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Interview mit gematik-Geschäftsführer Leyck Dieken
„EHealth-Tec wird zu keinem Zeitpunkt Betreiberverantwortung übernehmen“
Kontrolle nicht nötig
Dann kommen wir zurück zu den Tatsachen. Sie betonen, dass IBM der Vertragspartner ist und es kein Konsortium gibt. Wäre es nicht besser, wenn alle Beteiligten gleichwertig auf einer Ebene agieren und auch von der gematik kontrolliert werden? So überlassen Sie doch IBM die Aufsicht.
Das ist unnötig. Wir haben die volle Kontrolle, weil wir bestimmen, was gebaut wird. Wir tasten jede Woche ab, wie genau unsere Spezifikation erfüllt wird. Zudem sind sämtliche Prozesse über die Plattform GitHub öffentlich einsehbar. Damit ist es völlig ausgeschlossen, dass jemand im Hintergrund etwas bewegt, was wir nicht mitbekommen würden. Daraus folgt auch, dass eHealth-Tec beziehungsweise DocMorris keinerlei Wissensvorsprung gegenüber anderen Marktteilnehmern haben wird, weil alle Programmierungen für alle öffentlich nachvollziehbar sind.
Immer wieder gibt es Gerüchte, dass Amazon die Zur Rose-Gruppe kaufen möchte. Würde solch ein Ereignis etwas an Ihrer Einschätzung ändern?
Nein. Ein Kauf der Zur Rose Gruppe durch Amazon hätte keinerlei Auswirkungen auf den Betrieb des E-Rezept-Fachdiensts. Er würde dem Konzern auch keine Einblicke ermöglichen, denn wie gesagt scheidet eHealth-Tec nach der initialen Phase vollständig aus dem Projekt aus. Insofern wäre eine Übernahme durch Amazon völlig irrelevant für das System.
Noch einmal kurz zurück zur Vergabe: Woran ist das Angebot der Noventi gescheitert?
Sowohl was die Wirtschaftlichkeit betrifft als auch in puncto Leistungsfähigkeit war IBM klar im Vorteil. Das Gerücht, Noventi sei wegen eines Formfehlers ausgeschieden, ist nicht wahr. Wir haben uns dennoch sehr gefreut, dass deutsche Apotheker an der Ausschreibung teilgenommen haben und ich glaube fest daran, dass die Apotheker unbedingt zusammenkommen und sich hinter dem roten A versammeln sollten. Es ist von großem Wert, in Zeiten der Digitalisierung eine so traditionsreiche und anerkannte Marke zu haben, die jeder Mensch sofort erkennt.
Die Rechte am Apotheken-A trägt bekanntlich der Deutsche Apothekerverband. Dieser hatte seinerzeit eine eigens entwickelte Web-App vorgelegt, dennoch hat die gematik lieber selbst eine Anwendung entwickelt, in der sich das Konzept des DAV nicht wiederfindet. Warum?
Wir wussten, dass der DAV eine webbasierte App programmiert. Das Problem daran ist, dass eine webbasierte Anwendung bezüglich der Voraussetzungen in der Telematik und auch nach den Vorgaben des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) keine schlüssige App-Plattform ist. Darüber haben wir den DAV zu gegebenem Zeitpunkt informiert und mitgeteilt, dass er dafür eine andere Plattform finden muss.
Der DAV ist auch Gesellschafter in der gematik. Hätte die Expertise im Apothekenmarkt nicht auch von dort kommen können? Oder musste sie zwingend Teil der Ausschreibung sein?
Die Gesellschafter der gematik haben jeden einzelnen Satz der Ausschreibung gekannt. Niemand kann sagen, er habe nicht gewusst, was wir spezifiziert haben. Die technischen Experten unserer Gesellschafter haben uns über Monate begleitet und jedem einzelnen Feature zugestimmt.
2 Kommentare
alles gut
von Benjamin Schäfer am 24.11.2020 um 22:45 Uhr
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Verraten und verkauft
von ratatosk am 24.11.2020 um 18:36 Uhr
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