Pharmacon

Herzinsuffizienz: Was ist von der Zell- und Gentherapie zu erwarten?

Schladming - 26.01.2019, 08:00 Uhr

Marc Hirt vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf berichtete über neue Therapieansätze bei kardiovaskuläeren Erkrankungen ( r / Foto: jb/DAZ.online)

Marc Hirt vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf berichtete über neue Therapieansätze bei kardiovaskuläeren Erkrankungen ( r / Foto: jb/DAZ.online)


Eines der Felder der Medizin, in das derzeit große Hoffnungen gelegt werden, ist die Zell- und Gentherapie. Das gilt auch für den Bereich der kardiovaskulären Erkrankungen.  Hier geht es vor allem darum, bei Herzinsuffizienz die Pumpleistung wiederherzustellen beziehungsweise zu verbessern. Welche Ansätze verfolgt werden, stellte PD Dr. Dr. Marc Hirt vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf beim Pharmacon in Schladming dar. 

Marc Hirt begann seinen Vortrag in Schladming mit guten Nachrichten: So ist die Sterblichkeit nach Herzinfarkten in den vergangenen Jahren gesunken, ebenso die Sterblichkeit infolge einer Koronaren Herzkrankheit. Gestiegen ist dagegen die Inzidenz der Herzinsuffizienz.

Das hänge allerdings miteinander zusammen, wie der Mediziner erklärt. Denn Menschen, die einen Herzinfarkt überlebt haben, hätten hinterher oft eine eingeschränkte Pumpleistung des Herzens aufgrund des untergangenen Herzmuskelgewebes. Zwar sei die Herzinsuffizienz mittlerweile gut therapierbar – die Sterblichkeit sei auch hier gesunken –, aber die Ansätze basierten alle darauf, das Herz zu entlasten und so die Leistung zu verbessern oder zumindest eine weitere Verschlechterung zu verhindern. Kausale Ansätze gebe es bislang nicht.

Ein Ansatz, an dem schon lange geforscht wird, ist die Zelltherapie, also untergegangenes Gewebe durch funktionsfähiges zu ersetzen. Von sich aus ist der Herzmuskel im Gegensatz zum Skelettmuskel dazu nach heutigem Kenntnisstand nicht in der Lage. Laut Hirt teilt sich ab einem Alter von 20 Jahren nur noch 1 Prozent der Kardiomyozyten, das reiche gerade um den Verlust im Alltag auszugleichen. Eine Stimulation der endogenen Kardiomyozytenproliferation scheidet also dabei aus. Und auch Vorläuferzellen, die man zu Herzmuskelzellen differenzieren könnte, existieren – soweit bekannt - , nicht. Der vielversprechendste Ansatz scheint daher das sogenannte Tissue Engineering zu sein, bei dem Herzmuskelgewebe Ex Vivo aus pluripotenten Zellen in der Zellkulturschale gezüchtet und dann implantiert wird. Diese Versuche befinden sich allerdings in der präklinischen Phase. 

Gentherapie: Neue Möglichkeiten durch CrisprCas9

Auch die Gentherapie ist natürlich ein Thema. Laut Hirt setzt eine Reihe von Studien darauf, mit viralen Vektoren Gene für Wachstumsfaktoren einzubringen und so die Perfusion zu verbessern. Die klinischen Effekte seien aber moderat gewesen. Zudem hätten harte Endpunkte wie Mortalität und Hospitalisierung gefehlt. Eine andere placebokontrollierte Studie habe sich SERCA2a als Target vorgenommen, eine Calciumpumpe des sarcoplasmatischen Reticulums. Der Endpunkt sei Wiederbehandlung wegen Herzinsuffizienz gewesen, doch auch hier sei das Ergebnis enttäuschend gewesen.

Hirt wies darauf hin, dass in all diesen Studien ex-vivo therapiert wurde, das heißt die Vektoren nicht direkt in den Körper eingebracht wurden, sondern modifizierte Zellen, die außerhalb des Körpers editiert wurden.

In dem Bereich der Gentherapie sei einiges zu erwarten, so Hirt. Insbesondere die CrisprCas9 eröffne neue Möglichkeiten. Zahlreiche Studien liefen bereits. Als mögliches Anwendungsbeispiel nannte Hirt den Knock-out von PCSKA9. Dessen Blockade mit Antikörpern habe sich bereits als effektiv zur Senkung des LDL erwiesen. Mit einer einmaligen Infusion Adenoassozierter Viren und einer daraus resultierende Inaktivierung via Nuclease sei es gelungen, bei Affen das LDL-Cholesterin dauerhaft zu senken.



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