Coronavirus

Sanofi verteidigt Impfstoff-Deal mit den USA, Unionsfraktion ist sauer

Berlin - 14.05.2020, 17:55 Uhr

Sanofi will schnellstmöglich einen Impfstoff gegen SARS-CoV-19 entwickeln. Dass das Unternehmen dafür finanzielle Unterstützung aus den USA erhält und diesen im Gegenzug Sonderrechte bei der Bestellung einräumt, stößt hierzulande auf Kritik. (s / Foto: imago images/AFLO)

Sanofi will schnellstmöglich einen Impfstoff gegen SARS-CoV-19 entwickeln. Dass das Unternehmen dafür finanzielle Unterstützung aus den USA erhält und diesen im Gegenzug Sonderrechte bei der Bestellung einräumt, stößt hierzulande auf Kritik. (s / Foto: imago images/AFLO)


„Zuverlässigkeit sieht anders aus"

In Berlin kommt der Sanofi-USA-Deal jedoch gar nicht gut an. „Es geht aus meiner Sicht nicht, dass ein internationaler Konzern ein Land bevorzugt beliefert“, sagte der arzneimittelpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Michael Hennrich (CDU), gegenüber DAZ.online. „Sanofi gefährdet mit einem solchen Verhalten ein etabliertes System, in welchem  wir uns bisher auf eine weltweit  faire Verteilung von Impfstoffen und Arzneimitteln verlassen konnten."  Am Ende stelle sich die Frage, ob die Versorgung der Patienten in Europa und Deutschland weiterhin sicher sei und wie es um die Zuverlässigkeit der Partner stehe. „Das können und dürfen wir nicht einfach hinnehmen.“

Und auch Hennrichs Parteikollegin Karin Maag, gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Bundestag, hat kein Verständnis für den Konzern. Per Kurznachrichtendienst Twitter kritisierte sie die Impfstoffpolitik des Unternehmens und kündigte mögliche Konsequenzen an: „America First Verkaufspolitik wird nicht funktionieren. Zuverlässigkeit sieht anders aus. Wir werden das prüfen!“

Frankreich und die EU tadeln Sanofi

Frankreich und die Europäische Union zeigten sich ebenfalls verschnupft: Nach dpa-Berichten hieß es heute aus Élyséekreisen, die Bemerkungen Hudsons stimmten in keiner Weise mit der laufenden Zusammenarbeit zwischen Sanofi und der französischen Regierung überein. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron konzentriere seine Bemühungen auf eine koordinierte und multilaterale Reaktion, damit ein möglicher Impfstoff für alle verfügbar sei – dieser kenne keine Grenzen. 



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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5 Kommentare

Augenmass first

von Reinhard Rodiger am 15.05.2020 um 14:29 Uhr

Zur Zeit fördert die Regierung von Kanada,USA und UK Projekte für einen Impfstoff von mindestens 6 Firmen.Unabhängig davon gilt die Verfügbarkeit oft erst in einem Land, dann schrittweise mit Zeitverzug die anderen.Damit ist doch völlig klar, dass das Erstregistrierungsland zuerst "bedient" wird, wenn es das Projekt finanziert hat. Oder wie will man definieren, dass dort nur einige den Impfstoff bekommen , weil andere Länder auch Anspruch anmelden.Also eine Triagesituation für die Impfstoffverteilung ? Das wird in erster Linie von der Produktionskapazität abhängen.Was hilft die Bereitschaft,für die Welt zu produzieren, wenn es nur für ein Land reicht.
Dann wäre Kooperation gefragt, das ist jedoch eher staatliche Aufgabe.Auch aus Sicht der Vorbeugung gegen Erpressung.

Es gehört zur Vorbereitung, Produktionskapazitäten und Versorgungsreichweite modellartig durch zu spielen.Das sollte übergreifend gemacht werden.Dann erst können Aussagen gemacht werden.Daher ist in erster Linie Augenmass und Kooperationswillen gefragt und nicht substanzloses polemisieren.Naturgemäss ist hier ein Erpressungspotential vorhanden, das kontrolliert werden muss.

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Deutsche Doofheit

von ratatosk am 15.05.2020 um 8:44 Uhr

30 Millionen , lächerlich ! Deutschland hat beim Grand price von Ursula mehrere 100 Millionen an Steuergeldern offensichtlich verschenkt, denn bekommen hat man dafür was - natürlich nichts ! Nicht mal die Möglichkeit etwas zu bekommen und verantwortlich zu verteilen. Tolle Leistung.
Aber es sind ja die Gewinnzahlen der Versender erschienen, da hat man gut nach Auftrag gedient. Steuern daraus, aber nicht doch, das sind ja ausländische Großkonzerne, die finden staatlich gestützt legale Möglichkeiten, wie die innländischen ( auch die mit Staatsbeteiligung ! - VW Lufthansa etc.) natürlich auch, so was zu vermeiden. Dort triff man dann ja auch die ausgemusterten Apparatschicks aus Politik und Verwaltung, so macht man Demokratie bewußt kaputt und bearbeitet den Boden für die Extremisten.

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AW: Deutsche Doofheit

von KLAUS P I E K U T am 18.05.2020 um 17:47 Uhr

Sehr gut und zutreffend formuliert, passt genau
in das Schema unserer Regierung. Zu dumm, einen Eimer mit Wasser umzuwerfen, aber überall
Schrotthaufen hinterlassen. Siehe von der Leyen

America first

von Carsten am 15.05.2020 um 7:27 Uhr

Für 30 Millionen?
Die Summe scheint klein im Verhältnis zum Ärger, den man sich einhandelt. Das ist also im Kern ein Erpressungsversuch.
So erpresst man ganze Kontinente.

Hoffentlich erinnern sich die französischen Politiker beim nächsten Bailout noch daran.

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Sanofi, Impfstoff für die "First"-Nation

von Gregor Huesmann am 14.05.2020 um 18:44 Uhr

Sorgen wir dafür, dass unsere amerikanischen Freunde "first" geimpft werden. Hier die Produkte von Sanofi-Aventis: Buscopan, Dulcolax, Ibuflam, Laxoberal, Maaloxan, Mucosolvan, Rhinospray, Silomat, Thomapyrin.

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