Überstürzte Aktion

Russische COVID-19-Vakzine soll bald in die Massenproduktion gehen

Remagen - 06.08.2020, 11:45 Uhr

Überspringt Russland bei seinem COVID-19-Impfstoffkandidaten wichtige klinischen Phase-3-Studien und behandelt diese eher wie eine Phase-4-Sicherheitsstudie nach dem Inverkehrbringen? (Foto: imago images / Fotoarena)

Überspringt Russland bei seinem COVID-19-Impfstoffkandidaten wichtige klinischen Phase-3-Studien und behandelt diese eher wie eine Phase-4-Sicherheitsstudie nach dem Inverkehrbringen? (Foto: imago images / Fotoarena)


Testung an Militär und VIPs

Nach einer erfolgreichen präklinischen Erforschung an Hamstern und Affen begann die Testung am Menschen Mitte Juni. Laut Tass wurden hierfür zwei Gruppen von Freiwilligen aus einem Pool von Militärpersonal und Zivilisten ausgewählt. Am 4. und 9. Juni sollen nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums 50 „Soldaten“, darunter zehn Mediziner, für die Studie in eine 14-tägige Quarantäne gebracht worden sein, um die Möglichkeit einer Übertragung der Infektion auf andere Teilnehmer und medizinisches Personal auszuschließen.

Außerdem soll ein Programm erstellt worden sein, das es wohlhabenden, mächtigen und einflussreichen Russen ermöglichte, sich frühzeitig anzumelden, „um dem Staat im Wesentlichen als menschliche Meerschweinchen zu dienen“. Diese Nachricht sei aus einem Bloomberg-Bericht aufgetaucht, wonach Russlands geschäftliche, politische und militärische Elite frühzeitig Zugang zu dem Impfstoff gegen COVID-19 erhalten haben soll. Auch der mächtige Leiter des russischen Staatsfonds (RDIF), Kirill Dmitriev, soll zugegeben haben, den Impfstoff erhalten zu haben.

Zahlreiche Anfragen aus anderen Ländern

Bald soll es auch schon mit der Massenproduktion losgehen. Hergestellt werden soll der Impfstoff im „Alium-Werk“ in Zelenograd in der Moskauer Metropolregion. Alium gehört zu den zehn größten Pharmaunternehmen Russlands. Wie die indische Economic Times berichtet sollen Indien und eine Reihe anderer Länder, darunter Brasilien, bereits Interesse an der Produktion eines russischen Impfstoffs angemeldet haben. Die Zeitung beruft sich hierbei auf Äußerungen des RDIF-Chefs Dmitriev in einem Interview mit dem Fernsehsender Rossiya-24. Seine Organisation habe Anfragen für den russischen Impfstoff aus insgesamt mehr als zwanzig Ländern erhalten, habe er verlauten lassen. 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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