Spurensuche

Ist Securpharm schuld am Oxytocin-Engpass?

Stuttgart - 20.03.2019, 17:45 Uhr

Oxytocin ist in deutschen Kreißsälen derzeit knapp. (c / Foto: upixa

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Oxytocin ist in deutschen Kreißsälen derzeit knapp. (c / Foto: upixa /stock.adobe.com)


Rotexmedica, der Oxytocin-Hersteller mit dem größten Marktanteil, ist ausgefallen. Hexal, der zweite Anbieter im Markt, hat noch zusätzliche Ware, soll diese aber aus formalen Gründen, unter anderem wegen fehlender Sicherheitsmerkmale, nicht ausliefern dürfen. Krankenhausapotheker fordern das BMG nun auf, den Versorgungsmangel festzustellen und so eine Freigabe zu ermöglichen. Ist das wirklich der einzige Weg, die Packungen in den Markt zu bekommen? Und warum ist die Ware eigentlich nicht serialisiert?

Oxytocin ist derzeit knapp. Mehrere Präparate sind auf der Engpassliste beim BfArM aufgeführt. Das Fehlen stellt die Geburtshilfe vor große Probleme. Baden-Württembergs Krankenhausapotheker haben daher Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in einem Brief aufgefordert, den Versorgungsmangel gemäß § 79 Abs. 5 AMG festzustellen. Befragt man einzelne Krankenhausapotheker zu den Hintergründen, erfährt man, dass Hexal, einer von zwei Herstellern im Markt noch Ware an Lager habe, die sei aber nicht serialisiert – sie hat also nicht die seit dem Securpharm-Start vorgeschriebenen Sicherheitsmerkmale. Damit dürfe sie aus rechtlichen Gründen nicht abgegeben werden, heißt es. Die offizielle Feststellung eines Versorgungsmangels würde das hingegen ermöglichen. Hexal soll das in den Krankenhäusern auch so kommunizieren.

Rotexmedica versorgte 70 Prozent des Marktes

Doch ist das tatsächlich die Ursache für den Engpass? Ware, die aufgrund einer Formalie nicht ausgeliefert werden darf? Und warum ist die Ware eigentlich nicht serialisiert? Die Ursache für den Engpass liegt an ganz anderer Stelle – nämlich bei der Firma Rotexmedica. Sie hatte bislang bei Oxytocin einen Marktanteil von etwa 70 Prozent, den Rest des Marktes bediente Hexal. Weitere Anbieter gibt es nicht. Wegen Produktionsproblemen kann Rotexmedica seit Januar nicht liefern, im April soll der Engpass laut BfArM-Liste behoben sein. Erschwerend hinzu kam dann, dass Hexal nach eigener Aussage kurzfristig lieferunfähig war, weil drei vorhandene nicht serialisierte Chargen nicht mehr vor dem Stichtag am 9. Februar 2019 freigegeben werden konnten. Aktuell könne man aber eigentlich in normalem Umfang liefern, erklärt eine Sprecherin. Die Bestandskunden bediene man auch, um den ganzen Markt zu versorgen, reiche es aber nicht. Deswegen gebe es auch eine Engpassmeldung. Was die nicht serialisierte Ware betrifft – die die Lage allerdings auch nur etwas entschärfen, aber das Problem nicht vollumfänglich lösen würde –, arbeite man mit den zuständigen Behörden an einer Lösung.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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