EU-Kommission kündigt neuen Warnhinweis an

Titandioxid: Nicht einatmen – und auch nicht schlucken?

Stuttgart - 23.09.2019, 10:15 Uhr

Laut BfR wird Titandioxid weltweit im Millionen-Tonnen-Maßstab produziert. Knapp 90 Prozent des Titandioxids wird als Weißpigment für die Herstellung von Lacken, Farben und Druckfarben sowie Kunststoffen und Papier verwendet, weitere 10 Prozent für Kosmetika, Lebens- und Futtermittel sowie Arzneimittel. (c / Foto: Vantsura /stock.adobe.com)

Laut BfR wird Titandioxid weltweit im Millionen-Tonnen-Maßstab produziert. Knapp 90 Prozent des Titandioxids wird als Weißpigment für die Herstellung von Lacken, Farben und Druckfarben sowie Kunststoffen und Papier verwendet, weitere 10 Prozent für Kosmetika, Lebens- und Futtermittel sowie Arzneimittel. (c / Foto: Vantsura /stock.adobe.com)


Das Weißpigment in Nahrungsmitteln, Nahrungsergänzungsmitteln und Arzneimitteln

Seit dem 4. September 2019 fordert Foodwatch e.V. zum Rückruf von Dr. Oetker-Produkten auf. Konkret geht es um ein Kuchen-Deko-Produkt, das nachweislich zu 100 Prozent Titandioxid in Nanopartikel-Form enthalten soll. Foodwatch zufolge sei es „wissenschaftlich unbestritten, dass Titandioxid herstellungsbedingt praktisch immer Nanopartikel enthält“. Das belege auch ein Test der EU-Lebensmittelbehörde (EFSA), der in allen untersuchten Produkten Nanopartikel gefunden habe. 

Dr. Oetker erwecke den Eindruck, das Unternehmen müsse noch an Alternativen zu E171 (Titandioxid) arbeiten. Dabei sei der Zusatzstoff komplett verzichtbar, andere Hersteller sollen schon heute ohne Titandioxid produzieren: „Zudem gibt es unbedenkliche Ersatzstoffe wie etwa Reisstärke. In Bio-Lebensmitteln ist Titandioxid grundsätzlich verboten“, schreibt Foodwatch.

Orale Aufnahme: EFSA und BfR sehen kein Risiko, aber Forschungsbedarf

Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) vertritt hingegen die Auffassung, dass die verfügbaren Daten keine Hinweise auf Gesundheitsbedenken für Verbraucherinnen und Verbraucher geben, das räumt auch Foodwatch ein. Allerdings sehen sowohl die EFSA als auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), dass weiterer Forschungsbedarf besteht. Konkret geht es um eine kleine Zahl von Studien, die mögliche negative Auswirkungen auf das Fortpflanzungssystem nahegelegt hätten. Langfristig soll eine akzeptable tägliche Aufnahmemenge des Lebensmittelzusatzes E171 (Titandioxid) bestimmt werden. 

Andererseits berichtete 2017 das Ärzteblatt über eine Studie, die zumindest für Patienten mit chronischen Darmerkrankungen ein gewisses Risiko aufzeigte. Nanopartikel aus Titandioxid hätten in in einem Mäusemodell eine akute Darmentzündung verstärkt: „Der Zusatzstoff gelangte infolge einer gestörten Darmbarriere ins Blut und wurde in der Milz abgelagert. In Gut (2017; doi: 10.1136/gutjnl-2015-310297) raten Gastroenterologen Patienten mit chronischen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, Nahrungsmittel mit E 171 zu meiden.“ Zur Erklärung: Gut ist die offizielle Zeitschrift der British Society of Gastroenterology und eine der führenden internationalen Fachzeitschriften für Gastroenterologie und Hepatologie.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Titandioxid

von Heinz Pietzonka am 18.01.2020 um 22:30 Uhr

Wieso wird in Frankreich Titandioxid ab diesem Jahr in
Nahrungsmitteln, Süßigkeiten, Medikamenten etc verboten
und das restliche Europa darf oder muss ( bei Medikamenten )
diesen unter Krebsverdacht stehenden Stoff weiter zu sich
nehmen ? Ein Verbot in einem europäischen Land sollte
auch für ganz Europa gelten.

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Titandioxid-Nanopartikel in Lebensmitteln und Farben

von Norbert Veicht am 24.09.2019 um 9:32 Uhr

Ich verstehe nicht ganz, warum man die Nanopartikel nicht einfach durch Sieben oder Zentrifugieren abtrennt. Nanopartikel sind als weiße Farbpartikel sowieso nicht richtig zu gebrauchen, weil sie das sichtbare Licht nicht mehr vollständig reflektieren. Das ist also eigentlich unbrauchbarer Ausschuss. Es kann also nur eine Preisfrage sein. Anscheinend ist für diese Produkte selbst so ein geringer Aufwand schon zu viel.

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