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Fehlbildungen nach Valproatexposition
Ermittlungsverfahren gegen Sanofi eingeleitet
Knapp 15.000 Schwangere in Frankreich sollen zwischen 2007 und 2014 das valproinsäurehaltige Epilepsiemittel Depakine eingenommen haben, obwohl das Fehlbildungsrisiko offenbar schon lange absehbar war. Deswegen waren sowohl die französischen Behörden als auch Hersteller Sanofi in die Kritik geraten. Gegen den französischen Pharmakonzern wurde nun ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Hier soll nun geprüft werden, ob Sanofi schwangere Patientinnen nicht ausreichend über die bekannten Risiken informiert hat.
Frankreichs Justiz hat gegen den Pharmakonzern Sanofi wegen des umstrittenen Epilepsie-Arzneimittels Depakine ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Das gab der französische Pharmakonzern am gestrigen Montagabend bekannt. Das Verfahren werde für das Unternehmen eine Gelegenheit sein, nachzuweisen, dass es seiner Informations- und Transparenzpflicht nachgekommen sei, hieß es in einer Mitteilung. Nach Angaben der französischen Nachrichtenagentur AFP wird gegen Sanofi wegen fahrlässiger Körperverletzung und schwerer Täuschung ermittelt.
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Risiko schwerwiegender Missbildungen bei Einnahme in der Schwangerschaft
Das Antikonvulsivum mit dem Wirkstoff Valproinsäure kann, wenn Mütter es während der Schwangerschaft einnehmen, bei Babys zu schwerwiegenden Missbildungen wie Neuralrohrdefekten, Kiefer-Lippen-Gaumenspalten und Schädigungen des Herzens oder der Nieren führen. Vor etwa zehn Jahren stellte sich zudem heraus, dass 30 bis 40 Prozent der Kinder aus solchen Schwangerschaften im Vorschulalter unter Entwicklungsstörungen oder einem verminderten Intelligenzquotienten leiden. Das Risiko für Autismus ist bei ihnen fünfmal höher als bei anderen Kindern. In Frankreich hatten Untersuchungen ergeben, dass Frauen unzureichend über diese Risiken aufgeklärt worden waren. Nach dem Bericht der Gesundheitsbehörden nahmen zwischen 2007 und 2014 knapp 15.000 Frauen das Medikament während der Schwangerschaft ein – obwohl das Fehlbildungsrisiko zu diesem Zeitpunkt schon lange bekannt war. Unklar blieb allerdings, für wie viele Kinder das Medikament tatsächlich gesundheitliche Folgen hatte. Das Medikament wird in Frankreich seit 1967 verkauft. Im Jahr 2016 entschied das französische Parlament, das Opfer entschädigt werden.
Die Staatsanwaltschaft hatte bereits 2015 Vorermittlungen eingeleitet und den Fall ein Jahr später an Ermittlungsrichter weitergegeben. Es wird geprüft, ob Sanofi schwangere Patientinnen nicht ausreichend über die bekannten Risiken informiert hat. Das Unternehmen versicherte nun, weiterhin mit den Justizbehörden zusammenarbeiten zu wollen. Das eingeleitete Verfahren kann am Ende zu einem Strafprozess führen, falls die Ermittler ausreichend Beweise sehen. Andernfalls können sie das Verfahren auch wieder einstellen.
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