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DAZ.online-Themenwoche
Zur Rose: 2,2 Milliarden Euro Umsatz durch das E-Rezept
In Deutschland arbeiten die Apotheker derzeit mit Hochdruck an der Einführung des E-Rezeptes und der dafür nötigen digitalen Infrastruktur. In der Schweiz und den Niederlanden ist die Vorfreude auf die digitalen Verordnungen bereits groß: Mit seinem EU-Versender DocMorris will der Versand-Konzern Zur Rose seinen Umsatz bis 2022 dank des E-Rezeptes auf etwa 2,2 Milliarden Euro verdoppeln. Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli peilt an, dass jedes zehnte Rezept nach Holland geht.
Die Erwartungshaltung der Arzneimittel-Versandhändler beim E-Rezept ist groß: Nicht nur die EU-Versender, auch die deutschen Versandapotheken erhoffen sich große Umsatzsprünge durch die digitale Verordnung. Das dürfte insbesondere daran liegen, dass dann der Medienbruch wegfällt: Derzeit müssen Patienten ihre Rezepte noch recht aufwendig per Post in die Niederlande schicken – mit dem E-Rezept wäre dieser Schritt aufgehoben.
In seiner heutigen Mitteilung zu den Halbjahreszahlen 2019 verdeutlicht der Schweizer Konzern Zur Rose nochmals die Bedeutung der E-Rezepte: „Für Patientinnen und Patienten entfällt das bislang aufwendige Verfahren der postalischen Rezepteinsendung an Versandapotheken. Als größte Versandapotheke Europas wird die Zur Rose-Gruppe diesen Meilenstein für ihr Geschäftsmodell nutzen. Sie erwartet in den kommenden Jahren eine deutliche Steigerung des Versandmarktanteils verschreibungspflichtiger Medikamente von derzeit lediglich 1,3 Prozent.“
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Und weiter: „Vor dem Hintergrund der Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland bestätigt das Management den Ausblick für 2022: Die Zur Rose-Gruppe peilt eine Verdoppelung des 2018 erzielten Umsatzes an.“ 2018 setzte Zur Rose rund 1,2 Milliarden Schweizer Franken um und überschritt damals zum ersten Mal die Milliardenschwelle. In Deutschland betrug der Umsatz mit DocMorris im vergangenen Jahr 581,3 Millionen Euro beziehungsweise 671,25 Millionen Franken. Eine Verdopplung würde also bedeuten, dass der Gesamtkonzern mit einem Umsatz von umgerechnet 2,2 Milliarden Euro rechnet. Das Deutschlandgeschäft dürfte dann die Milliardenschwelle überschreiten.
Im April erklärte Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli, was das für den gesamten Rx-Markt in Deutschland bedeuten könnte: Der Anteil der EU-Versender am Rx-Markt könnte mit E-Rezepten schnell auf 10 Prozent steigen. Jedes zehnte GKV-Rezept würde dann also in die Niederlande gehen.
Zur Rose/ DocMorris rüsten sich fürs E-Rezept
Und auch technisch laufen die Vorbereitungen bei Zur Rose und DocMorris schon auf Hochtouren. Zur Rose erklärte in der heutigen Pressemitteilung, dass man das Joint-Venture-Unternehmen Ehealth-Tec komplett übernommen habe. Das Berliner Unternehmen Ehealth-Tec hatte schon vorher Softwarelösungen und Abläufe für das E-Rezept entwickelt, die derzeit bei dem Projekt der Techniker Krankenkasse in Hamburg verwendet werden. In Hamburg arbeitet Ehealth-tec jetzt eng mit dem Abrechnungsspezialisten König IDV zusammen, ebenfalls eine 50-Prozent-Tochter von Zur Rose – die anderen 50 Prozent an der König IDV gehören übrigens der Shop Apotheke.
In der heutigen Mitteilung kündigte Zur Rose an, dass die Ehealth-Tec auch in das künftige E-Rezept-Projekt von DocMorris eingebunden werden soll. Zur Erinnerung: DocMorris hatte vor einigen Wochen bekanntgegeben, dass man gemeinsam mit dem Spitzenverband der Fachärzte (SpiFa) ein Versorgungsmodell mit E-Rezept starten möchte. DocMorris will hier auch Vor-Ort-Apotheker einbinden.
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Mit Blick auf die politischen Entwicklungen in Deutschland freut sich die Schweizer DocMorris-Mutter daher, dass der Gesetzgeber jetzt aufs Tempo drückt beim E-Rezept: „In Deutschland ist das Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) am 16. August 2019 in Kraft getreten. Damit steigt Deutschland in die operative Umsetzung des elektronischen Rezepts ein“, heißt es in der Mitteilung.
Zur Rose: Rx-Boni-Verbot ist europarechtswidrig
Gar nicht zufrieden ist Zur Rose allerdings mit dem geplanten Apotheken-Stärkungsgesetz, das Mitte Juli vom Bundeskabinett verabschiedet wurde. Zwar erklärt der Konzern das Vorhaben Rx-Versandverbot damit als „endgültig beendet“. Allerdings: „Die in diesem Entwurf weiterhin geplante Untersagung von Patienten-Boni durch EU-ausländische Versandapotheken wird der Bundesgesundheitsminister in die Abstimmung mit der EU-Kommission geben. Die Zur Rose-Gruppe geht weiterhin davon aus, dass dieses Gesetzesvorhaben europarechtswidrig ist und im Widerspruch zum Urteil des Europäischen Gerichtshofes von 2016 steht.“
Durch das ebenfalls geplante Wiederholungsrezept erhofft sich Zur Rose hingegen einiges: „Weitere Elemente des Apothekenstärkungsgesetzes, wie das Wiederholungsrezept, wirken sich positiv auf das Versandgeschäft aus. Ärztinnen und Ärzte sollen künftig Verschreibungen für eine bis zu dreimal wiederholbare Abgabe ausstellen können. Insbesondere für Versicherte mit einer chronischen Erkrankung bedeutet dies eine wesentliche Erleichterung in der Arzneimittelversorgung“, heißt es in der Mitteilung.
3 Kommentare
Die Wirklichkeit hinter dem E-Rezept
von Heiko Barz am 23.08.2019 um 12:11 Uhr
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Die Adlaten haben geliefert
von ratatosk am 21.08.2019 um 18:41 Uhr
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Spahn
von Conny am 21.08.2019 um 16:45 Uhr
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