Influenzasaison

Mit welchem Grippeimpfstoff soll man sich gegen Grippe impfen?

Stuttgart - 11.09.2020, 17:50 Uhr

Welche Grippeimpfstoffe gibt es und mit welcher Impfstoff passt für wen? (x / Foto: Jaroslav Moravcik / stock.adobe)

Welche Grippeimpfstoffe gibt es und mit welcher Impfstoff passt für wen? (x / Foto: Jaroslav Moravcik / stock.adobe)


Grippeimpfstoff ist nicht gleich Grippeimpfstoff: Manche eignen sich schon für Säuglinge oder haben eine Zulassung zur Impfung von Schwangeren. Manche werden in Hühnereiern hergestellt, Flucelvax Tetra in Säugetierzellkulturen – was ist der Unterschied? Dann gibt es spezielle Grippeimpfstoffe für ältere Menschen. Und: Wer kommt für die Nasenspray-Impfung infrage? DAZ.online hat eine Übersicht erstellt, welche Grippeimpfstoffe es gibt und welche davon in der Influenzasaison 2020/21 auch am Markt sind.

Die Hersteller von Grippeimpfstoffen rechnen in der kommenden Grippesaison mit einer besonders hohen Nachfrage an Influenzavakzinen. Hersteller Seqirus spricht sogar von einer „Rekordnachfrage“ – Grund für die antizipierte Impfmotivation ist die parallel zur Grippesaison zirkulierende SARS-CoV2-Pandemie. In Deutschland wird es insgesamt etwa 25 Millionen Dosen folgender Impfstoffe geben:

  • Afluria® Tetra und Flucelvax® Tetra von Seqirus
  • Influsplit® Tetra von GSK
  • Influvac® Tetra von Mylan
  • Vaxigrip® Tetra von Sanofi Pasteur
  • Fluenz® Tetra von AstraZeneca

Gemeinsam ist allen: Sie schützen vor je zwei Influenza A- und Influenza B-Stämmen, wie es die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Februar dieses Jahres empfohlen hat. Doch ist Grippeimpfstoff nicht gleich Grippeimpfstoff: Manche werden in Hühnereiern kultiviert, andere in Säugetierzellkulturen, es gibt Tot- und Lebendimpfstoffe, sie werden parenteral appliziert oder auch nasal, dürfen bereits bei Säuglingen ab sechs Monaten eingesetzt werden oder erst ab einem Alter von drei oder neun Jahren. 

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Welcher Impfstoff eignet sich für wen? Welcher hat explizit auch in der Schwangerschaft und zum passiven Schutz des Neugeborenen bis zum Alter von sechs Monaten eine Zulassung? DAZ.online hat eine Übersicht erstellt.

Die klassischen Grippeimpfstoffe

Zu den typischen Influenzavakzinen zählen Afluria Tetra, Influsplit Tetra, Influvac Tetra und Vaxigrip Tetra. Sie werden in Hühnereiern hergestellt, es handelt sich um Totimpfstoffe. Alle sind zugelassen zur Vorbeugung der Influenza durch aktive Immunisierung. Unterschiede gibt es beim zugelassenen Impfalter:

  • Influsplit Tetra: Erwachsene und Kinder ab sechs Monaten·
  • Vaxigrip Tetra: Erwachsene und Kinder ab sechs Monaten
  • Influvac Tetra: Erwachsen und Kinder ab drei Jahren
  • Afluria Tetra: Erwachsene

Vaxigrip Tetra ist darüber hinaus der einzige Grippeimpfstoff, der offiziell für die Impfung von Schwangeren und der passiven Immunisierung von Säuglingen bis zum Alter von sechs Monaten zugelassen ist.

Flucelvax Tetra: der zellkulturbasierte

Flucelvax Tetra stellt unter den hiesigen Impfstoffen einen Exoten dar. Erst im Dezember 2018 erhielt Seqirus die Zulassung in der EU (in den USA im Mai 2016). Flucelvax Tetra ist der einzige Grippeimpfstoff, der statt in Hühnerembryonen in Säugetierzellkulturen hergestellt wird – das soll im Pandemiefall eine schnellere Produktion von Grippeimpfstoffen ermöglichen, zudem sollen zellkulturbasierte Impfstoffe besser vor Grippe schützen als andere. 

Besserer Impfschutz durch Zellkultur-Grippeimpfstoffe?

Die meisten Grippevakzinen werden nach wie vor in Hühnereiern produziert werden. Nun ist jedoch das Huhn nicht der natürliche Habitat für menschliche Grippeviren. Das bedeutet: Humane Grippeviren passen sich an den suboptimalen Wirtsorganismus an. Hier scheint vor allem das Influenza-A-Virus schwierig zu sein, weil die stattfindende Eiadaption zu antigenen Veränderungen führt, die sich später negativ auf die Wirksamkeit der Vakzinen auswirken können. Der Körper bildet nach der Grippeimpfung Antikörper, die auf die eiadaptierten Influenzaviren passen, diese können sich jedoch durch die Eiadaption von den tatsächlich in der Grippesaison zirkulierenden unterscheiden. Betroffen ist vor allem das Hämagglutinin – und dieses Oberflächenprotein vermittelt ungünstigerweise die Rezeptorbindung und ist das primäre Ziel neutralisierender Antikörper.
Die Überlegung ist somit seit längerem, ob ein passenderer Influenzaviruswirt – also Säugetierzellen – die Eiadaptionen verringern und so die Wirksamkeit der Grippevakzinen verbessern könnte.

Flucelvax Tetra ist ebenfalls ein Totimpfstoff, geimpft werden darf er bei Kindern ab neun Jahren und Erwachsenen.

Wer sollte sich gegen Grippe impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt die Grippeimpfung für:

  • alle Personen ab 60 Jahre
  • alle Schwangeren ab dem zweiten Trimenon, bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens ab dem ersten Trimenon
  • Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens (wie chronische Erkrankungen der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislaufkrankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes oder andere Stoffwechselkrankheiten, neurologische Grundkrankheiten wie Multiple Sklerose mit durch Infektionen getriggerten Schüben, angeborene oder erworbene Immundefizienz oder HIV)
  • Bewohner von Alten- oder Pflegeheimen
  • Personen, die als mögliche Infektionsquelle im selben Haushalt lebende oder von ihnen betreute Risikopersonen (siehe oben) gefährden können.

Geimpft werden sollten im Rahmen eines erhöhten beruflichen Risikos außerdem

  • Personen mit erhöhter Gefährdung (z. B. medizinisches Personal),
  • Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr,
  • Personen, die als mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute Risikopersonen fungieren können.

Ebenso geimpft werden sollten Personen mit direktem Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln. Die Impfung schützt zwar nicht vor der Vogelgrippe, aber es werden damit problematische Doppelinfektionen vermieden.

Auch während der Coronavirus-Pandemie gelten diese Empfehlungen, eine generelle Impfung von Kindern oder der gesamten Bevölkerung lehnt die STIKO derzeit ab.

Lebendimpfstoff und nasal: Fluenz Tetra

Fluenz® Tetra ist der einzige Grippeimpfstoff, der als Nasenspray verabreicht wird und der ein attenuierter Lebendimpfstoff (LAIV, Live attenuated influenza vaccine) ist. Zugelassen ist er für Kinder im Alter von zwei Jahren bis zum vollendeten 18. Lebensjahr. Zu beachten ist, dass Lebendimpfstoffe kontraindiziert sind bei Immunschwäche aufgrund von Erkrankungen oder infolge einer Therapie mit Immunsuppressiva, wie akute und chronische Leukämie, Lymphom, symptomatische HIV-Infektion, zelluläre Immundefekte und hoch dosierte Corticoidtherapie. Die STIKO spricht sich nicht für eine präferenzielle Empfehlung von Lebend- oder Totimpfstoffen bei Kindern aus, sie könnten „unter Berücksichtigung möglicher Kontraindikationen gleichermaßen angewendet werden“. Sei die Injektion eines Totimpfstoffs problematisch, zum Beispiel bei Spritzenphobie oder Gerinnungsstörungen, sollte präferenziell LAIV verwendet werden, so das RKI.

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Efluelda und Fluad Tetra: Grippeimpfstoffe für Ältere

Bei älteren Menschen wirkt eine saisonale Grippeimpfung meist schlechter als bei Jüngeren, gerade Ältere erkranken jedoch häufiger besonders schwer an Influenza und versterben. Es gibt spezielle Grippeimpfstoffe, die Menschen ab 65 Jahren besonders effektiv vor Influenza schützen sollen. Dabei setzt Efluelda® auf eine Hochdosis an Wirkstoff (vierfache Antigenmenge) und Fluad Tetra® auf einen Wirkverstärker (Adjuvans). Beide Impfstoffe sind in der Grippesaison 2020/21 nicht im Markt.

Welche Grippeimpfstoffe gibt es? Eine tabellarische Übersicht

Impfstoff (Zulassungsinhaber)Art der VakzineHerstellungAlterApplikationzusätzliche Information
Afluria Tetra (Seqirus)TotimpfstoffHühnereierab 18 Jahreni.m. 
Efluelda (Sanofi)TotimpfstoffHühnereierab 65 Jahreni.m.Hochdosis, vierfache Antigenmenge 2020/21 nicht im Markt
Fluad Tetra (Seqirus)TotimpfstoffHühnereierab 65 Jahreni.m.Adjuvantiert; 2020/21 nicht im Markt
Flucelvax Tetra (Seqirus)TotimpfstoffZellkulturab 9 Jahreni.m. 
Fluenz Tetra (AstraZeneca)LebendimpfstoffHühnereier2 bis 17 Jahrennasal 
Influsplit Tetra (GSK)TotimpfstoffHühnereierab 6 Monateni.m. 
Influvac Tetra (Mylan)TotimpfstoffHühnereierab 3 Jahreni.m. oder tief s.c. 
Vaxigrip Tetra (Sanofi)TotimpfstoffHühnereierab 6 Monateni.m. oder s.c.Schwangere und passiven Schutz von Säuglingen ab der Geburt bis zu einem Alter von weniger als 6 Monaten nach der mütterlichen Immunisierung während der Schwangerschaft


Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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9 Kommentare

grippeimpfung

von peter olf am 24.09.2020 um 15:45 Uhr

habe mich jedes jahr impfen lassen, jetzt bin ich 68 und wurde noch nicht geimpft, weil meine frau und ich keiner risikogruppe angehören. obwohl wir einen termin haten im ärtezezentrum, wurden wir von einer schnöseligen arzthelferin abgebügelt, wir gehörten keiner risikogruppe an. aber erst kommen lassen.

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Aber hallo

von Kate am 13.09.2020 um 17:38 Uhr

Grippeimpfung dieses Jahr auf jeden Fall. Für meinen Mann, mich und meine große Tochter. Zum eigenen Schutz, aber auch zum Schutz unseres Babys.
Und Kinder impfen?! Aber hallo, das volle Programm und wenn möglich auch so früh es geht.
Ich spreche aus Erfahrung: habe als Kind die Windpocken nie bekommen und bin nicht geimpft worden.
Heute muss ich zittern, mich nicht anzustecken, im Erwachsenenalter sind sie gefährlicher als im Kindesalter. Impfen will mich kein Arzt mehr, habe alles abgeklappert, in mehreren Ländern.
Globuli und Obst essen schön und gut, damit hält man aber nicht im Traum solche Viren oder gar Tetanuserreger ab. Höchstens eine Erkältung kann man mit diesem Verhalten abwehren.
Seine Kinder nicht impfen zu lassen ist fahrlässig. Man bedenke auch, dass es kein akkurates Mittel gegen Masern gibt. Entweder man überlebt oder nicht. Punkt. Die Zuckerkugeln und Multivitamintabletten oder die beste Ernährung der Welt helfen nüscht und schützen auch nicht vor einer Infektion.

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Grippeschutzimpfung

von Jutta schneppe am 13.09.2020 um 10:59 Uhr

Nie wieder..habe mich immer jedes Jahr impfen lassen. Im letzten Jahr wäre ich bald auf wolke 7 gelandet. Laut intensiv station war das Serum nicht ok. Nein danke

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Impfen

von Schumi am 13.09.2020 um 1:47 Uhr

Überhaupt nicht impfen, weil es bei Grippe keinen Sinn macht. Die Grippeviren mutieren jedes Jahr und man deckt mit eine Grippeimpfung etwa 30% der Viren ab. Das ist die reinste Geldmacherei. Seit ich mich NICHT mehr impfen lasse und mein Immunsystem gezielt stärke, bin ich auch NICHT mehr krank. Kinder zu impfen, ich glaube echt, dass die immer mehr am Rad drehen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 5 Antworten

AW: Impfen

von Spreekieker am 13.09.2020 um 8:15 Uhr

Sie sollten sich umgehend einen Alu-Hut aufsetzen

AW: Impfen

von Egal am 13.09.2020 um 11:40 Uhr

Ich hatte Anfang des Jahres die Vogelgrippe und bin nur knapp dem Tod entkommen.. Natürlich werde ich mich impfen lassen.. Zuvor hatte ich es auch nie gemacht und mich mit propolis etc gestärkt. Doch jetzt mit beschädigter Lunge und horrorerfahrung in der isolierstation werde ich es tun.. Ich lache nur über diese Alu Hut träger..

AW: Impfen

von Ichglaubesnicht am 13.09.2020 um 13:44 Uhr

Seit ich mich nicht mehr anschnalle und während der Fahrt konsequent mit dem Handy telefoniere, hab' ich keinen einzigen Autounfall mehr gehabt. ;-}
Faszinierend, wie einfach manche Menschen die Welt sehen.

AW: Impfen

von Stefan Jobke am 15.09.2020 um 17:42 Uhr

Ich lasse mich seit Jahren gegen die Influenza impfen. Ich hatte es wirklich ein einziges Mal vergessen und wäre fast jämmerlich verreckt

AW: Impfen

von Dillrose am 04.10.2020 um 18:29 Uhr

Eine gute Einstellung. Die Stärkung des Immunsystems ist das A und O. Viel Bewegung an der frischen Luft und eine gesunde Ernährung ist wichtig. Leider wird mit den Ängsten der Menschen Profit geschachert.

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