Hydroxychloroquin und ACE-Hemmer

COVID-19-Studien in Lancet und NEJM zurückgezogen

Stuttgart - 05.06.2020, 17:00 Uhr

Glasskulptur eines Coronavirus: Zwei wissenschaftliche Studien, publiziert in Lancet und NEJM, wurden, obwohl peer-reviewed, von den Autoren zurückgezogen. Sie können für die Wahrheitstreue der Daten nicht garantieren. Ein wissenschaftlicher Skandal? ( r / Foto: imago images / ZUMA Wire)

Glasskulptur eines Coronavirus: Zwei wissenschaftliche Studien, publiziert in Lancet und NEJM, wurden, obwohl peer-reviewed, von den Autoren zurückgezogen. Sie können für die Wahrheitstreue der Daten nicht garantieren. Ein wissenschaftlicher Skandal? ( r / Foto: imago images / ZUMA Wire)


Surgispheres Team: CEO Desai, ein Science-Fiction-Autor und ein Nacktmodel

Wie vertrauenswürdig Surgisphere bei der Analyse wissenschaftlicher Datensätze ist, darüber machte sich The Guardian bereits Mitte der Woche Gedanken: Surgisphere hat nach Recherche der britischen Zeitung nur eine Handvoll Angestellter (aktuell drei), mit von der Partie seien ein Science-Fiction-Autor, der sich jedoch als Wissenschafts-Autor tituliert, und ein Nacktmodell („adult-content model“) mit „wenig bis keiner Erfahrung mit wissenschaftlichen Daten“. CEO Desai werde in Verbindung mit drei Klagen zu medizinischem Fehlverhalten genannt, so The Guardian. Auch die Publikationsgeschichten von Desai lassen Zweifel an seiner Eignung aufkommen, Medscape berichtet am heutigen Freitag, man sei auf „mehrere Warnungen vor Fehlverhalten in der Forschung“ gestoßen.

Wenn die Datenbank so gut wäre ...

Dr. Harlan Krumholz, Kardiologe und Forscher im Gesundheitswesen an der Yale University und am Yale New Haven Hospital, äußerte sich gegenüber der New York Times zu Surgisphere. Es sei für ein Unternehmen durchaus möglich, eine riesige Datenbank mit medizinischen Patientendaten aufzubauen. Für Wissenschaftler könnten solche enormen Datenmengen sehr verlockend sein, dennoch müsse man sie immer noch verstehen und ihre Authentizität und ihre Qualität prüfen. Auch sei es nicht unplausibel, dass große Datenbanken ihre Datensätze aus vielen Krankenhäusern, auch ohne deren Wissen, sammeln könnten, in der Tat sei dies häufig der Fall. Krankenhaussysteme schließen Krumholz zufolge Verträge mit Verkäufern, die dann die Datensätze an andere Unternehmen weitergeben, auch an solche, die große Daten für das Marketing und die Forschung im Gesundheitswesen zusammenstellen.„Nichtsdestotrotz hätte eine Datenbank wie die von Surgisphere beworbene zu Skepsis führen müssen." Und weiter: „Wenn diese Datenbank so gut ist, warum haben wir sie dann nicht genutzt?“, fragt sich der Kardiologe.

Surgisphere zufolge verfügt das Unternehmen über „eine Echtzeit-Datenbank mit mehr als 240 Millionen anonymisierten Patientenkontakten von über 1.200 Gesundheitsorganisationen in 45 Ländern“, erklärt Surgisphere auf seiner Homepage.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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