„Darmaufbau“ nach Antibiotika

Probiotika – nicht immer sinnvoll und harmlos

Stuttgart - 11.09.2018, 17:10 Uhr

Wie wirken Probiotika auf die menschliche Darmflora? ( r / Foto: Alex / stock.adobe.com)

Wie wirken Probiotika auf die menschliche Darmflora? ( r / Foto: Alex / stock.adobe.com)


Unerwünschte Wirkungen der Probiotika nicht ausreichend untersucht

Der Studienautor schließt aus seinen Ergebnissen, dass eine ungezielte Einnahme von Probiotika den meisten Patienten nicht helfen wird – und ihnen manchmal sogar schaden kann.

Schon 2013 hatte das Ärzteblatt über eine Studie aus dem Journal Lancet berichtet, die Zweifel am Sinn der Probiotika weckte: „Die in den letzten Jahren populär gewordene Prophylaxe einer Antibiotika-assoziierten Diarrhö durch Einnahme von Probiotika hat in der ersten großen randomisierten Studie an Senioren nicht gewirkt“, hieß es damals. Weder die Rate von Durchfallerkrankungen noch die Zahl der gefürchteten Clostridium-difficile-assoziierten Diarrhö habe darin signifikant gesenkt werden können. 

Auch das Nachrichtenportal Medscape griff das Thema möglicher schädlicher Wirkungen von Probiotika im Juli 2018 auf und bezieht sich dabei auf eine Meta-Analyse aus den Annals of Internal Medicine. Demnach werden potenziell schädliche Auswirkungen von Probiotika in entsprechenden Studien nicht aussreichend untersucht.

Im August 2018 wurde auf dem Gesundheitsportal der Stadt Berlin ebenfalls die Frage gestellt „Können Probitoika auch schaden?“. Forscher um Satish Rao von der Augusta University (USA) haben demnach gezeigt, dass bei Probanden, die Probiotika einnahmen, „im Dünndarm riesige Kolonien an Lactobacillus-Bakterien zu finden waren, welche wiederum große Mengen an D-Milchsäure produzierten“, was wiederum mit Beschwerden wie Blähbauch und Magenschmerzen, aber auch mentalen Symptomen wie Verwirrtheit in Zusammenhang gebracht wurde.

Auch wenn viele Probiotika-Studien zu klein waren, um zuverlässige Aussagen zu treffen, allen Berichten über potenzielle unerwünschte Wirkungen gemeinsam ist der Gedanke, dass man Probiotika kritischer betrachten sollte. Auch wenn sie rechtlich nicht zu den Arzneimitteln, sondern zu den Lebensmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln zählen.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Wie überraschend

von Stefan Haydn am 11.09.2018 um 18:47 Uhr

Wenn ich probiotische Bakterien auf eine durch Antibiotika "entkeimte" Darmschleimhaut gebe, ist es doch sonnenklar, dass die vorherige Besiedlung nicht erreicht wird. Das ist allenfalls möglich, wenn ich genau die gleichen Keime aus dem vorherigen Mikrobiom kenne. Das ist aber quasi nicht möglich. Schließlich sollen sich die Bakterien aus dem Probiotikum ja festsetzen können. Interessanter wäre die Frage, ob die neu angesiedelten Bakterien den vorherigen überlegen oder gesundheitsförderlicher sind.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: π

von J.Haberkorn am 12.09.2018 um 12:01 Uhr

Ich kann Ihren Kommentar nur unterstreichen

AW: Wie überraschend

von Wellness_Watch am 13.09.2018 um 9:22 Uhr

Dieser Kommentar ist nicht ganz richtig, da es Keime höchst unterschlicher Art gibt. Und da spreche ich nur die nützlichen, guten an.
Siedeln Sie nach erfolgter Therapie die richtigen LEITkeime an - die in den passenden Produkten enthalten sind - und verhindern gleichzeitig, dass die Toxinausschüttung der durch die Antibiotikagabe absterbenden Keime im Mikrobiom Schaden anrichten, können Sie die Zeit nach der Therapie schon positiv beeinflussen!
Rund um die dann angesiedelten Leitkeime habe es andere, nützliche Keime leichter, sich ebenso wieder anzusiedeln.
Voraussetzung ist, dass Sie humane Keime einnehmen, die sich auch ansiedeln können. Joghurts und billige Produkte enthalten vielfach nur Joghurtkeime, nur hochwertige Probiotika / Synbiotika aus der Apotheke ... verschaffen die gewünschte Abhilfe,

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