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Hydroxychloroquin und COVID-19
Deutsche Chloroquin-Studie wird doch pausiert
Vergangene Woche hat das Bundesgesundheitsministerium gespendete Chloroquin-Tabletten an die Pharmabranche zurückgegeben. Vorausgegangen war eine Lancet-Studie, die nahelegt, dass sich die Arzneimittel negativ auf den Verlauf einer COVID-19-Infektion auswirken könnten. Während die WHO Studien mit Hydroxychloroquin daraufhin vorerst pausierte und Frankreich den Einsatz ganz verbot, liefen deutsche Studien zunächst weiter.
Das Tübinger Institut für Tropenmedizin unterbricht seine Studie mit Chloroquin zur Behandlung von COVID-19-Patienten nun doch. Das meldete die Deutsche Presse-Agentur (dpa) vergangenen Freitag. Wie Institutsdirektor Professor Peter Kremsner mitteilte, soll die Studie bis zu zwei Wochen ausgesetzt werden, weil es Berichte über schwere Nebenwirkungen des Malaria-Mittels gegeben hat. In dieser Zeit werde ein unabhängiges Sicherheitsgremium die ersten Ergebnisse zur Patientensicherheit sichten. Danach solle eine Entscheidung fallen, ob die Studie fortgesetzt wird. Zuerst hatte der SWR darüber berichtet. Demnach haben neben Frankreich auch Italien und Belgien aufgehört, die Malaria-Mittel im Zusammenhang mit Corona einzusetzen.
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Im Journal „The Lancet“ hatten Forscher zuvor auf Grundlage einer umfassenden Datenanalyse berichtet, dass sich die Malaria-Arzneimittel Hydroxychloroquin und Chloroquin wahrscheinlich nicht zur Behandlung von COVID-19-Patienten eignen und die Wirkstoffe womöglich sogar die Todesrate erhöhen. Zwei in Deutschland laufende Studien sollten aber trotz der Reaktion der WHO zunächst weitergeführt werden, wie Kremsner, der Koordinator der beiden Studien, im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“ am 26. Mai berichtete.
Er äußerte Kritik an der Lancet-Studie: Darin sei das Medikament „jedem Patienten gegeben worden, ohne hinzuschauen, was natürlich auch der Pandemie-Situation geschuldet war“. Die beobachtete höhere Sterblichkeit bei Gabe von Hydroxychloroquin sei daher nicht verwunderlich: „Wir hätten diese Studie so nicht gebraucht.“ In den deutschen Studien halte man sich „strikt an die Regeln, bei welchen Patienten Hydroxychloroquin eingesetzt werden darf“ und schließe COVID-19-Patienten mit beispielsweise Herzerkrankungen aus, betonte Kremsner.
„Sowieso keine Corona-Patienten in Tübingen“
Kremsner geht laut dpa weiterhin davon aus, dass die Sorgen um Nebenwirkungen übertrieben sind. Die Tübinger Tropenmediziner wollten früheren Angaben zufolge mit Chloroquin eine moderat an COVID-19 erkrankte Testgruppe behandeln und einer Kontrollgruppe Placebos verabreichen. Laut SWR sieht Kremsner die Pause bei seiner Forschung nun gelassen: Momentan gebe es sowieso keine Corona-Patienten in Tübingen, mit denen er seine Studien hätte fortsetzen können.
Am Freitag berichtete außerdem das Ärzteblatt, dass sich Dutzende Forscher aus der ganzen Welt besorgt über die Lancet-Studie geäußert hätten, die die WHO zur Aussetzung klinischer Tests mit dem Malariamittel veranlasste. In einem offenen Brief werde eine lange Liste von aus Sicht der Unterzeichner problematischen Punkten angeführt: Unter anderem werde die Weigerung der Autoren kritisiert, anderen Wissenschaftlern Zugang zu den Daten zu geben. Auch werde nichts über die Länder und die Krankenhäuser gesagt, aus denen die Daten kommen. Unterzeichnet worden sei der offene Brief von Forschern verschiedener Bereiche, unter anderem von der Harvard-Universität und dem Imperial College London.
„The Lancet“ hat laut Ärzteblatt erklärt, man habe „verschiedene Fragen“ zu der Studie erhalten. Sie seien an die Autoren weitergeleitet worden, diese würden sie demnächst beantworten.
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Unterdessen hat auch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA Ärzte erneut darauf hingewiesen, bei der Behandlung von COVID-19-Patienten mit Chloroquin und Hydroxychloroquin besondere Vorsicht walten zu lassen. Eine positive Wirkung sei noch nicht belegt, die Behandlung könne schwere Nebenwirkungen haben.
Die EMA verweist aber auch darauf, dass eine vorläufige Überprüfung der „Recovery-Studie“, einer großen laufenden Studie mit COVID-19-Patienten, keine Gründe für die Aussetzung oder den Abbruch der Studie ergab.
USA liefern Hydroxychloroquin nach Brasilien
Die Vereinigten Staaten schicken währenddessen laut einer dpa-Meldung vom heutigen Montag zwei Millionen Dosen Hydroxychloroquin zum Einsatz gegen das Coronavirus nach Brasilien. Das Malariamittel soll zur Prävention bei Krankenschwestern und Ärzten sowie zur Behandlung von Infizierten eingesetzt werden, wie aus einer gemeinsamen Erklärung der beiden Länder vom Sonntag (Ortszeit) hervorgehe.
Um das Medikament zur Anwendung bei Corona-Patienten zu empfehlen, habe das brasilianische Gesundheitsministerium jüngst seinen Leitfaden für Ärzte geändert. Gesundheitsminister Nelson Teich, selbst ein Mediziner, hätte gar um seine Entlassung gebeten, weil er anders als der rechte Präsident Jair Bolsonaro gegen den Einsatz war, erklärt die dpa.
Brasilien entwickelt sich immer mehr zum neuen Zentrum der Coronavirus-Pandemie. Die Zahl der gemeldeten Infizierten in dem größten Land Lateinamerikas ist auf mehr als eine halbe Million gestiegen. Fast 30.000 Menschen sind im Zusammenhang mit dem Virus bislang gestorben.
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Am Freitag äußerte sich auch die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) zur Lancet-Studie. Aus ihrer Sicht zeigen die Daten vor dem Hintergrund anderer kürzlich publizierter Untersuchungen, dass Chloroquin und Hydroxychloroquin bei COVID-19 derzeit nicht außerhalb klinischer Studien eingesetzt werden sollten. Ergebnisse aus randomisierten kontrollierten Studien seien aber weiterhin dringend erforderlich, um die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Arzneimittel bei der Behandlung von COVID-19-Patienten fundiert bewerten zu können.
8 Kommentare
Hydroxychloroquin zur Prophylaxe
von Wilhelm Herdering, Dr am 20.06.2020 um 11:28 Uhr
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Studie einer Pornodarstellerin
von Dirk am 10.06.2020 um 10:02 Uhr
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Lancet Studie ist zurueckgenommen worden!
von Raimund Guensche am 05.06.2020 um 19:07 Uhr
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Und die WHO Studie läuft wieder.
von Kurt Heintz am 04.06.2020 um 10:32 Uhr
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Hydroxychloroquin
von Wilhelm Herdering, am 03.06.2020 um 18:43 Uhr
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Deutsche Chloroquin-Studie wird doch pausiert
von Kurt Heintz am 03.06.2020 um 11:46 Uhr
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Chloroquin
von Cochones am 03.06.2020 um 2:20 Uhr
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AW: Chloroquin
von Wilhelm Herdering am 03.06.2020 um 18:50 Uhr
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