Versandhandelskonflikt

Apotheker reden über Alternativen zum Rx-Versandverbot

Berlin - 07.11.2018, 18:20 Uhr

Wie geht es weiter? Die Zeit wird knapp. Anfang Dezember will die ABDA ihren Mitgliedern eine fertige Lösung im Versandhandelskonflikt vorlegen. Man ist auf der Suche nach einem Konzept. (Foto: Schelbert)

Wie geht es weiter? Die Zeit wird knapp. Anfang Dezember will die ABDA ihren Mitgliedern eine fertige Lösung im Versandhandelskonflikt vorlegen. Man ist auf der Suche nach einem Konzept. (Foto: Schelbert)


Gibt es neue Vergütungskomponenten?

Doch anscheinend ist die ABDA mit dem BMG auch im Gespräch über neue Vergütungskomponenten für die Apotheker. Zum einen sollen die Apotheker heute lange über einen möglichen Strukturfonds diskutiert haben, aus dem insbesondere kleinere Apotheken auf dem Land versorgt werden könnten. Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Kammer Westfalen-Lippe (AKWL), hatte im vergangenen Jahr ein ähnliches Modell ins Spiel gebracht: Demnach könnten die Apotheker aus einem Fonds für pharmazeutische Dienstleistungen vergütet werden. Bieten die Pharmazeuten beispielsweise eine Ernährungsberatung oder andere Präventionsleistungen an, sollen sie das aus dem Fonds abrechnen.

Auch über eine Ausweitung des Nacht- und Notdienstfonds soll diskutiert worden sein. Der Fonds war vor einigen Jahren mit dem Apothekennotdienst-Sicherstellungsgesetz (ANSG) geschaffen worden, um die Notdienste – von denen Apotheken in ländlichen Regionen häufiger betroffen sind – pauschal und gesondert zu vergüten. Die Grünen im Bundestag und der Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA) fordern im Versandhandelskonflikt schon seit Monaten, dass dieser Fonds ausgebaut wird, sodass kleinere Apotheken daraus noch mehr Geld schöpfen können. Das Problem hier: Die Versender fordern, dass die zusätzlichen Mittel für den Fonds vom Fixhonorar der Apotheker abgeschnitten werden, aus Sicht der Vor-Ort-Apotheker müssten sie allerdings von den Kassen kommen. Welche der beiden Versionen sich durchsetzen könnte, ist unklar.

Apotheker warnen vor Gießkannen-Lösung

Nach Informationen von DAZ.online sollen auch die Einkaufskonditionen der Apotheker aufgegriffen worden sein. So wurde wohl diskutiert, die Einkaufsbedingungen der Apotheker im Großhandel umzugestalten. In diesem Fall müsste das BMG allerdings schnell handeln: Denn mit dem Terminservice-Versorgungsgesetz (TSVG) will die Große Koalition die bestehenden Großhandelsspannen und damit die Grenzen für Rabatte nochmals klarstellen.

Bei all diesen monetären Punkten, die die Vergütung der Apotheker betreffen, stellt sich insbesondere die Frage, wie ein weiterer Verfall der Apothekenstruktur vermieden werden kann. Einige Teilnehmer warnten im Anschluss an die Sitzung des Gesamtvorstandes davor, monetäre Angebote aus der Politik entgegenzunehmen, ohne dass geklärt ist, wie man mit den Rx-Boni der EU-Versender und den Wünschen der deutschen Versender, ebenfalls Boni zu gewähren, umgehen soll.

Fest steht nur, dass bald Klarheit in die Angelegenheit gebracht werden muss. Die ABDA hat sich selbst das Ziel gesetzt, ihren Mitgliedern auf der Mitgliederversammlung Anfang Dezember ein mit dem BMG abgestimmtes fertiges Konzept vorzulegen, das dann in den gesetzgeberischen Prozess starten könnte.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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6 Kommentare

Alternativlos !

von Dominik M. am 08.11.2018 um 15:34 Uhr

ES IST ALTERNATIVLOS !!!

Warum geht das RX-Versandverbot fast in jedem europäischen Land, nur bei uns nicht ???

Kollegen es reicht - ich gehe auf die 'Barrikaden', wer geht mit?

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RX Versandverbot

von Hauck Juergen am 08.11.2018 um 10:23 Uhr

Wer nach Alternativen zum RX Verandverbot sucht, hat schon die Schaufel für sein eigenes Grab in der Hand. Keine Vergütungsform kann den jetzigen, ungleichen Zustand aufwiegen.
Wie man in diesem Geschäft vorgeht, bekommen wir ja momentan von der Zur Rose Gruppe gezeigt.
Mit dubiosen Konstrukten das Fremdbesitverbot umgehen.
Und die Politik und der EuGH schaut zu.

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typisch

von Karl Friedrich Müller am 08.11.2018 um 8:36 Uhr

normalerweise: Problem erkannt, Problem beseitigt, fertig
Politik: erkennt Problem nicht, wenn doch, wird es klein geredet, argumentativ verschnörkelt bis zum Gegenteil, Lösung verweigert bis es nicht mehr anders geht, dann eine Lösung gesucht, die das Problem noch größer und unlösbar macht.
Das sind die Wege, wenn es den Bürger betrifft.
bei Superreichen und Konzernen: Änderung von Vorschriften und Gesetzen, Schaffung von Umgehungsmöglichkeiten, Ignorieren, offensives Verteidigen in der Öffentlichkeit, auch mit Argumenten, die in der Realität das Gegenteil bedeuten.

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Die verstaatlichte Vergütungsapotheke ...

von Christian Timme am 08.11.2018 um 3:23 Uhr

wird auf BAT umgestellt und dem BMG angegliedert ... hört sich nach Plan B an ...

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AW: Die verstaatlichte Vergütungsapotheke

von Andreas Koschek am 08.11.2018 um 11:22 Uhr

- 100.000 EUR Jahresbrutto
- stur Dienst nach Vorschrift
- Lieferengpässe, Rabattverträge, Hilfsmittel, Retaxen, ...endlose Liste an Sandkörnern in Getriebe: Pfff, mir doch egal!

Hmmm... klingt für mich (und vielleicht für die 50% unserer Kollegen, die laut 2HM sowieso unter Anlegen rein marktwirtschaftlicher Masstäbe keine Existenzberechtigung mehr haben) wie Paradies auf Erden

Vielleicht mal ne Online-Petition starten zur Enteignung/Zwangsverstaatlichung der inhabergeführten Apotheke?

Wen vertritt die Politik SPAHN GABRIEL SCHÄUBLE und Co

von Karl Friedrich Müller am 07.11.2018 um 18:55 Uhr

Es gibt keine.
Weil das EuGH Urteil eine einzige Ungerechtigkeit ist und die Versender einen nicht zu kompensierenden Wettbewerbsvorteil gibt.
Die Politik will nicht, obwohl es rechtlich möglich ist.
Die Politik muss sich fragen lassen, wen sie eigentlich vertritt.
Die deutschen Bürger oder ausländische Konzerne.
Es ist unglaublich.

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