Valsartan-Krise

BMG: Behörden dürfen Pharmawerke in China inspizieren

Berlin - 04.09.2018, 15:30 Uhr

Das Bundesgesundheitsministerium weist in einer Antwort auf eine Anfrage der Linken darauf hin, dass deutsche Aufsichtsbehörden rein theoretisch Produktionsstätten in China inspizieren dürften. (c / Foto: dpa)

Das Bundesgesundheitsministerium weist in einer Antwort auf eine Anfrage der Linken darauf hin, dass deutsche Aufsichtsbehörden rein theoretisch Produktionsstätten in China inspizieren dürften. (c / Foto: dpa)


Gabelmann: Kontrollen völlig unzureichend

Die Linken-Politikerin und Apothekerin Sylvia Gabelmann, die die Anfrage federführend entworfen hatte, ist enttäuscht von der Antwort der Bundesregierung. „Es ist schon seit vielen Jahren bekannt, dass die Kontrollen bei den Arzneimittel-Produktionsstätten zum Beispiel in China oder Indien völlig unzureichend sind. Dennoch hat die Bundesregierung bislang keinerlei Verbesserung der Überwachung zustande gebracht, weder zusammen mit den europäischen Partnerländern noch durch bessere Abstimmung und mehr Personal bei den Länderbehörden.“

Gabelmann bleibt dabei, dass die Aufsichtsbehörden hierzulande aus ihrer Sicht versagt haben: „Die Bundesregierung betont zwar, dass Inspektionen durch deutsche oder europäische Behörden im Drittland (theoretisch) möglich seien beziehungsweise dass die Befugnis zur Inspektionen und zur Einsichtnahme in Unterlagen bestünde. Doch dieser Valsartan-Skandal macht wieder einmal deutlich: Diese Kontrollen sind völlig unzureichend, finden zu selten oder vor Ort gar nicht statt.“ Auch mit Blick auf den Lunapharm-Skandal fordert die einzige Apothekerin im Bundestag nun eine Kompetenzerweiterung beim BfArM: „Wie die Bundesregierung angesichts der Vorfälle mit Valsartan oder auch Lunapharm zu dem Schluss kommt, dass die Kompetenzverteilung zwischen den Behörden von Bund und Ländern sich grundsätzlich bewährt hätte, bleibt wohl ihr persönliches Geheimnis. Eine Bündelung der Befugnisse und bessere Ausstattung der Überwachungsbehörden wären wohl die mindesten Maßnahmen, die dringlich in die Wege geleitet werden müssten.“

Schwere Vorwürfe macht Gabelmann der Bundesregierung auch in Sachen Patientenaufklärung. Aus ihrer Sicht hätten die Patienten direkt informiert werden müssen – und nicht über den Umweg Arzt beziehungsweise Apotheker. „Wer gerade Anfang Juli die Pillen für ein Quartal abgeholt hatte, wird durch 90 weitere Pillen unnötig vergiftet. Das nehmen die Bundesregierung und die Behörden in Kauf. Dabei gibt es für ein langfristiges Krebs-Risiko keinerlei Grenzwert und keinerlei Untergrenzen, bis zu denen die Aufnahme von NDMA unschädlich ist, wie die Bundesregierung auf meine Frage hin bestätigte.“ Gabelmann kritisiert auch, dass es keine „regelhafte Erstattung der Zuzahlung“, kein Extra-Krebs-Screening und kein Gutachten zur Ermittlung möglicher Entschädigungsleistungen gibt.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Das streng geheime Spitzentreffen

von Ole Galen am 06.09.2018 um 10:49 Uhr

Das ominöse Spitzentreffen - schnell vor dem 2. FAKT-Beitrag anberaumt. Wird aber sonst alles gerne von Minister und Ministerium schnellstens ventiliert, ist von diesem Treffen zur Verbesserung der Kommunikation mit den Patienten auch über eine Woche danach außer einem Bild auf Twitter vom Beginn nichts nach außen gedrungen.
Laut Bildunterschrift waren Ärzte- und Apothekerverbände und die Arzneimittelkommission anwesend, aber welche Patienten? Oder waren diese Kreise ihre "Vertreter"?
Die Öffentlichkeitsarbeit des Ministers und des Ministeriums in Richtung Patienten - dazu zählt auch das zweifelhafte Interview in der Stuttgarter Zeitung - erscheint inzwischen leider nur noch als von Ignoranz geprägte Beruhigungs- und Vertuschungskampagne.

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