ALK: Produktionsvolumen bleibt 2019 erhöht

Adrenalin-Pens: Jext-Hersteller könnte nur temporäre Lieferengpässe auffangen

Stuttgart - 17.05.2019, 16:15 Uhr

Bevor bei einer schweren allergischen Reaktion die untere Plastikspitze im rechten Winkel mit einer schnellen Bewegung kräftig gegen die Außenseite des Oberschenkels gedrückt wird, muss bei Fastjekt und Jext die Sicherheitskappe am oberen Ende abgezogen werden. (c / Foto: oldmn / stock.adobe.com)

Bevor bei einer schweren allergischen Reaktion die untere Plastikspitze im rechten Winkel mit einer schnellen Bewegung kräftig gegen die Außenseite des Oberschenkels gedrückt wird, muss bei Fastjekt und Jext die Sicherheitskappe am oberen Ende abgezogen werden. (c / Foto: oldmn / stock.adobe.com)


Pfizer, Lohnhersteller des Adrenalin-Pens Fastjekt, geht derzeit von einer schwankenden Verfügbarkeit des Notfallmedikaments für Allergiker in den kommenden Monaten aus. Aus der Vergangenheit sind Apotheken Szenarien bekannt, in denen schließlich gar kein Epinephrin-Pen mehr lieferbar war. Die Konkurrenz-Präparate konnten den Engpass des Marktführers nicht auffangen. Nun teilte Jext-Hersteller ALK-Abelló DAZ.online auf Anfrage zumindest mit, dass das erhöhte Produktionsvolumen aus 2018 auch für 2019 beibehalten wird. Einen Totalausfall von Fastjekt könne man aber nicht auffangen.

Aktuell gibt es laut Melde-Liste des BfArM wieder einen Lieferengpass beim Epinephrin-Pen Fastjekt® von Meda Pharma. Der Pen zur Notfallbehandlung schwerer allergischer Reaktionen soll aufgrund von Produktionsproblemen beim Lohnhersteller Pfizer bereits seit April von einem Lieferengpass betroffen sein. Gemeldet wurde der Engpass am 30. April, enden soll er noch im Mai. Allerdings geht Pfizer davon aus, dass die Verfügbarkeit von Fastjekt® in den kommenden Monaten weiter schwanken wird. Das hatte die Firma DAZ.online auf Anfrage mitgeteilt.

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Die aktuellen Lieferengpässe seien auf Wartungs- und Modernisierungsarbeiten in der Produktionsanlage zurückzuführen, die im Winter durchgeführt wurden. Diese hätten länger als erwartet gedauert. Zudem habe es temporär technische Schwierigkeiten gegeben. „Beides in Kombination hat dazu geführt, dass wir keine ausreichenden Reserven aufbauen konnten. Wir gehen daher davon aus, dass in den kommenden Monaten die Verfügbarkeit von Fastjekt® variieren wird. Dies kann sich abhängig von der saisonalen Nachfrage fortsetzen“, so Pfizer gegenüber DAZ.online zur aktuellen Liefersituation.

Auch ALK-Abelló spürt für 2019 weiterhin erhöhte Nachfrage

Dass Adrenalin-Pens in der Herstellung komplex zu sein scheinen, hat sich in der Vergangenheit immer wieder bemerkbar gemacht. Im August 2018 sahen sich die Apotheken schließlich damit konfrontiert, dass gar kein Adrenalin-Pen mehr lieferbar war – also weder Fastjekt®, Emerade® noch Jext®. Könnte für 2019 nun ein ähnliches Szenario bevorstehen? Jext®-Hersteller ALK-Abelló Arzneimittel GmbH teilte DAZ.online auf Nachfrage mit, dass sich die aktuelle Nachfrage nach den Adrenalin-Autoinjektoren JEXT® 300 µg und JEXT® 150 µg nach wie vor auf leicht erhöhtem Niveau bewege. Hintergrund für die anhaltende höhere Nachfrage seien weiterhin die Auswirkungen der Lieferschwierigkeiten beim marktbeherrschenden Anbieter für Adrenalin-Autoinjektoren in Europa in 2018.

Totalausfall von Meda Pharma könnte ALK-Abelló nicht auffangen

ALK habe 2018 die Produktion der JEXT® Adrenalin-Autoinjektoren deutlich erhöht, um die gestiegene Nachfrage zu erfüllen. Außerdem habe man aufgrund der Erfahrungen aus 2018 sowie der anhaltenden verstärkten Nachfrage das erhöhte Produktionsvolumen auch 2019 beibehalten. Damit sei  ALK auch bei einer erneut auftretenden größeren Nachfrage in diesem Jahr gut aufgestellt: Man habe beispielsweise im vergangenen Jahr Investitionen in die Lieferung der Komponenten von Adrenalin-Autoinjektoren getätigt sowie zusätzliches Personal eingestellt. Zur Erinnerung: Ein Problem des Marktführers Pfizer/Meda Pharma waren 2018 auch Lieferungen bestimmter Komponenten durch Drittanbieter gewesen.

Dennoch betont ALK, dass man nicht über die Produktionskapazitäten des marktbeherrschenden Anbieters für Adrenalin-Autoinjektoren verfüge. Deshalb könnte ALK „im Rahmen seiner Produktionsmöglichkeiten nur temporäre Lieferengpässe auffangen“.

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ALK weist in seiner Stellungnahme außerdem darauf hin, dass sich Insektengiftallergiker auch an spezialisierte Allergiezentren in Kliniken wenden und sich einer Hyposensibilisierung unterziehen können. Dennoch sollten Insektengiftallergiker stets darauf achten, dass sie ein Notfallset bestehend aus einem Adrenalin-Autoinjektor, einem flüssigen Antihistaminikum und einem Kortisonpräparat griffbereit haben.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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