Influenzasaison

Wann ist die beste Zeit für die Grippeimpfung?

Stuttgart - 11.10.2019, 07:00 Uhr

Das RKI empfiehlt die Monate Oktober und November als optimalen Zeitpunkt für die Grippeimpfung – und das aus gutem Grund. (s / Foto: phichak / stock.adobe.com)

Das RKI empfiehlt die Monate Oktober und November als optimalen Zeitpunkt für die Grippeimpfung – und das aus gutem Grund. (s / Foto: phichak / stock.adobe.com)


Das Robert Koch-Institut empfiehlt als optimalen Zeitpunkt für die saisonale Grippeimpfung die Monate Oktober und November. Warum ist das so? Kann man sich nicht auch schon früher oder eben erst später vor Influenza schützen? Schon, aber …

Was kann man tun, um sich vor Grippe zu schützen? Das Robert Koch-Institut (RKI) rät zum regelmäßigen Händewaschen, zum Abstandhalten zu Personen, die an einer akuten Atemwegserkrankung erkrankt sind – und zur Grippeschutzimpfung. Auch wenn der Impfschutz meist nur mäßig gut ist – er lag für die Influenzasaison 2017/18 bei 15 Prozent, für die Influenzasaison 2018/19 bei 21 Prozent –, betont das RKI stets: „Dennoch ist die Impfung die wichtigste Maßnahme zum Schutz vor einer Influenza-Erkrankung“.

Mehr zum Thema

Influenzasaison 2017/18: höchste Todesrate seit 30 Jahren

Wie bestimmt das RKI Todesfälle bei Grippe?

Zum zweiten Mal kommt in der aktuellen Influenzasaison 2019/20 standardmäßig ein Vierfachimpfstoff zum Einsatz, der vor zwei Influenza A-Stämmen (Influenza A(H1N1), Influenza A(H3N2)) und vor den Influenza B-Stämmen (Victoria, Yamagata) schützt. Erstmals ist 2019/20 neben den hühnereibasierten Grippeimpfstoffen (Influsplit® Tetra, Influvac® Tetra, Vaxigrip® Tetra) auch ein zellkulturbasierter Influenzaimpfstoff zum Einsatz: Fluecelvax® Tetra.

Man verspricht sich von diesem eine bessere Impfwirksamkeit aufgrund der fehlenden Ei-Adaption während des Herstellprozesses. Erste Daten dazu gibt es bereits, auch das RKI nannte für die fehlende Wirkung der Influenza A(H3N2)-Komponente 2018/19 unter anderem die Ei-Adaption als einen von mehreren Gründen.

17 Millionen Impfdosen

Auch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das die Impfstoffe freigibt, war bereits tüchtig: 17 Millionen Grippe-Impfdosen stehen zur Impfung bereit (Stand: 4.10.2019). Doch wann ist der optimale Zeitpunkt für den „flu shot“?

Impfwirksamkeit lässt während Grippesaison nach

Das RKI empfiehlt die Monate Oktober und November für die Grippeschutzimpfung. Und das aus gutem Grund, denn sowohl eine zu frühe Impfung als auch eine zu späte kann den Schutz vor einer Grippeinfektion verringern. Warum ist das so? Das hängt damit zusammen, dass die Dauer des Impfschutzes zeitlich begrenzt ist. Zum einen dauert es in der Regel zwei Wochen, bis sich nach der Impfung ein ausreichender Grippeschutz aufgebaut hat. Zum anderen ist diese schützende Wirkung der Influenzaimpfung dann aber kein „Dauer-Los“ sprich: Der Impfschutz lässt über die Zeit – noch während der Grippesaison – auch wieder nach. Mit dem empfohlenen Impfzeitraum zwischen Oktober und November will das RKI folglich erreichen, dass der Impfschutz zum Höhepunkt der Grippewelle am besten ist. 

Ein zu frühes Impfen könnte zur Folge haben, dass zur Grippehochzeit die Impfwirksamkeit sich bereits wieder abschwächt und der Patient weniger gut gegen Grippe geschützt ist.

Grippewelle meist Jahreswechsel bis März

In den letzten Jahren startete die Grippewelle meist um die Jahreswende und dauerte bis in den März/April, in der letztjährigen Influenzasaison 2018/19 begann sie in der zweiten Kalenderwoche (KW) und endete mit der 14. KW Anfang April. Ihren Gipfel hatte die Grippewelle in den Kalenderwochen acht und neun.

Mylan, der pharmazeutische Unternehmer hinter Influvac® Tetra, geht von einem Impfschutz von sechs bis zwölf Monaten aus. Wörtlich heißt es in der Fachinformation: „Die Dauer der Schutzwirkung gegen die im Impfstoff enthaltenen oder eng verwandte Stämme ist verschieden, sie beträgt aber üblicherweise 6 bis 12 Monate."

Wenn der optimale Impfzeitpunkt verpasst wird?

Wie sieht es mit späteren Impfungen aus – nach den vom RKI empfohlenen Monaten Oktober und November? Ergibt eine Grippeschutzimpfung dann überhaupt noch Sinn? Eine etwas verspätete Impfung ist nach Einschätzung des RKI besser, als komplett auf den Grippeschutz zu verzichten: „Sollte die Impfung in diesen Monaten versäumt werden, kann es auch im Dezember und selbst zu Beginn oder im Verlauf der Grippewelle noch sinnvoll sein, die Impfung nachzuholen“. Schließlich sei nie genau vorherzusagen, wie lange eine Influenzawelle andauern werde. In einigen Saisons sei zum Beispiel nach einer Influenza-A-Welle noch eine nachfolgende Influenza B-Welle beobachtet worden, so das RKI.

Wer soll sich gegen Grippe impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am RKI empfiehlt die jährliche Grippeimpfung:

  • allen Menschen ab 60 Jahren
  • Schwangeren ab dem zweiten Drittel der Schwangerschaft (Trimenon). Wenn bei der Schwangeren Grunderkrankungen vorliegen, rät die STIKO zu einer Impfung bereits im ersten Trimenon der Schwangerschaft
  • Personen mit einem Grundleiden – beispielsweise chronische Erkrankungen der Atmungsorgane (Asthma, COPD), Herz- oder Kreislauferkrankungen, Leber- und Nierenerkrankungen, Diabetes, multiple Sklerose, HIV
  • Bewohner von Alters- oder Pflegeheimen

Auch Personen, die im selben Haushalt mit „Risikopersonen“ (Personen mit Grunderkrankungen beispielsweise) leben und Infektionsquelle für diese sein könnten, rät die STIKO zur Impfung. Ebenso geimpft werden sollten nach Ansicht der STIKO Personen, die im Rahmen ihres ausgeübten Berufes ein erhöhtes Ansteckungsrisiko für Influenza haben, sprich medizinisches Personal und Personen in Einrichtungen mit viel Menschenkontakt.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.