Engpässe in der Influenzasaison 2018/19

Wie wird ein Grippeimpfstoff produziert?

Dresden / Stuttgart - 22.11.2018, 07:00 Uhr

Grippeimpfstoffe produziert GSK in den alten Sächsischen Serumwerken in Dresden. (Foto: DAZ.online)

Grippeimpfstoffe produziert GSK in den alten Sächsischen Serumwerken in Dresden. (Foto: DAZ.online)


Antigenproduktion ins „Blaue"?

Dezember: Zu diesem Zeitpunkt beginnt GSK die Produktion der ersten Impfkomponente, also eines der vier benötigten Antigene. Im Januar nimmt man einen zweiten Stamm hinzu. Der tetravalente Grippeimpfstoff enthält je zwei Influenza-A-Stämme, A(H1/N1) und A(H3/N2), und je einen B-Stamm der Victoria-Linie und der Yamagata-Linie. Ab Februar werden der dritte und vierte Stamm mit in die Produktion genommen.

Antigenproduktion beginnt vor WHO-Empfehlung

Eine berechtigte Frage an dieser Stelle ist: Wie kann man im Dezember die Grippeimpfstoffproduktion starten, wenn man noch gar nicht weiß, wie der Impfstoff aussehen soll? Denn: Die Weltgesundheits-Organisation (WHO) gibt ihre Empfehlung für die Grippeimpfstoffzusammensetzung nicht im Dezember bekannt, sondern erst im Februar – und im Februar ist die Antigenproduktion seit fast drei Monaten bereits in vollem Gange. Somit produzieren die Grippeimpfstoffhersteller eigentlich die Hälfte der Vakzine auf gut Glück.

Allerdings stehen die Influenzaimpfstoffproduzenten auch vor Bekanntgabe der von der WHO empfohlenen Grippeimpfstoffzusammensetzung für die neue Saison im regen Austausch mit der Weltgesundheitsorganisation. Da die WHO über das ganze Jahr hinweg epidemiologische Grippedaten in Echtzeit auswertet und diese Erkenntnisse dann auch mit den Impfstoffherstellern teilt, können diese antizipieren, welche Stämme wahrscheinlich auch in der neuen Grippesaison fortgeschrieben werden und im neuen Impfstoff enthalten sein werden. Von der Grippesaison 2017/18 nach 2018/19 änderte die WHO zwei Stämme.

Antigen ohne WHO-Empfehlung ist nicht verwertbar

Ob die Hersteller letztlich doch auf das falsche Pferd gesetzt haben, wissen sie aber tatsächlich erst im Februar. „Bislang haben wir uns nicht getäuscht - toitoitoi“, sagt Schu, und GSK lag bis dato immer richtig. „Die WHO-Empfehlungen sind verbindlich – produziert man tatsächlich einmal ein nicht-empfohlenes, ,falsches' Antigen, kann man die Produktion, die man bis dahin geleistet hat, nicht verwerten“, so Schu. Die einzige Chance ist, dass diese Antigenkomponente noch in die WHO-Empfehlung für die Grippeimpfstoffzusammensetzung der Südhemisphäre (September) rutscht.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.