geimpft und warum?
Es wird zunächst nicht genügend Corona-Impfstoffe für alle geben, sollten in Kürze die Zulassungen von BNT162b2 und mRNA-1273 in der EU kommen. Deswegen muss priorisiert werden, um den gesundheitlichen und gesellschaftlichen Schaden so gering wie möglich zu halten. Die STIKO hat zu diesem Zweck nun ihre Empfehlungen zur COVID-19-Impfung veröffentlicht. Obwohl Männer tendenziell eher an Corona sterben, sollen diese demnach nicht prioritär geimpft werden.
Am 21. Dezember 2020 will das CHMP der Europäischen Arzneimittelagentur seine Empfehlung zur Corona-Vakzine BNT162b2 von Biontech/Pfizer für die EU bekannt geben. Mit hoher Wahrscheinlichkeit rät der Humanarzneimittelausschuss zur bedingten Zulassung des Corona-Impfstoffs in der EU. Die EU-Kommission folgt in aller Regel den Empfehlungen des CHMP. Bereits am 27. Dezember könnte es also losgehen mit Corona-Impfungen auch in Deutschland.
Nicht alle können sofort geimpft werden
Nur wer soll als erstes geimpft werden? Dazu hat sich die STIKO Gedanken gemacht und ihre „STIKO-Empfehlungen zur COVID-19-Impfung“ im „Epidemiologischen Bulletin 2|2021“ veröffentlicht. „Grundsätzlich ist ein allgemeiner, gleichberechtigter Zugang zur Impfung für alle anzustreben“, aufgrund von anfänglicher Impfstoffknappheit sei jedoch eine Priorisierung nötig. Die Priorisierungsstrategie verfolge das übergreifende ethische Ziel, möglichst viel gesundheitlichen und gesellschaftlichen Schaden durch die COVID-19-Pandemie zu verhindern, begründet die Ständige Impfkommission ihre Empfehlungen. Durch die beginnenden COVID-19-Impfungen sollen fortan schwere COVID-19-Verläufe mit Hospitalisierung und Todesfällen verhindert werden, beruflich besonders exponierte Personen geschützt, die Übertragungen verhindert und das öffentliche Leben sowie staatliche Funktionen aufrechterhalten werden.
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Die ersten beiden Ziele sind „aufgrund der Datenlage zu den zur Zulassung anstehenden Impfstoffen erreichbar“, erklärt die STIKO. Ihre Zuversicht liegt an den bislang veröffentlichten Wirksamkeitsdaten zu den Vakzinen. Die Wirksamkeiten der am besten erforschten und in der Entwicklung am weitesten fortgeschrittenen Impfstoffe liegt bei 94,1 Prozent (mRNA-1272, Moderna) und bei 95 Prozent (BNT162b2b, Biontech/Pfizer). Nicht sicher beurteilen kann die STIKO bislang, ob durch Impfungen auch die Ausbreitung des Virus verhindert wird (drittes Impfziel), für die mRNA-Impfstoffe liegen hierzu derzeit keine Daten vor. Ergebnisse aus Tiermodellen und Beobachtungen in einer ersten Phase-III-Studie mit einem COVID-19-Vektorimpfstoff ließen jedoch vermuten, dass die Impfstoffe auch die Transmission reduzierten. Und schließlich gibt es Daten von Impfstoffen gegen andere Infektionskrankheiten, durch die deren Eindämmung gelang: „Die Wirksamkeit anderer Impfstoffe hinsichtlich der Verhinderung der Transmission von Virus durch Geimpfte lässt mit Berechtigung vermuten, dass auch durch die COVID-19-Impfstoffe die Transmission von SARS-CoV-2 in der Bevölkerung reduziert wird“, denkt die STIKO.
Alles entscheidender Risikofaktor ist das Alter
Die STIKO priorisiert in sechs Stufen. Zunächst sollen deswegen diejenigen Menschen eine Impfung erhalten, die ein besonders hohes Risiko für schwere oder tödliche Verläufe einer COVID-19-Erkrankung haben. Gleichfalls sollen Personen als erstes geimpft werden, wenn sie beruflich besonders exponiert sind oder in engem Kontakt zu vulnerablen Personengruppen stehen:
- Bewohner:innen von Senioren- und Altenpflegeheimen
- Personen im Alter von ≥ 80 Jahren
- Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen
- Personal in medizinischen Einrichtungen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen
- Pflegepersonal in der ambulanten und stationären Altenpflege
- Andere Tätige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kontakt zu den Bewohner:innen
Zuallererst: Menschen ab 80 Jahren und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen
Innerhalb der ersten Stufe bewertet die STIKO Menschen ab einem Alter von 80 Jahren und die Bewohner:innen von Alten- und Pflegeheimen als „besonders gefährdet“. Deswegen sollten diese Personen ganz zu Beginn geimpft werden. Die STIKO erklärt: „Der alles entscheidende Risikofaktor für eine schwere COVID-19-Erkrankung ist das zunehmende Alter > 60 Jahre“. Vorerkrankungen und Schwangerschaft spielen nach Analyse der STIKO eine „untergeordnete Rolle“ bei COVID-19.
In Stufe zwei sollen – bei zunehmender, doch immer noch limitierter Impfverfügbarkeit – geimpft werden:
- Personen im Alter von 75 – 79 Jahren
- Personal mit hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen
- Personen mit einer Demenz oder geistigen Behinderung in Institutionen
- Tätige in der ambulanten oder stationären Versorgung von Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung
- Personen mit Down-Syndrom (Trisomie 21)
Personen mit Down-Syndrom hätten ein erhöhtes Mortalitätsrisiko, begründet die STIKO ihre Zuteilung. So sei für Menschen mit Down-Syndrom aufgrund zahlreicher Komorbiditäten (wie schwere angeborene Herzfehler, Störungen der Immun- und Lungenfunktion) das Risiko für COVID-19-bedingten Tod 10-fach [HR: 10,4 (95% KI 7,1 – 15,2)] erhöht, verglichen mit der Normalbevölkerung. Diese Sterblichkeit sei vergleichbar mit der von 75- bis 79-Jährigen (pOR 7,4 95% KI 2,97 18,4)].
Adipöse, Nierenkranke und Organtransplantierte in Stufe 3
In die ersten beiden Stufen fallen 8,6 Millionen (Stufe 1) und 7 Millionen (Stufe 2) Risikopersonen. In der dritten Stufe werden Personen im Alter zwischen 70 und 74 Jahren geimpft, Organtransplantierte, Personen mit Vorerkrankungen mit hohem Risiko (Adipositas ab 30 kg/m2, chronische Nierenerkrankungen) sowie Bewohner:innen und Tätige in Gemeinschaftsunterkünften (Asylunterkünfte, Kinder- und Jugendheime, Frauenhäuser). Auch enge Kontaktpersonen von Schwangeren sowie Pflegende von Personen mit hohem Risiko erhalten in Stufe drei eine Corona-Impfung, gleichermaßen Personal, das nur ein mäßiges Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen hat und Teilbereiche des ÖGD (Öffentlicher Gesundheitsdienst).
Wie kommt die STIKO zu diesen Priorisierungen?
Für ihre Einschätzung hinsichtlich der Risikoerhöhung durch Vorerkrankungen für schwere oder tödliche COVID-19-Verläufe oder krankheitsbedingte Hospitalisierungen hat die STIKO zahlreiche Studien gesichtet. Sie fand für die meisten Erkrankungen nur moderate Risikoerhöhungen für Hospitalisierungen. Nur für Herzinsuffizienz, chronische Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus und Organtransplantationen lag der Effektschätzer über 2 (Risiko doppelt so hoch), für Adipositas knapp unter 2. Im Hinblick auf die Mortalität erhöhen vor allem Organtransplantationen (Effektschätzer 4,2), Demenzen (Effektschätzer 2,24) und Adipositas (Effektschätzer 1,82) das Sterberisiko unter COVID-19.
Stufe vier berücksichtigt Lehrer und psychisch Kranke
In Stufe vier sollen bei weiterhin erforderlicher Impfpriorisierung
- Personen im Alter von 65 – 69 Jahren
- Personen mit Vorerkrankungen mit moderat erhöhtem Risiko (psychiatrische Erkrankungen, zum Beispiel bipolare Störung, Schizophrenie und schwere Depression), chronische Lebererkrankung, Immunkompromittierung, Diabetes mellitus, Arrhythmie/Vorhofflimmern, HIV-Infektion, Koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, zerebrovaskuläre Erkrankungen/Apoplex, Autoimmunerkrankungen, COPD, Krebserkrankungen, arterielle Hypertonie, rheumatologische Erkrankungen, Asthma bronchiale und deren engste Kontaktpersonen
- Personal mit niedrigem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen
- Lehrer:innen, Erzieher:innen und
- Personen mit prekären Arbeits- und/oder Lebensbedingungen
gegen Corona geimpft werden.
In der vorletzten Kategorie, Stufe fünf, erhalten Personen im Alter zwischen 60 und 64 Jahren und Personal in Schlüsselpositionen der Landes- und Bundesregierungen eine Impfung. Des Weiteren fallen in diesen Impfzyklus Beschäftigte im Einzelhandel und Beschäftigte zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit mit erhöhtem Expositionsrisiko sowie Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur.
Zuletzt, Stufe sechs, werden alle Unter-60-Jährigen geimpft. Die STIKO fand bei ihrer Studienanalyse, dass für jüngere Menschen unter 60 Jahren auch bei Vorliegen einer Vorerkrankung die Wahrscheinlichkeit, an COVID-19 zu sterben, deutlich niedriger ist als bei älteren Menschen, unabhängig davon, ob sie vorerkrankt sind oder nicht.
Trotz höherer Mortalität: Männer werden nicht bevorzugt geimpft
Auch wenn Männer eine gegenüber gleichaltrigen Frauen etwas höhere Hospitalisierungs- und Mortalitätsrate haben, hat die STIKO entschieden, Männer nicht zu priorisieren. Auch Kinder berücksichtigt die Ständige Impfkommission aktuell in ihren Impfempfehlungen nicht, da in absehbarer Zeit die COVID-19-Impfstoffe nicht für Kinder zugelassen sein würden. Allerdings laufen derzeit schon Studien, die die Wirksamkeit und Sicherheit von Corona-Impfstoffen auch bei Kindern untersuchen. Die STIKO will deswegen die Datenlage fortlaufend neu bewerten.
3 Kommentare
Lungenerkrankungen
von Scherber Heike am 09.01.2021 um 18:54 Uhr
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Corona impfung
von Günther Jauer am 19.12.2020 um 9:29 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Corona impfung
von Martine *** am 31.12.2020 um 8:11 Uhr
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