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AkdÄ-Chef warnt
Keine vorschnelle Remdesivir-Zulassung
Gilead hat EMA-Zulassung noch nicht beantragt
Auf NDR-Nachfrage räumte die EMA laut Tagesschau aber ein, dass Gilead bisher noch gar keinen Antrag auf Zulassung eingereicht hat. Die EMA erwarte diesen jedoch in Kürze. Und dann soll es schnell gehen: Die EMA will nach Aussage der NDR-Redakteure Nutzen und Risiken des Medikaments „nach einem Zeitplan beurteilen, der auf das absolute Minimum reduziert“ ist, zitieren sie eine EMA-Sprecherin.
Beschleunigte Zulassung bei der FDA?
Widersprüchliches zu Remdesivir – hilft es bei COVID-19?
Das scheint dem AkdÄ-Chef Sorge zu bereiten, er hätte lieber auf Ergebnisse aus großen Studien gewartet. Gegenüber dem NDR erklärte Ludwig: „Ich glaube, es ist einfach zu früh für diese Zulassung in Europa.“ In der Tat ist die Studienlage nicht vollkommen einheitlich. Basis für die EUA (Emergency Use Authorization) in den USA und das Rolling-Review-Verfahren der EMA ist eine Zwischenauswertung der NIAID-ACTT-Studie aus den Vereinigten Staaten. Remdesivir verkürzte dort die Krankheitsdauer und lieferte Hinweise auf eine Mortalitätssenkung. Hingegen: In einer doppelblinden, placebokontrollierten, multizentrischen Studie aus China mit 237 schwerkranken COVID-19-Patienten verbesserte intravenös verabreichtes Remdesivir im Vergleich zu Placebo weder die Zeit bis zur klinischen Besserung noch die Mortalität oder die Zeit bis zur Abheilung des Virus signifikant.
Kein guter Weg für sichere Arzneimittel gegen COVID-19
Ludwig fürchtet, wenn die EMA Remdesivir tatsächlich zulässt, dass dann die Forschungsanstrengungen zu dem Arzneimittel leiden. Denn dann könnte Remdesivir einfacher eingesetzt werden, nicht nur im Rahmen von Studien oder Härtefallprogrammen. Die Folge könnte sein, dass weniger Patienten in Studien eingeschlossen würden, so bei Tagesschau zu lesen. Zudem übt der AkdÄ-Chef Kritik, dass Studienstandards derzeit nicht eingehalten würden, auch was die Veröffentlichung von Ergebnissen betrifft. „Das ist aus meinem Blickwinkel eine absolute Fehlentwicklung und wird nicht dazu führen, dass wir gut geprüfte, wirksame und sichere Arzneimittel gegen COVID-19 bekommen.“ Unklar ist bei Remdesivir zudem, wann es am besten gegeben werden soll. Als RNA-Polymerasehemmer ergibt wirkmechanismusbedingt die Gabe ab einem gewissen Zeitpunkt der Erkrankung kaum noch Sinn.
Tocilizumab plus Remdesivir
Indes planen Roche und Gilead eine gemeinsame Studie, die Tocilizumab (Actemra) im Kombination mit Remdesivir zur Behandlung von Patienten mit COVID-19-Lungenentzündungen untersucht. Die Kombination eines antiviralen Medikaments mit einem Immunmodulator sei möglicherweise ein wirksamer Ansatz, erklärte Roche am Donnerstag. Bereits im Juni sollen laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) weltweit etwa 450 Patienten rekrutiert werden.
Roche prüft seinen Interleukin-6-Antikörper Tocilizumab bereits beim coronabedingten Zytokinsturm. Ergebnisse soll es im Sommer geben. Zugelassen ist das Präparat unter anderem gegen das CAR-T-Zell-vermittelte Zytokinfreisetzungssyndrom.
1 Kommentar
Remdesivir bisher fast ausschließlich in schweren Krankheitsverläufen eingesetzt
von Reinhold Schweitzer am 30.05.2020 um 14:56 Uhr
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