Codein und Tramadol

Opioide in der Stillzeit – was Apotheker wissen sollten

Stuttgart - 09.08.2019, 09:00 Uhr

Manchmal muss die Mutter nach der Geburt noch Schmerzmittel einnehmen. Dann stellt sich die Frage: Fläschchen oder weiter stillen? (s / Foto: Alena Ozerova /
stock.adobe.com)

Manchmal muss die Mutter nach der Geburt noch Schmerzmittel einnehmen. Dann stellt sich die Frage: Fläschchen oder weiter stillen? (s / Foto: Alena Ozerova / stock.adobe.com)


Kinder, die Kinetik von Tramadol und die deutschen Fachinfos

Gerade bei Kindern scheint auch in Bezug auf Tramadol die Pharmakokinetik besonders kritisch zu sein: So liest man beispielsweise in der Fachinformation der „Tramadol AbZ 100 mg/ml Tropfen“ (Stand April 2018), dass bei Kindern im Alter unter einem Jahr, die Pharmakokinetik von Tramadol und O-Desmethyltramadol zwar untersucht, aber noch nicht vollständig charakterisiert worden ist. Studien sollen darauf hindeuten, dass die Bildungsrate von O-Desmethyltramadol via CYP2D6 bei Neugeborenen kontinuierlich ansteigt und das Niveau der Aktivität von Erwachsenen mit etwa einem Jahr erreicht.

Speziell für die Stillzeit interessant ist die Information, dass ein nicht ausgereiftes Glucuronidierungssystem und eine nicht ausgereifte Nierenfunktion zu einer verlangsamten Elimination und Akkumulation von O-Desmethyltramadol bei Kindern im Alter unter einem Jahr führen kann. Wörtlich steht in der Fachinfo zur Stillzeit: „Tramadol sollte während der Stillzeit nicht angewendet werden. Alternativ sollte während der Behandlung mit Tramadol nicht gestillt werden. Nach einer einmaligen Gabe von Tramadol ist es im Allgemeinen nicht notwendig, das Stillen zu unterbrechen.“

Im Alter von einem Jahr bis 16 Jahren sei die Pharmakokinetik von Tramadol und O-Desmethyltramadol im Allgemeinen ähnlich wie bei Erwachsenen, wenn die Dosierung bezogen auf das Körpergewicht eingestellt wurde. Allerdings soll es eine höhere inter-individuelle Variabilität in Kindern im Alter von acht Jahren und darunter geben.

In den Kombinationspräparaten aus Paracetamol plus Codein werden „Frauen während der Stillzeit“ (aufgrund der Variabilität von CYP2D6) explizit unter den Gegenanzeigen aufgeführt. Bezüglich Kindern steht dort (Stand Mai 2019): „Codein darf bei Kindern im Alter von unter 12 Jahren wegen des Risikos einer Opioidvergiftung auf Grund der variablen und unvorhersehbaren Verstoffwechselung von Codein zu Morphin nicht angewendet werden.“

Wirklich neu ist die aktuelle Warnung der FDA also nicht. Dass sie erneut auf die Gefahren hinweist, könnte mit der Opioidkrise in den USA zusammenhängen. Zudem ist Codein in den USA in einigen Husten- und Erkältungspräparaten auch ohne Rezept erhältlich.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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