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Interview Thomas Preis (AVNR)
„Das Aussetzen der Rabattverträge würde Patienten schützen und Apotheker entlasten“
Preis: Auch die Kassen würden profitieren
DAZ.online: Warum?
Preis: Auch bei den Krankenkassen wird es aufgrund der aktuellen Situation und absehbaren Personalengpässen sehr schnell zu Genehmigungsengpässen kommen. So könnte dort auch für notwendige Entlastung gesorgt werden, Apotheken könnten sich auf ihre Kernaufgaben besser konzentrieren und betroffene Patienten müssten nicht unnötig oft in die Apotheke kommen müssen.
DAZ.online: Kommen denn derzeit noch alle Stammkunden in die Apotheke?
Preis: Wir stellen aktuell eine stark steigende Zahl an Botendienstfahrten fest. Gerade die besondere Risikogruppe der älteren Menschen und der chronisch Kranken geht nicht mehr aus dem Haus. Und das wird in den nächsten Wochen kontinuierlich zunehmen. Menschen in Quarantäne müssen sowieso zu Hause bleiben. Wenn sie dann selber keine Angehörigen oder Freunde haben die sie versorgen muss die Apotheke mit dem Boten einspringen. Die Apotheken werden da ihre Kapazitäten da jetzt erhöhen. Dafür ist aber auch eine finanzielle Beteiligung der Krankenkassen notwendig.
DAZ.online: Wie soll das ablaufen?
Preis: Wir brauchen da ein einfaches unbürokratisches Verfahren. Das wäre zum Beispiel die deutliche Anhebung der Notdienstpauschale für die Zeit der Pandemie. Dann würde das Geld auch so verteilt sein, wie es den lokalen Bedürfnissen entspricht. In Regionen wo viel Notdienst gemacht wird, sind die lokalen Verhältnisse so, dass Botenfahrten jetzt noch öfter vorkommen werden. Und die Fahrten sind länger und weiter.
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DAZ.online: Wie sieht es eigentlich mit der Personalsituation in den Apotheken aus? Sorgen Sie sich, dass die Personaldecke noch dünner werden könnte?
Preis: Ab dieser Woche schließen Schulen und Kindergärten und viele berufstätige Eltern haben ein Betreuungsproblem. Es ist dringend notwendig, dass in allen Bundesländern klar definiert wird, dass auch Apotheken zu den versorgungsrelevanten Bereichen gehören, für die eine Kinderbetreuung organisiert wird.
DAZ.online: Herr Schmidt hat ja das Thema Honorarerhöhung angebracht wegen des Corona-Mehraufwands. Was sagen Sie zu diesem Thema?
Preis: Jetzt pauschal Honorarforderungen anzumelden ist der falsche Zeitpunkt. Aber jetzt schnell für konkrete und sofort umsetzbare Entlastungen für Apotheken zur besseren Patientenversorgung zu sorgen, ist das Gebot der Stunde. Dazu gehört übrigens auch, dass Apotheken die durch Schließung von Arztpraxen, die über Wochen unter Quarantäne gestellt wurden, und dadurch nachweislich in eine wirtschaftliche Schieflage kommen, durch unseren Staat finanzielle Unterstützung erhalten – wie das bei anderen Branchen auch geschieht. Es kann nicht sein, dass durch diese Krise, die ja zeigt, wie wichtig jetzt ein funktionierendes Apothekennetz ist, die flächendeckende Versorgung weiter Schaden nimmt.
Forderungen nach Entlastungen und finanziellen Unterstützungen für jetzt konkret notwendige und erbrachte Mehrleistungen der Apotheken zu fordern, ist notwendig - für Apotheken und Patienten gleichermaßen. Ich bin mir sehr sicher, dass diese Forderungen bei der Politik Gehör finden, wenn dies jetzt sofort von der ABDA nachhaltig weiterverfolgt wird. Eine pauschale Forderung hingegen wie jüngst im RND berichtet, wird uns, den Apotheken vor Ort, zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiterhelfen. Sogar eher schaden.
4 Kommentare
Rabattverträge aussetzen
von Mr. T am 16.03.2020 um 21:26 Uhr
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Preisanker
von Birgit Möllenkamp am 16.03.2020 um 20:49 Uhr
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Selten eine so klare und in sich konsistente Argumentation gelesen ...
von Christian Timme am 16.03.2020 um 11:23 Uhr
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Rabattverträge
von Conny am 16.03.2020 um 9:34 Uhr
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