Wirkmechanismus weiterhin ungeklärt

Paracetamol könnte Diabetikern schaden

Stuttgart - 10.04.2019, 12:15 Uhr

Hohes Alter und Diabetes – plus Paracetamol. Steigert diese Kombination das Risiko für Schlaganfälle? (c / Foto: Alexander Raths / stock.adobe.com)

Hohes Alter und Diabetes – plus Paracetamol. Steigert diese Kombination das Risiko für Schlaganfälle? (c / Foto: Alexander Raths / stock.adobe.com)


Weit verbreitet und wenig verstanden

Die „American Geriatrics Society“ hatte vergangenen Dienstag in einer Pressemitteilung auf eine Studie aufmerksam gemacht, die im Journal jener Gesellschaft erschienen ist. In der Pressemitteilung liest man, dass der Einsatz von Paracetamol zwar seit langem weit verbreitet und weitestgehend sicher ist – gleichzeitig überraschend in diesem Zusammenhang sei jedoch, dass man erst jetzt beginne zu verstehen, wie Paracetamol wirkt. Zusätzlich richtet die Organisation, wie ihr Name schon sagt, einen gesonderten Blick auf geriatrische Besonderheiten. Als Grund für die Studie zur Sicherheit von Paracetamol nennen die Autoren in der Publikation eine systematische Literaturübersicht über Beobachtungsstudien aus dem Jahr 2015, die zuletzt die allgemeine Diskussion um die Sicherheit von Paracetamol kontrovers angeregt haben soll.

„Der genaue Mechanismus der analgetischen und antipyretischen Wirkung von Paracetamol ist noch nicht geklärt; zentrale und periphere Wirkungsmechanismen dürften eine Rolle spielen“, das liest man zum Wirkmechanismus von Paracetamol in einer Fachinformation mit dem Stand Februar 2019. In einer anderen Fachinformation vom Januar 2015 heißt es: „Nachgewiesen ist eine ausgeprägte Hemmung der cerebralen Prostaglandinsynthese, während die periphere Prostaglandinsynthese nur schwach gehemmt wird. Ferner hemmt Paracetamol den Effekt endogener Pyrogene auf das hypothalamische Temperaturregulationszentrum.“

In der aktuellen französichen Studie heißt es zum Wirkmechanismus, dass Paracetamol ähnlich wie NSAR die Prostaglandinsynthese senkt, allerdings nicht die Thrombozyten beeinflusst, was zu weniger gastrointestinalen Nebenwirkungen führen könnte.

Die jetzt veröffentlichte Studie untersuchte gezielt Zusammenhänge zwischen Paracetamol, Tod und bedeutenden kardialen Ereignissen wie Schlaganfall und Herzinfarkt. Die Studie dauerte 18 Monate und umfasste 5.429 Patienten aus 175 französischen Pflegeheimen, die rund 86 Jahre alt und zu circa 74 Prozent weiblich waren. 3.190 davon nahmen kein Paracetamol ein. 
Es handelt sich um eine prospektive Studie, die sich auf Daten der IQUARE-Studie stützt, (Impact of Educational and Professional Supportive Interventions on Nursing Home Quality Indicators project). Dabei handelt es sich um eine Studie, die entwickelt wurde, um die Qualität von Pflegeheimen in Frankreich zu verbessern. Dazu gab es eine sechsmonatige Interventionszeit und eine 18-monatige Nachbeobachtungszeit. Die Daten wurden über einen Online-Fragebogen erfasst, der durch Angestellte der Pflegeheime ausgefüllt wurde.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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