Coronakrise

Noventi-Spitze warnt vor ausbleibenden Zahlungen der Krankenkassen

Berlin - 17.03.2020, 08:59 Uhr

Noventi-Finanzchef Victor Castro (li.) und Vorstandsvorsitzender Dr. Hermann Sommer warnen davor, dass die Krankenkassen in den kommenden Wochen ihren Zahlungszielen nicht mehr nachkommen. (Foto: Andreas Pfaller  MOKATI Fotos und Film OHG/DAZ.online)

Noventi-Finanzchef Victor Castro (li.) und Vorstandsvorsitzender Dr. Hermann Sommer warnen davor, dass die Krankenkassen in den kommenden Wochen ihren Zahlungszielen nicht mehr nachkommen. (Foto: Andreas Pfaller  MOKATI Fotos und Film OHG/DAZ.online)


Das Coronavirus hat nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf die Patientenversorgung. Auch dahinter liegende, systematische Prozesse könnten ins Wanken kommen. Ein Beispiel: die Apotheken-Rechenzentren. Die Noventi-Gruppe ist mit ihren Subunternehmen Marktführer bei den Abrechnern. Im Interview mit DAZ.online weisen Noventi-Chef Dr. Herman Sommer und Finanzchef Victor Castro darauf hin, dass sich ein größerer Personalausfall negativ auswirken könnte. Die beiden fordern, dass die Kassen ihre Zahlungen nicht verschieben und denken über einen Kredit nach.

DAZ.online: An wie vielen Standorten rechnet Noventi (inkl. Subunternehmen) GKV-Rezepte ab?

Dr. Sommer: Noventi hat acht Produktions-Standorte in München, Schwerin, Viechtach, Leipzig, Dresden, Berlin, Datteln und Erfurt.

DAZ.online: Wie viele Mitarbeiter sind an diesen Standorten derzeit beschäftigt?

Dr. Sommer: Wir beschäftigen an unseren acht Produktionsstandorten rund 900 Mitarbeiter.

DAZ.online: Werden diese Mitarbeiter zu den Berufsgruppen gehören, die Recht auf Notbetreuung haben?

Dr. Sommer: Genau darum geht es uns. Herkömmlicherweise fallen darunter Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger etc. Aber unserer Ansicht nach sollte das Recht auf Notbetreuung auch diejenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umfassen, die für die Aufrechterhaltung unseres Gesundheitswesens in Deutschland zwingend notwendig sind. Ohne Abrechnung der Rezepte bestünde das theoretische Risiko, dass wir nicht an die Apotheker auszahlen könnten, dann steht das ganze System. Daher appellieren wir an die Behörden, dies in ihre Überlegungen mit einzubeziehen und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Recht auf Notbetreuung anzuerkennen.

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DAZ.online: Wie relevant sind denn diese insgesamt acht Standorte für das Apothekensystem? Also wie viele GKV-Rezepte werden an den Noventi-Standorten pro Jahr abgerechnet?

Dr. Sommer: Wir verarbeiten über 200 Millionen Papier-Rezepte pro Jahr, was einem Gesamtgewicht von ca. 300 Tonnen entspricht.  Zusätzlich rechnen wir ja die ersten E-Rezepte Deutschlands ab, durch unsere Plattform callmyApo und unsere Kooperation mit dem Telemedizin-Anbieter Zava. Die E-Rezepte werden von den Patienten übrigens sehr gut angenommen. Und auch für die Apotheker ist das toll, denn damit bringen wir den Umsatz des Versandhandels vom Ausland in unsere deutschen Apotheken vor Ort zurück.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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