Frauenärztlicher kongress

Wechseljahre: Wann Estrogene sinnvoll sind

Düsseldorf / Stuttgart - 25.02.2019, 07:00 Uhr

(Foto: roboriginal / stock.adobe.com)

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Estrogene, wenn ja – so geht's …

Estrogene können topisch oder oral eingesetzt werden. Manchmal genügt die vaginale Anwendung von Estriol oder Estradiol, wenn die Symptomatik im Intimbereich vorrangig ist, wie bei Frauen, die vorwiegend unter Scheidentrockenheitvaginaler Atrophie oder unter rezidivierenden Harnwegsinfektionen leiden. Lokale Estriolpräparate gibt es als Vaginalcremes (beispielsweise Estriol® Wolff) oder Vaginaovula (Estriol® Ovulum Jenapharm). Ein estradiolhaltiges lokales Präparate ist der Vaginalring Estring®.

Vorteil von transdermalem Estrogen

Eine transdermale Darreichungsform für eine systemische Hormonersatztherapie (HRT), seien es Pflaster (beispielsweise Estradot®), ein Gel (Gynokadin®, Estreva®) oder ein Spray (Lenzetto®), kann gegenüber einer oralen Estrogeneinnahme Vorteile mit sich bringen, und zwar hinsichtlich der Gefahr von Thrombosen. Schaudig erklärte beim FOKO, das Thromboserisiko lasse sich sehr leicht umgehen, indem Estrogen nicht als Tablette geschluckt werde. Denn nur bei peroraler Anwendung, wenn Estrogen aus dem Darm aufgenommen und durch die Leber geschleust werde, würden dort Gerinnungsfaktoren aktiviert. Bei vorgeschädigten Gefäßen steigt der Gynäkologin zufolge das allgemeine Risiko für Thrombosen, Lungenembolien und Schlaganfall. Werde das Hormon dagegen aus einem Pflaster, Gel oder Spray über die Haut aufgenommen, bleibe dieser Effekt aus.

Zu diesem Schluss kommen auch die britischen Leitlinien-Autoren und fassen dies in drei Statements zusammen:

  • „Das Risiko einer venösen Thromboembolie (VTE) wird durch die orale HRT im Vergleich zum Basispopulationsrisiko erhöht.“
  • „Das Risiko von VTE im Zusammenhang mit der Hormonersatztherapie ist bei oralen als transdermalen Präparaten größer.“
  • „Das Risiko, das mit der transdermalen HRT in Standard-Therapiedosen verbunden ist, ist nicht größer als das Grundrisiko der Population.“ 
    NICE-Guideline Menopause: diagnosis and management.

Brustkrebsangst unter HRT

Laut den Gynäkolginnen ist die Furcht vor einer Brustkrebserkrankung die größte Hürde für die Entscheidung für eine HRT. Hier gibt Schaudig jedoch Entwarnung: „In den ersten ein bis zwei Jahren einer Hormongabe kann man das Risiko ohnehin vernachlässigen – es liegt bei weniger als 1 pro 1.000 Frauen pro Jahr der Hormonbehandlung. Erst nach über fünfjähriger Behandlungsdauer mit einer Östrogen-Gestagen-Kombination wird ein erhöhtes Risiko für eine Brustkrebsdiagnose statistisch greifbar", so die Ärztin. Bei der Kombinationstherapie geht man aktuell von zwei bis drei zusätzlichen Brustkrebsfällen pro 1.000 Frauen bei einer über fünfjährigen Ersatzbehandlung aus.

Estrogen plus Gestagen ist bei ...

... Frauen, die ihre Gebärmutter noch haben, ein Muss! Nur bei hysterektomierten Frauen genügt eine alleinige Estrogensubstitution. Der Grund hierfür liegt in einem ansonsten erhöhten Risiko eines Endometriumskarzinoms (Gebärmutterschleimhautkarzinom).

Die Frauenärztinnen weisen neben den positiven Wirkungen der Hormonsubstitution auf typische klimakterische Beschwerden auch auf die positiven Auswirkungen eines Hormonersatzes auf andere Organsysteme hin. „Der Schutz vor Osteoporose, Diabetes und Darmkrebs wird bei der Bewertung einer Hormonersatztherapie immer wieder unterschlagen“, meint Schaudig. „Auch spricht viel dafür, dass ein frühzeitiger Beginn der HRT einen Schutz vor Herzerkrankungen und möglicherweise auch vor Demenz darstellt. Bei den Frauen, die die Hormonersatzbehandlung zwischen 50 und 60 Jahren beginnen, gab es signifikant weniger Todesfälle als bei unbehandelten Frauen – das haben die Langzeitauswertungen der großen WHI-Studie ergeben!“



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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