Am 8. Oktober berichtete auch das Ärzteblatt über eine Studie im Journal of Clinical Investigation (2020; DOI: 10.1172/JCI143380). Darin habe eine frühere Infektion mit harmlosen Coronaviren, die in der Regel nur eine Erkältung verursachen, zwar nicht vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 geschützt. „Der Verlauf einer COVID-19-Erkrankung war jedoch deutlich abgeschwächt“, heißt es. Wieso eine frühere Coronainfektion einen schweren Verlauf von COVID-19 verhindert, obwohl sie nicht vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 schützt, sei unklar. (dm)
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T-Zell-Reaktivität vernachlässigt
SARS-CoV-2: Ist die Grundimmunität höher als angenommen?
„Es ist Zeit zuzugeben, dass wir die T-Zell-Daten ebenfalls brauchen“
Im Gegensatz zur Erforschung von Antikörpern, die die Nachrichten zu dominieren scheinen, hätten T-Zell-Studien bislang kaum mediale Aufmerksamkeit erhalten, stellt der BMJ-Mitherausgeber fest. Dabei ließen diese im Vergleich zu Antikörpern bezüglich der Dauer der Immunität erheblich optimistischere Aussichten zu. So seien in einer Studie aus Singapur bei 23 Patienten, die sich von SARS erholt hatten, noch 17 Jahre nach dem Ausbruch im Jahr 2003 Memory-T-Zellen gefunden worden, die auf das N-Protein von SARS-CoV reaktiv sind und eine robuste Kreuzreaktivität zum N-Protein von SARS-CoV-2 zeigten. Das Wissenschaftlerteam wies auch SARS-CoV-2-spezifische T-Zellen bei Personen ohne SARS-Geschichte, COVID-19 oder Kontakt mit entsprechenden Personen nach. „Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass langlebige T-Zellen, die nach einer Infektion mit verwandten Viren erzeugt werden, möglicherweise vor einer Erkrankung infolge einer SARS-CoV-2-Infektion schützen oder diese modifizieren könnten“, schreiben die Forscher.
T-Zell-Studien könnten auch dazu beitragen, andere Geheimnisse von COVID-19 aufzuklären, schätzt Doshi, zum Beispiel, warum die Infektion Menschen unterschiedlich stark betrifft und wie häufig asymptomatische Infektionen bei Kindern und jungen Erwachsenen auftreten. „Zu Beginn der Pandemie war ein wichtiges Mantra, dass wir Antikörperdaten brauchten, um zu verstehen, wer infiziert war und wie viele geschützt sind“, schrieben zwei Immunologen vom Imperial College London Mitte Juli in einem Kommentar in „Science Immunology“. „Nun, da wir mehr über die Infektion erfahren haben, ist es Zeit zuzugeben, dass wir die T-Zell-Daten ebenfalls brauchen.“
Theoretisch könnte der Placebo-Arm einer COVID-19-Impfstoffstudie eine einfache Möglichkeit bieten, um mehr darüber zu erfahren, meint Doshi, indem die klinischen Ergebnisse von Menschen mit und ohne vorbestehende T-Zell-Reaktivität gegenüber SARS-CoV-2 miteinander verglichen werden. Nach Recherchen von BMJ-Experten verfolgt aber keine der beiden großen Impfstoffstudien (NCT04470427 mit mRNA-1273 und NCT04368728 mit BNT162b2) diesen Ansatz.
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