COVID-19

Remdesivir auf Vorrat?

Stuttgart - 16.07.2020, 07:00 Uhr

Bei Remdesivir geht nichts den normalen Weg, auch die Beschaffung des ersten COVID-19-Arzneimittels erfolgt nur über ausgewählte Krankenhausapotheken. (m / Foto: Kunal / stock.adobe.com)

Bei Remdesivir geht nichts den normalen Weg, auch die Beschaffung des ersten COVID-19-Arzneimittels erfolgt nur über ausgewählte Krankenhausapotheken. (m / Foto: Kunal / stock.adobe.com)


Der Weg des Remdesivir

Auf Nachfrage der Redaktion erläutert das BMG den Weg, den Remdesivir nimmt. So habe Gilead noch vor EMA-Zulassung eine limitierte Menge zusätzlicher Behandlungseinheiten an Remdesivir über die Bundesregierung auf der Grundlage einer vorübergehenden Ausnahmeregelung nach der AMG-Zivilschutzausnahmeverordnung verfügbar gemacht. Dieses Remdesivir stelle das BMG nun „über Krankenhausapotheken den Kliniken zur Anwendung bei erkrankten COVID-19 Patientinnen und Patienten, die von einer solchen Therapie profitieren könnten, zur Verfügung“, erklärt eine Sprecherin des Ministeriums. 

Die Verteilung von Remdesivir erfolge kostenlos, von zentraler Stelle und auf Grundlage eines etablierten Verteilkonzeptes an „ausgewählte Apotheken von Universitätskliniken und STAKOB-Behandlungszentren auf deren konkrete Bestellung“. Von einer dieser Apotheken könnten dann wiederum weitere Krankenhausapotheken und krankenhausversorgenden Apotheken Remdesivir zur Therapie erhalten.

Kriterien für Remdesivir-Order

Welche Kriterien erfüllt sein müssen, um Remdesivir einsetzen zu können, hat die STAKOB zusammengefasst: 

  • Labordiagnostisch oder klinische//epidemiologisch bestätigte Infektion durch SARS-CoV-2
  • Vorliegen eines schweren Erkrankungsgrades:
    • Periphere Sauerstoffsättigung </= 94 Prozent unter Raumluft oder Notwendigkeit einer Sauerstoffgabe ODER
    • Notwendigkeit einer nicht invasiven oder invasiven Beatmungstherapie, inklusive ECMO
  • Dei Behandlung mit Remdesivir sollte möglichst früh im Erkrankungsverlauf begonnen werden, der Einsatz > 10 Tage nach Symptombeginn bringt vermutlich keinen Benefit.

Bei Professor Lipp fordern Krankenhäuser, die in seinen Zuständigkeitsbereich fallen, Remdesivir „patientenindividuell“ an, dann würden Patientendaten und Krankheitsstadium gecheckt und der Transport organisiert. „Klappt ohne Probleme“, so der erfahrene Klinikapotheker. Die Ordermenge richtet sich nach Schwere der Erkrankung: Remdesivir wird bei Patienten ohne invasive Beatmungstherapie oder ECMO über insgesamt fünf Tage (gegebenenfalls mit einer Verlängerung auf insgesamt zehn Tage) und bei Patienten mit invasiver Beatmungstherapie oder ECMO über insgesamt zehn Tage verabreicht. Für die Dosierung gilt jeweils eine Loading-Dose mit 200 mg Remdesivir intravenös am ersten Behandlungstag, gefolgt von einer Erhaltungsdosis von 100 mg i.v. Remdesivir einmal täglich über weitere vier beziehungsweise neun Tage. Diese Kriterien hatte das RKI (mit Unterstützung der STAKOB) jüngst nach Sichtung der aktuellen Datenlage zu Remdesivir veröffentlicht.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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